Am 17. Oktober 2013 feiern wir Georg Büchners 200. Geburtstag. Unter der Schirmherrschaft des Staatsministers für Kultur und Medien Bernd Neumann und des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier zeigt die Landesausstellung „Georg Büchner – Revolutionär mit Feder und Skalpell“ eine umfassende multimediale Präsentation zu Leben und Werk des Dichters, Revolutionärs und Naturwissenschaftlers. Sie ist der Höhepunkt der Georg-Büchner-Gedenkjahre 2012/13 und belegt, wie viel Gegenwart in Büchners Schriften sowie seinen politischen und wissenschaftlichen Aktivitäten bis heute steckt.
Das aufwendige Projekt mit einem Budget von zwei Millionen Euro, über 400 Ausstellungsobjekten, 612 Seiten Katalog und einer eigens für das darmstadtium entwickelten Ausstellungsarchitektur ist eine Zusammenarbeit des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt mit der Büchner-Forschungsstelle Marburg. Sie wurde ermöglicht vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Kulturstiftung des Bundes, dem Land Hessen, der Kulturstiftung der Länder, der Hessischen Kulturstiftung, der Sparkasse Darmstadt, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie der Wissenschaftsstadt Darmstadt.
Eva Kühne-Hörmann, Hessische Ministerin für Kunst und Wissenschaft, hebt hervor: „Georg Büchner hat ein schmales, aber hoch bedeutendes Werk hinterlassen, dessen Faszination bis heute ungebrochen ist. Die Landesausstellung in Darmstadt nimmt als Höhepunkt der Gedenkjahre den „Kosmos Büchner“ in den Blick, die ganze Bandbreite eines Genies, das mit seiner Strahlkraft weit über Landesgrenzen und Zeitgrenzen hinweg Bedeutung erlangte. Hessen ist stolz auf den Schriftsteller, Revolutionär und Naturwissenschaftler Georg Büchner.“
Jochen Partsch, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt, konstatiert begeistert: „Darmstadt ehrt seinen großen Dichter Georg Büchner jetzt auch in dieser fulminanten Ausstellung. Sie riskiert einen ganz neuen Blick auf das Multitalent und bedient sich dabei sämtlicher Möglichkeiten moderner Ausstellungskunst. Die bis heute brennende Aktualität seines Werkes spiegelt sich in den gekonnt zusammengestellten Exponaten, wie etwa Originalmanuskripten, Filmprojektionen und multimedialen Inszenierungen wider. Im darmstadtium wird Büchner noch dazu an einen Ort verbracht, der ihm in seiner markanten und modernen Positionierung mitten im Darmstädter Leben sicher besonders gefallen hätte. Diese Ausstellung ist ein Bekenntnis der Wissenschaftsstadt Darmstadt und eine Liebeserklärung an einen Mann, der vor über 175 Jahren messerscharf die Brisanz der bis heute gültigen, relevanten Kernthemen unserer Gesellschaft erkannte.“
Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, die zusammen mit dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain zu den Hauptförderern der Ausstellung gehört, betont: „Was die Literaturgeschichte Georg Büchner zu verdanken hat, steht heute außer Frage. Doch gerade in diesen politisch turbulenten Tagen dürfen wir fragen, ob wir noch immer von ihm lernen können. Idealerweise wird diese Ausstellung dazu beitragen, solcherlei Fragen präziser stellen und vielleicht sogar beantworten zu können.“
Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, ergänzt: „Büchners Gedanken und sein außergewöhnliches Werk weisen weit über seine Zeit hinaus. Ich freue mich sehr, dass der Kulturfonds dazu beitragen kann, mit dieser Ausstellung mehr über Georg Büchners Werk, seine zeitliche Einbettung und seine fast zeitlose Aktualität zu vermitteln.“
Und Lars Wöhler, Geschäftsführer Wissenschafts- und Kongresszentrum, führt aus: „Das darmstadtium erfährt mit der großen Landesausstellung einen der absoluten Höhepunkte in seiner noch jungen Geschichte. Dies vor dem Hintergrund, da mit Georg Büchner einem der bedeutendsten und bis heute einflussreichsten Söhne unserer Stadt gedacht wird. Mit dem Ausbau des Saals ferrum wird das darmstadtium baulich vollendet und ein bisher verborgener Raum einer breiten und zugleich interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.“
DIE AUSSTELLUNG
„Georg Büchner ist nicht nur Literatur- und Kulturgeschichte ersten Ranges. Georg Büchner ist Weltwissen“, so Ausstellungskurator Dr. Ralf Beil. Der Dichter, Revolutionär und Naturwissenschaftler (1813-1837) stellt in seinen Schriften Fragen von brennender Aktualität. Mehr noch: Er spricht, obwohl vor 200 Jahren geboren, unsere Sprache. Wer war dieser Mensch, der bis heute gültige Grundeinsichten formuliert, mit gleicher Begeisterung einen revolutionären Umsturz, philosophische Studien und naturwissenschaftliche Forschungen betrieben und – gewissermaßen nebenbei – Weltliteratur geschrieben hat? Was hat der Autor von „Woyzeck“, „Lenz“ und „Danton’s Tod“ gesehen? Was hat er gehört? Was hat er gelesen? Welche Menschen haben ihn geprägt?
Ein neuer Blick auf Büchner
Es geht in dieser Ausstellung um nicht weniger als einen neuen Blick auf Büchner. Die suggestive Inszenierung von Leben und Werk im darmstadtium mit Originalmanuskripten, Multimedia-Installationen, Gemälden, zeithistorischen Objekten, Filmprojektionen und Hörstationen lässt die Besucher sowohl räumlich als auch gedanklich in Büchners Welt eintauchen. „Wir stellen Büchners Wort aus. Wir zeigen, was Büchner gesehen hat. Wir bringen zu Gehör, was Büchner gehört hat. Und wir erschließen neue Tiefendimensionen der Texte Büchners, indem wir sie mit dem ihnen zugrunde liegenden Bildreservoir aus Literatur, Wissenschaft, Natur- und Kunstgeschichte kurzschließen“, so Ralf Beil.
Der Schreibstratege bei der Arbeit
Zudem eröffnet die Ausstellung erstmals die faszinierende Möglichkeit, diesem großen Schreibstrategen der Weltliteratur bei der Arbeit zuzuschauen. Dank eigens für die Ausstellung realisierter Filme und Medientechnik können Büchners Forschungen und Textmontagen unmittelbar nachvollzogen und für heutige Augen erschlossen werden. Der zeitliche Bogen des kulturhistorisch-biografischen Panoramas spannt sich von der Völkerschlacht bei Leipzig, an deren zweitem Tag Büchner geboren wird, bis hin zur Rezeption des Revolutionärs mit Feder und Skalpell in Literatur, Musik, Politik, Theater- und Filmkunst unserer Tage. Nochmals Ralf Beil: „Georg Büchner, sein Werk und seine Zeit werden lebendig – als früher Spiegel der bis in unsere Gegenwart fortwirkenden Moderne.“
Literaturhistorische Sensationen
Eine literaturhistorische Sensation ersten Ranges ist die Präsentation der wieder aufgetauchten Zeichnungen und des Tagebuchs von Büchners Freund Alexis Muston. Sie können dank der großzügigen Leihgabe des Frankfurter Goethe- Hauses zum ersten Mal überhaupt einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bislang waren nur schlechte Schwarz-Weiß-Fotografien dieser Porträts bekannt, die Werke selbst galten bis vor wenigen Wochen als verschollen und wurden nun im französischen Privatbesitz wieder aufgefunden. Auch das bereits im Frühjahr neu entdeckte Büchner- Porträt mit Notenblatt von August Hoffmann aus dem Jahre 1833 wird erstmals in einer Ausstellung gezeigt. Es wird in dem eigens entwickelten Ausstellungskapitel „Rollenspiele der Liebe“ präsentiert werden und für eine signifikante Erweiterung des bisherigen Büchner- Bildes sorgen.
WEITERE INFORMATIONEN ZU AUSSTELLUNG, ARCHITEKTUR UND AUDIOGUIDE
Eröffnungsfeier
Die festliche Eröffnungsfeier der Landesausstellung „Georg Büchner. Revolutionär mit Feder und Skalpell“ findet am 12. Oktober 2013 um 18.30 Uhr im Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt in Anwesenheit des Staatsministers für Kultur und Medien Bernd Neumann und zahlreicher weiterer prominenter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur statt. Nicht ohne Grund, denn: „In Darmstadt entsteht derzeit nicht nur eine Ausstellung, sondern ein veritables Büchner-Museum auf Zeit“, so Dr. Ralf Beil, Direktor des Instituts Mathildenhöhe und Ausstellungskurator der Büchner-Schau.
Anlässe der Ausstellung
Äußerer Anlass der großen interdisziplinären Schau ist der 200. Geburtstag Georg Büchners, flankiert von der Uraufführung des Büchner-Dramas „Woyzeck“ vor 100 Jahren, am 8. November 1913. Innerer Anlass der Ausstellung ist die ungebrochene Aktualität der Schriften und der Sprache Georg Büchners jenseits historischer Wechselfälle. Die Ausstellung kann dabei auf den umfassenden Ergebnissen langjähriger Forschung zu Büchner aufbauen. Seit Sommer 2013 liegt der 18. und letzte Band der Marburger Büchner- Ausgabe vor. Prof. Dr. Burghard Dedner, Leiter der Forschungsstelle Georg Büchner an der Philipps-Universität Marburg, unterstreicht die wissenschaftliche Fundierung der Büchner- Schau: „Es ist ein ausgesprochen glücklicher Umstand, dass die Forschungsstelle Georg Büchner, die seit 1987 an der Herausgabe von Büchners Sämtlichen Werken und Schriften mit ausführlichen Kommentaren und Dokumenten arbeitet, im finalen Jahr zugleich an einer Ausstellung zu Georg Büchner mitwirken kann.“
Ausstellungsarchitektur
Eine besondere Herausforderung dieses hoch ambitionierten Projekts waren die räumlichen Rahmenbedingungen: Wegen der Sanierung des Ausstellungsgebäudes Mathildenhöhe findet die Ausstellung in eigens ausstellungstechnisch hergerichteten Räumen des darmstadtiums statt. Kurator Dr. Ralf Beil: „Es waren die aufwendigsten Ausstellungsvorbereitungen meines Lebens – der ertüchtigte Hauptsaal hat nicht eine gerade Wand. Wir haben Emporen, Zimmer, Korridore und riesige Raumpodeste gebaut, um jeden Quadratmeter des Saals zu bespielen.“ Die Büchner-Ausstellung umfasst insgesamt rund 1000 Quadratmeter im darmstadtium. Über einen vom Kongressbetrieb unabhängigen Treppeneingang oder Tiefgaragenlift kommen die Besucher in die bisherige Lounge des darmstadtiums, die mit ihren 300 Quadratmetern für die Dauer der Schau als Entrée sowie als großes Finale der Ausstellung dient: Hier wird das Kapitel „Woyzeck und die Folgen“ mit eindrucksvollen Videoprojektionen, Bühnenbildern und Szenenfotos, Originalkostümen, Marionettenpuppen, Büchner-Comics sowie Musikeinspielungen zu erleben sein. Einen Stock höher eröffnet sich auf den 700 Quadratmetern des großen Saales Büchners Welt – von seiner Geburt 1813 bis zu seinem frühen Tod im Schweizer Exil 1837.
Panorama
Rund 400 Objekte vereinen sich zu einem einmaligen Panorama von Büchners Leben und Werk, das neue Blicke und Perspektiven auf den Revolutionär, Naturwissenschaftler und Schriftsteller ermöglicht. Gemälde, Zeichnungen und Grafiken von Caspar David Friedrich, Jacques Louis David und Rembrandt, Karikaturen von Daumier, Originalmanuskripte und Lebenszeugnisse von Georg Büchner, Guillotine und Druckerpresse, anatomische Objekte, Skulpturen, Tierpräparate, optisch-physikalische Instrumente, historische Automaten, Klanginstallationen, Multimediastationen zu Büchners Schreibstrategien und vieles mehr erwarten die Besucher. Nochmals Dr. Ralf Beil: „Ein besonderer Höhepunkt der Schau ist die Rekonstruktion des Zürcher Sezier-, Schreib-, Schlaf- und Sterbezimmers von Büchner, das durch die darin aufgefundenen Manuskripte zu einer Schatzkammer der Weltliteratur wurde. Buchstäblich auf fünf mal drei Quadratmetern kulminiert hier Büchners Leben, Tod und Wirkung.“
Audioguide
„Man muss nur Aug und Ohren dafür haben“, lässt Georg Büchner Lenz im Kunstgespräch sagen. In dieser Ausstellung ist Büchner mit allen Sinnen zu erleben. „Die Schau ist ein einziges großes Mosaik, eine dreidimensionale Bild-, Ton- und Textcollage auf den Spuren von Büchners Leben und Werk. Sie ist der Versuch, dem Menschen Büchner und seinen Erfahrungen so nahe wie möglich zu kommen“, so der Ausstellungskurator. Der Audioguide mit 128 Text- und Toneinspielungen – Klängen, die Büchners Leben begleiteten, sowie Büchners Originaltexten, gelesen u.a. vom Schauspieler Max von Pufendorf und Helge Heynold in Zusammenarbeit mit hr2-kultur und produziert von tonwelt, Berlin – ist deshalb integraler Bestandteil dieses außergewöhnlichen Großprojekts zur Kulturgeschichte der Literatur, Politik und Naturwissenschaft um 1800.
DAS KATALOGBUCH
Zur Ausstellung erscheint das umfassende Katalogbuch „Georg Büchner – Revolutionär mit Feder und Skalpell“, ein Büchner-Kompendium in Wort und Bild, herausgegeben von Ralf Beil und Burghard Dedner im Hatje Cantz Verlag, mit Essays von Ralf Beil, Arnd Beise, Roland Borgards, Dietmar Dath, Burghard Dedner, Kurt Drawert, Nora Eckert, Michael Hagner, Ariane Martin, Peter von Matt u.a. sowie literarischen und philosophischen Texten u.a. von Ludwig Börne, Luise Büchner, Elias Canetti, Paul Celan, René Descartes, Rudi Dutschke, Durs Grünbein, Elfriede Jelinek, Karl Marx, Robert Musil, Alexis Muston, Thomas Mann, Heiner Müller, Antonio Saura und Robert Walser, Gestaltung Koma Amok, Hardcover, 30 x 24,5 cm, 612 Seiten, über 400 Abbildungen, € 58 in der Ausstellung. Die Buchvernissage findet am 25. Oktober 2013 um 20 Uhr in der Orangerie Darmstadt im Rahmen der Lesung der diesjährigen Georg-Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff statt.
Ausstellungsort
darmstadtium Wissenschafts- und Kongresszentrum Darmstadt,
Schlossgraben 1, 64283 Darmstadt
Ausstellungsdauer
13. Oktober 2013 bis 16. Februar 2014
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr
Öffentliche Führung
Donnerstag 18 Uhr
Samstag 15 Uhr
Sonntag 11 und 15 Uhr
3 Euro zzgl. Museumseintritt
Begleitprogramm
Theaterinszenierungen, Filmvorführungen, Vorträge, Lesungen, Podiumsdiskussionen und Symposien mit zahlreichen Partner- Institutionen in und um Darmstadt (Detailinformationen im Ausstellungsflyer oder unter www.mathildenhoehe.eu)
Eintritt
inklusive Audioguide
10 Euro | 8 Euro ermäßigt
Familienkarte: 20 Euro
(zwei Erwachsene mit Kindern)
Flyer – Landesausstellung Georg Büchner (PDF)
Quelle: Institut Mathildenhöhe Darmstadt