Antwort auf Große Anfrage der SPD: OB Partsch erläutert Ziele und Erfolge der Darmstädter Wirtschafts- und Klimapolitik

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In seiner Antwort auf eine Große Anfrage der Darmstädter SPD zu einer ‚Klimaneutralen, sozialökologischen und europäisch orientierten Wirtschaftspolitik‘ hat Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent Jochen Partsch die Ziele und Erfolge der Darmstädter Wirtschafts- und Klimapolitik erläutert und dabei besonders die Alleinstellungsmerkmale und Stärken des Standorts Darmstadt hervorgehoben. Dazu der OB: „Eine innovative, sozialökologische Wirtschaft und Wissenschaft ebenso wie der Wille, die zur Bekämpfung des Klimawandels unumgängliche ökologische Wende aktiv zu gestalten, sind Alleinstellungsmerkmale unserer Stadt, die für die Zukunftsfähigkeit des Standorts essentiell sind.“

Grundsätzlich werde in Darmstadt eine Wirtschaftsförderungsstrategie verfolgt, „welche die Vorteile hoher Krisenresilienz im Sinne der Vermeidung von anfälligen Monostrukturen und der Nutzung der Potenziale, die sich aus dem wissenschaftlichen Umfeld ergeben, optimal nutzt“, so der OB. Das Wirtschaftsleben werde dabei im Kern von Clustern getragen, die sich in und um die Branchen Chemie/Pharma/Biotech, IT, Maschinenbau/Elektrotechnik, Weltraum- und Satellitentechnik, Kosmetik sowie in einem stetig bedeutsamer werdenden Maße im Bereich ökologischer Wirtschaftsformen gruppieren. Bedeutsam ist – im Gegensatz zu anderen wissenschaftsgeprägten Städten – der produzierende Kern, so dass die Wirtschaft in Darmstadt tatsächlich die gesamte Spannbreite der Wertschöpfungsketten abzudecken vermag. Die Wissenschaft ist als Kunde und Partner dabei der Wirtschaft gleichgestellt. Ansiedlungsbemühungen und Bestandsentwicklung gelten für wissenschaftliche Institutionen in gleicher Weise wie für Unternehmen. „Hervorzuheben sind außerdem die Bemühungen des Magistrats um ausgewogene und räumlich sinnvoll angeordnete Strukturen im Einzelhandel sowie in vergleichbarer Weise um das Klinik- und Gesundheitssystem und die sozialen Infrastrukturen sowie Pflegeeinrichtungen jeglicher Art“, so Partsch.

Teil des besonderen Darmstädter Ökosystems von Wirtschaft, wissenschaftlichen Institutionen sowie Politik und Verwaltung sind die Unternehmen der Stadtwirtschaft, mit deren Hilfe es dem Magistrat unmittelbar möglich ist, besondere – zum Beispiel ökologische und soziale – Impulse zu setzen und städtische Ziele umzusetzen, wie der OB erklärt. „Die Unternehmensstrategie der kommunalen Beteiligungen wird durch die Stadtwirtschaftsstrategie der Wissenschaftsstadt Darmstadt, die unter Federführung der HEAG Holding AG regelmäßig aktualisiert und weiterentwickelt wird, maßgeblich vorgegeben und umfassend unterstützt. Hinsichtlich seiner städtischen Unternehmungen verfügt Darmstadt relativ zur Stadtgröße über ein qualitatives und quantitatives Instrument wie kaum eine andere Stadt in Deutschland“, erläutert OB Partsch.

Ein wichtiger Schwerpunkt der Wirtschaftsförderung ist in diesem Zusammenhang die Förderung von Unternehmensgründungen, um zu einer stetigen Erneuerung der Wirtschaftsstruktur beizutragen und Innovationen zu begünstigen. Zu diesem Teilarbeitsfeld zählt das Technologie- und Gründerzentrum HUB31, als einzigartiges Jointventure zwischen der IHK Darmstadt und der Stadt, sowie die Beteiligung als Gesellschafter an der Cesah GmbH Centrum für Satellitennavigation Hessen – unter anderem gemeinsam mit dem Land Hessen und der TU Darmstadt – die Startups im Bereich der Weltraum- und Satellitentechnik in Zusammenarbeit mit der European Space Agency ESA befördert.

Wesentlicher Bestandteil der Maßnahmen der Wirtschaftsförderung ist die intensive Standortberatung und Begleitung von Neuansiedlungen und die Bestandsentwicklung. Zu den herausragenden Beispielen dieser Tätigkeiten zählen in jüngerer Zeit etwa die Ansiedlung der Firmenzentrale des größten deutschen Bio-Einzelhändlers Alnatura, die Ansiedlung der Firmenzentrale des Batterieherstellers für die ökologische Mobilitätswende und Startups aus der TU Darmstadt Akasol auf den Kelley-Barracks wie auch der massive Standortausbau der Firma Döhler auf den westlichen Konversionsarealen.

Wie erfolgreich dieses Vorgehen ist, lasse sich anhand der Entwicklung der Beschäftigung in Darmstadt ablesen. Im Zeitraum vom 31. Dezember 2009 bis 31. Dezember 2019 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 87.670 auf 107.001. Im Vergleichszeitraum bewegte sich die Zahl der Erwerbstätigen von 122.500 auf 138.200. „Dies ist ein Ergebnis der Arbeit der verschiedenen, eng verzahnten und vertrauensvoll kooperierenden wirtschafts- und wissenschaftsrelevanten Institutionen in Darmstadt, maßgeblich darunter der Politik des Magistrats, die nachhaltiges Wirtschaften unterstützt und fördert, mithin also im echten Wortsinn wirtschaftsfreundlich ist“, erklärt OB Partsch.

Im Rahmen der Wirtschaftsentwicklung sei es dem Magistrat in den letzten Jahren zudem gelungen, ein veritables Cluster ökologisch orientierter Unternehmen aufzubauen. Darmstadt sei hier auf dem Weg zu einem führenden Standort in Deutschland. Wesentliche Neuansiedlungen gehen in diese Richtung – etwa Alnatura und Akasol – und erweitern das bereits bestehende Portfolio zum Beispiel im Bereich des Ingenieur-Consultings (beispielsweise Deutschland-Niederlassung Arcadis, Krebs+Kiefer) und der ökologischen Energiewirtschaft.

„Gerade hierbei ist anzusprechen, dass der Umbau der Entega AG zu Deutschlands größtem Anbieter von Ökostrom für Gewerbekunden und einem der führenden Akteure für ökologische Energieversorgung für Privatkunden vom Magistrat maßgeblich begleitet und vorangetrieben wurde“, so der OB. Die Stadt hat außerdem begonnen, Grundstücksverkäufe an gewerbliche Akteure mit Anforderungen an eine energieeffiziente Bauweise zu verbinden und berät Unternehmen bei jeglichen Baumaßnahmen intensiv in dieser Hinsicht. Als Teil des Sofortprogramms zum Klimaschutz wird aus den Dezernaten I und V heraus in 2021 zudem ein gemeinsames Angebot an die lokalen Unternehmen im Rahmen von Ökoprofit zur Senkung der Betriebskosten bei gleichzeitiger Schonung der natürlichen Ressourcen aufgelegt.

Der Magistrat und die Stadtwirtschaft sind zudem Pioniere der Sharing Economy, die darauf abzielt, die Collaborative Consumption, den Gemeinschaftskonsum, zu intensivieren und so Umwelteffekte zu erzielen sowie gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. So wird das Thema Carsharing zur Erreichung einer ökologischen Mobilitätswende seit Langem insbesondere über den Anbieter book-n-drive im Bestand sowie in allen Neubaugebieten forciert. In der Lincoln-Siedlung ist das Modell sogar unmittelbar mit Mietverträgen gekoppelt. Das Ludwigshöhviertel wird folgen. Lokale Partner von book-n-drive mit unmittelbarer Anbindung an den Magistrat sind die Dadina, die HEAG Holding AG, die HEAG mobilo und die Bauverein AG.

Vergleichbar stellt sich die Situation beim Bikesharing dar. Das Fahrradmietsystem Call a bike in Darmstadt basiert auf einer Vereinbarung zwischen Deutsche Bahn Connect, HEAG mobilo sowie dem AStA der Hochschulen Darmstadts. Das kostenfreie Projekt Heinerbike im Lastenradsharing ist wiederum eine Kooperation zwischen der Stadt und dem Verein Transition Town (gefördert vom Land Hessen). Im Technologie- und Gründerzentrum HUB31 von Stadt und IHK entstand ein weiteres Lastenradsharing-Angebot in Form des Startups Sigo, welches seine selbst entwickelten Räder vorrangig in Kooperation mit Wohnbauunternehmen, darunter nicht zuletzt die Nassauische Heimstätte und die Bauverein AG, platziert.

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist darüber hinaus Gründungsmitglied des Netzwerks Deutscher Biostädte zur Förderung und Promotion von ökologischer Produktion und Vermarktung mit einem Schwerpunkt auf Bioernährung. Der Leiter des Amts für Wirtschaft und Stadtentwicklung ist zweiter Vorsitzender des zugehörigen Vereins Deutscher Biostädte. In diesen Zusammenhang ist auch die Ansiedlung von Alnatura in Darmstadt zu stellen, ebenso wie die Unterstützung der Stadt für den integrativen Lern- und Begegnungsort Hofgut Oberfeld. Das Hofgut Oberfeld und der Eichwaldhof im Westen der Stadt sind biodynamisch betriebene Leitbetriebe der Landwirtschaft in Darmstadt.

Eng mit der Biostadt-Idee verknüpft, ist die Ökomodellregion Süd. Seit Sommer 2018 ist die Wissenschaftsstadt Darmstadt zusammen mit den Landkreisen Darmstadt-Dieburg, Odenwaldkreis und dem Kreis Groß-Gerau die „Ökomodellregion Süd“. Mit dem Ziel, die Landwirtschaft auf ökologische Wirtschaftsweise umzustellen, werden in den nächsten Jahren in vielen wichtigen Handlungsfeldern unterstützende Strukturen dafür geschaffen. Darmstadt war zeitweise die einzige hessische Großstadt, die in einer solchen Ökolandbau-Modellregion aktiv und auch räumlich entsprechend einbezogen war.

Auch im Bereich Tourismus spielt Nachhaltigkeit – ökologische, aber auch ökonomische und soziale Nachhaltigkeit – eine immer größere Rolle. In diesem Bereich lässt sich Darmstadt als nachhaltige Destination zertifizieren. Dafür begleitet die Agentur TourCert gGmbH seit Februar 2020 die Darmstadt Marketing GmbH, die für die Stadt touristische Aufgaben übernimmt und innerhalb der Verwaltung beim Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung geführt wird. Darmstadt Marketing wird das TourCert Corporate Social Responsibility-System (CSR-System) zur transparenten Bewertung und kontinuierlichen Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung einführen und bewirbt sich um die Vergabe des TourCert-Siegels als offizielle Auszeichnung für Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung im Tourismus.

Darmstadt Marketing ist seit November 2020 außerdem Mitglied in der „Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele“, einem Netzwerk von Destinationen, die gemeinsam den Tourismus von morgen gestalten möchten – für eine nachhaltige Entwicklung des Deutschlandtourismus.

Auch im Zuge der Welterbe-Bewerbung spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Im Managementplan ist Nachhaltigkeit in allen Bereichen verortet, wie beispielsweise bei der Besucheranreise und -lenkung, dem Gebäudemanagement, dem Erhalt der Anlage und im Projektmanagement. Nicht zuletzt erfolgt parallel die Sanierung der Ausstellungshallen auf der Mathildenhöhe denkmalschutzgerecht mit dem höchsten denkbaren energetischen Standard.

Abschließend sei darüber hinaus ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Kongresswesen in Darmstadt als wichtiger Teil des Geschäftsreisesegments nachhaltig aufgestellt ist. Das Wissenschafts- und Kongresszentrum darmstadtium ist unter anderem das erste deutsche Kongresszentrum mit DGNB-Zertifikat für die nachhaltige Gesamtperformance des Gebäudes, Gewinner des Wettbewerbs „Büro & Umwelt 2014“ und erreichte 2019 den 3. Platz als nachhaltigstes Büro Deutschlands.

„Das aktuell gültige und das neu aufzustellende Klimaschutzkonzept, das Sofortprogramm Klimaschutz, der Masterplan DA 2030+ und zukünftig der zugehörige Mobilitätsplan, die Handlungsempfehlungen des Runden Tisches Wald, die Stadtwirtschaftsstrategie, der Nachhaltigkeitsbericht der Darmstädter Stadtwirtschaft sowie zahlreiche weitere städtische Konzepte und Leitlinien folgen der Idee und der Notwendigkeit der ökologischen und sozialen Transformation des urbanen Gemeinwesens, ebenso wie dies Motiv des Handelns des hauptamtlichen Magistrats insgesamt ist“, erklärt OB Partsch.

Im Rahmen der Neuaufstellung des integrierten, ambitionierten und richtungsweisenden Klimaschutzkonzeptes der Wissenschaftsstadt Darmstadt wird der Klimaschutzbeirat – in welchem auch alle Fraktionen vertreten sind und sich entsprechend einbringen können – engmaschig und transparent informiert und fachliche Beteiligung ermöglicht und gefördert.
Darüber hinaus erstellt die Wissenschaftsstadt Darmstadt jedes zweite Jahr den Nachhaltigkeitsbericht der Darmstädter Stadtwirtschaft. Dieser wird online auf https://nachhaltigkeit.heag.de veröffentlicht. Die nächste Veröffentlichung ist für März/April 2021 geplant.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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