Nach der Rückkehr aus Darmstadts jüngster Partnerstadt San Antonio hat Oberbürgermeister Jochen Partsch jetzt eine positive Bilanz dieser Reise gezogen, die er gemeinsam mit Vertretern und Vertreterinnen aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur unternommen hatte. „Die Delegationsreise der Wissenschaftsstadt Darmstadt zielte darauf ab, auf höchster Ebene in den für eine kommunale transatlantische Partnerschaft relevanten Arbeitsfeldern nicht nur eine kommunikative Basis zu schaffen, sondern durch den unmittelbaren Dialog konkrete Projekte zu entwickeln“, erklärte Partsch. „Dies ist uns in einer Vielfalt gelungen, welche die ganze Bandbreite stadtgesellschaftlicher Themen abdeckt, – und es geschah in einer von großer Herzlichkeit sowie von gegenseitigem Respekt geprägten Atmosphäre.“
Partsch verwies darauf, dass im Vorfeld der Reise bereits zahlreiche Kontakte zwischen Darmstadt und San Antonio geknüpft worden waren. So hatten in Folge der formellen Städtepartnerschaft schon am Tag der Verschwisterung im Oktober 2017 auch die TU Darmstadt (TUD) und die University of Texas at San Antonio (UTSA) einen Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Dies trifft auch auf die Akademie für Tonkunst zu. Auf kultureller Ebene hatte es bereits mehrfach Veranstaltungen auf Basis der Partnerschaft sowohl in Darmstadt als auch in San Antonio gegeben, ebenso Besuche von Wissenschaftlern und Unternehmensvertretern, angeregt durch die kommunale Kooperation. Zudem war eine Praktikumsstelle für eine Studierende oder einen Studierenden der Hochschule Darmstadt beim Rivard Report (Online-Tageszeitung) in San Antonio eingerichtet worden, die von der VRM-Verlagsgruppe unterstützt wird. Auch auf schulischer Ebene gab es bereits intensive Begegnungen.
„Ich gebe hier nicht nur meinen Eindruck wieder“, betonte Partsch. „Alle Rückmeldungen von Teilnehmern und Teilnehmerinnen der jetzigen Reise belegen den Wert des unmittelbaren Austauschs – und nebenbei auch das Gefühl der Freundschaft und des Willkommenseins, das uns in San Antonio zuteil wurde. Derlei Ergebnisse sind nicht im Wege von Briefen, E-Mails oder bei Telefon- und Videokonferenzen zu erreichen.“
Als Beispiele führte der Oberbürgermeister etliche der Kontakte und Kooperationen auf, die sich beim jüngsten Texas-Besuch der Darmstädter Delegation ergaben.
Wirtschaft und Wissenschaft
– Zwischen der TUD und der UTSA wurde die Partnerschaft in großer akademischer Bandbreite vertieft, unter anderem beim Studierenden- und Lehrendenaustausch, bezüglich der Vorbereitung eines Doppel-Promotionsabkommens, bei der Forschungskooperation, der Planung von Veranstaltungen im Rahmen des Deutschlandjahres in den USA in San Antonio und eines Stipendienprogramms (die letzten beiden Punkte unter Einbeziehung weiterer Partner in San Antonio).
– Die Hochschule Darmstadt baut einen zuvor noch nicht bestehenden Kontakt zur Texas A&M University auf, der beiderseits als vielversprechend angesehen wird.
– ESA und ESOC besprachen eine mögliche Zusammenarbeit mit Fachbereichen der UTSA und vertieften die bestehende Kooperation mit dem Southwest Research Institute (SwRI), wobei es Ende März zu einem Gegenbesuch kommen wird.
– Die Schader-Stiftung vereinbarte einen Aufenthalt von Studierenden der Politikwissenschaft der UTSA in Darmstadt im Sommer 2019 sowie weitere Austauschprojekte bei den Sozialwissen-schaften und der der wissenschaftlichen Beschäftigung mit globalen Migrationsfragen.
– Das Fraunhofer SIT konnte neben dem wissenschaftlichen Austausch mit den Partnerorganisationen in San Antonio (UTSA, SwRI) Kooperationsmöglichkeiten mit IT-Unternehmen/Start-ups sondieren.
– Die Heag Holding AG hat für Tochterunternehmen im Stadtkonzern (etwa die Heag mobilo GmbH) Kontakte sowohl zu vergleichbaren Unternehmen in San Antonio als auch zu Start-ups und wissenschaftlichen Institutionen aufgebaut, die in konkreten Projekten umgesetzt werden.
– Die Entega AG und ihr Pendant in San Antonio, CPS Energy, arbeiten auf Basis der Ergebnisse der Delegationsreise an einem Mitarbeiteraustauschprogramm, das in einem ersten Schritt Mitarbeiter der Handelseinheiten umfassen soll, um diese insbesondere in den Stromhandel in den USA und in Europa einzuführen.
– Die Döhler-Group konnte vielversprechende Geschäftskontakte knüpfen. Darüber hinaus wird das Unternehmen auch Ziel von Besuchen von Schülergruppen aus San Antonio im Sommer 2019 sein: ein wenn auch kleiner Baustein, der die übergreifende Wirkung der Delegation gut zeigt.
– Darmstadt unterstützt die Eigentümerfamilie der Frost Bank, San Antonio, deren Wurzeln ins Darmstadt des 19. Jahrhunderts zurückreichen, bei der Ahnenrecherche.
– Eckpfeiler einer formellen Rahmenvereinbarung zwischen den Städten, die vom Economic Development Department (San Antonio) und dem Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung (Darmstadt) erarbeitet wurden, sind definiert worden. Die Vereinbarung zielt darauf ab, dass die Städte einander im Bereich der Wirtschaftsförderung und -entwicklung und insbesondere bei der Gründungsförderung (Start-ups) beim Zugang zu den jeweiligen Märkten unterstützen und Unternehmen nach jeweiliger Empfehlung und Abstimmung beraten und betreuen – wobei die Darmstädter Wirtschaftsförderung bereits ein gutes Firmenkontaktnetzwerk in San Antonio aufbauen konnte. Die Vereinbarung soll im Laufe des Jahres zur Unterschriftsreife gebracht werden.
Schulen
Die mittel- und langfristigen Ziele der Zusammenarbeit mit Partnern in San Antonio sowohl der Wissenschaftsstadt Darmstadt als auch des Hessischen Kultusministeriums entsprechen im Wesentlichen den Zielen, die in den Programmrichtlinien für Schulpartnerschaften mit den Vereinigten Staaten von Amerika – dem German-American-Partnership Program (GAPP) – genannt werden. Kurzfristiges Ziel der Delegationsreise war zunächst, Strukturen aufzubauen und Kontakte zu knüpfen, um den künftigen Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Lehramtsstudierenden aus Darmstadt und San Antonio zu ermöglichen. Von besonderem Interesse war die Frage, ob neben Schulpartnerschaften für allgemeinbildende Schulen (Sekundarstufe) auch Interesse an Partnerschaften mit berufsbildenden Schulen besteht. Über den klassischen Schulaustausch hinaus wurden auch mit den dortigen Hochschulen (UTSA und Texas A&M University) die Fragen nach Schulpraktika für Lehramtsstudierende oder Fortbildungen für Lehrkräfte und Schulleitungen in der Partnerstadt besprochen. Konkrete Vorhaben:
– Die Heinrich-Emanuel-Merck-Schule (HEMS) plant einen Schüleraustausch mit Alamo Academies, außerdem den Austausch von Technikerinnen und Technikern (Startups) mit Scaleworks, Filestack, Chargify.
– Das Staatliche Schulamt plant in Zusammenarbeit mit Darmstädter Schulen und STEM Education & Instructional Technology, COEHD-Department of Interdisciplinary Learning and Teaching der A&M University die Hospitation von Lehramtsstudierenden in Schulen.
– Mögliche Wiederauflage einer von der Fulbright-Kommission finanzierten zweiwöchigen Fortbildung für Lehrkräfte „Diversity in U.S. Education“ in San Antonio.
– Besuch einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Schulen in SAT, organisiert von „Summer of School“ (1. bis 6. Juli 2019). Trotz Ferienzeit in Deutschland geplanter Besuch von Schulen (Schulleitung, Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern).
– Gemeinsam mit der Servicestelle Internationale Begegnungen des HKM soll versucht werden, über das Programm „Fremdsprachenassistenzkräfte in Deutschland / Foreign Language Assistants in Germany“ des Pädagogischen Austauschdiensts Verbindungen zwischen San Antonio und Darmstadt zu ermöglichen.
– Das Staatliche Schulamt prüft gemeinsam mit Darmstädter Schulen und Vertretern der University of Texas at San Antonio das Austauschpotenzial von zwölf High Schools in San Antonio, die sich aktiv an „Sprachfest“ (www.sprachfest.org) beteiligen.
Kultur
Auf der Ebene des Kulturaustausches wurde an die bereits aufgebauten Kontakte angeknüpft:
– Mit Blue Star Contemporary wurde der Austausch mit den Stipendiaten, die in Berlin einen Aufenthalt finanziert bekommen, besprochen. Die Schader-Stiftung plant hier die Kooperation durch Residence von Künstlerinnen und Künstlern im Haus Schader ab 2020 mit interdisziplinärem Arbeiten in der Galerie der Schader-Stiftung.
– Mit dem Institute of Texan Cultures wurde eine Ausstellung über die Künstlerkolonie Darmstadt im Jahr 2021 vereinbart. Die Ausstellungsräume wurden bereits besichtigt und ein Termin anvisiert.
– Mit der UTSA ist ein Austausch zum Thema Kunst und Kultur um 1900 geplant als Rahmenprogramm zur geplanten Künstlerkolonie-Ausstellung im Institute of Texan Cultures (Vorträge und Seminare zur Künstlerkolonie Darmstadt).
– Mit dem World Heritage Office & Office of Historic Preservation fand intensiver Austausch und Beratung bezüglich der Organisation und Öffentlichkeitsarbeit einer Welterbestätte statt.
– Mit dem McNay Art Museum wurden mögliche Ausstellungsvorhaben und Leihgabenverkehr besprochen.
– Der Dirigent des Symphony-Orchestra San Antonio plant bei seiner Europa-Reise Station in Darmstadt zu machen.
– Musical Bridges Around the World plant ein “Weltmusik-Konzert“ in Darmstadt.
– Angeregt durch den Austausch wird ein neues Künstler-Stipendien-Programm (Artist in Residence) im Atelierhaus Park Rosenhöhe entwickelt.
Jugend
Es wurden zahlreiche Gespräche mit Jugendorganisationen geführt, bei denen bereits konkrete Projekte geplant sowie Ideen für mögliche Austauschprojekte diskutiert wurden:
– Im Rahmen des Besuchs der SOS-Schülergruppe vom 1. bis 6. Juli 2019 werden die Schüler und Schülerinnen aus San Antonio unter anderem vom Verein Rope betreut und Freiwilligen¬dienst beim Heinerfest leisten.
– Das Kulturamt San Antonio und das Youth Orchestra San Antonio planen die Teilnahme von jungen Musikerinnen am Darmstädter Internationalen Jugendorchester (September 2019) und an der Orchesterreise nach Freiberg.
– Das Youth Orchestra of San Antonio plant für 2020 einen Besuch in Darmstadt. Dieser Besuch wird auch dafür genutzt werden, um Kontakte mit Schulen und Schülerinnen und Schülern herzustellen oder zu intensivieren.
– Teilnahme von Jugendlichen aus San Antonio am „Internationalen Camp“ der Jugendförderung der Wissenschaftsstadt Darmstadt.
– Teilnahme von Jugendlichen aus San Antonio an den Internationalen Schülerspielen.
– Fachkräfteaustausch zu aktuellen Jugend- und Bildungsthemen.
Sport
Im Rahmen der Delegation wurde ein zuvor nicht bestehender, persönlicher Kontakt zwischen den beiden Vereinen mit professioneller Fußball- und Jugendabteilung SV Darmstadt 98 und San Antonio FC aufgebaut, die hinsichtlich etwa der Liga-Zugehörigkeit und anderer Aspekte interessante Kompatibilitäten aufweisen.
„Dies ist nur ein kleiner Überblick aus der Fülle der Erfahrungen, die alle Teilnehmer der Darmstädter Delegation an den wenigen Tagen in San Antonio gemacht haben“, erklärte Oberbürgermeister Partsch. „Spürbar war, dass hier ein Netz aus Beziehungen entsteht, das sich zwischen den Menschen beider Städte spannen wird – ein Netz des Interesses aneinander und der Achtung voreinander.“
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt