Übernahme der Flüchtlingsunterkünfte in der Starkenburg-Kaserne durch das Land Hessen

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Am Donnerstag (27.08.15) hat das Land Hessen mit dem Regierungspräsidium Darmstadt nach rund zwei Wochen die Betreiberschaft der Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge in der Starkenburg-Kaserne von der Wissenschaftsstadt Darmstadt übernommen. In Darmstadt ist es in dieser Zeit gemeinsam mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, den professionellen Institutionen, der Stadtverwaltung und einem breiten Netzwerk von Initiativen aus der Bürgerschaft gelungen, menschenwürdige Lebensbedingungen für rund 600 Flüchtlinge – vor allem Frauen und Familien mit Kindern – zu schaffen und aktive Willkommenskultur zu leben.

„Ich danke allen, die sich in den letzten Tagen für das Wohl der Flüchtlinge eingesetzt haben, die aus Krisen- und Kriegsgebieten zu uns gekommen sind. Das Engagement der Darmstädter Bürgerschaft war und ist überwältigend: Ganz gleich, ob es um Kleider- und Spielzeugspenden oder praktische Hilfseinsätze vor Ort ging – die Bereitschaft, ohne Umschweife Menschen in Not beizustehen, ist faszinierend und nicht hoch genug wertzuschätzen.“, so Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Diese großartige Erfahrung wollen und müssen wir mit in die Zukunft nehmen.“

Der Darmstädter Oberbürgermeister appelliert an das Land Hessen, dieses bürgerschaftliche Engagement weiterhin zu nutzen und zu pflegen: „In Darmstadt hat sich aus der humanitären Notlage heraus spontan ein geradezu exemplarisches Netzwerk aus städtischen, gemeinnützig-professionellen und bürgerschaftlichen Kräften entwickelt. Es hat zehn Tage länger als ursprünglich geplant größte Handlungssicherheit, tiefe Ernsthaftigkeit und die besondere Freude gebracht, Menschen in Not helfen zu können.“ In neun Sitzungen des Krisenstabes und unzähligen Abstimmungsgesprächen zwischen den einzelnen Beteiligten haben alle Seiten in unbürokratischer und vorbildlicher Weise stets einen Weg gefunden, um die großen Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

„In Darmstadt haben wir die wunderbare Erfahrung gemacht, dass die vielfach geäußerte pessimistische Sichtweise von einer Gesellschaft, die der Aufnahme von Flüchtlingen skeptisch gegenübersteht, falsch ist.“, betont Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Darmstadt hat diese Menschen vielmehr herzlichst willkommen geheißen, mit offenen Armen und helfenden Händen empfangen.“

Seit dem Sonntag vor 12 Tagen, an dem die ersten Flüchtlinge in Darmstadt eingetroffen sind, haben sich die professionellen Hilfseinrichtungen von der Feuerwehr über die Stadtverwaltung und die Rettungsdienste bis hin zur Landespolizei mit den Initiativen aus der Darmstädter Bürgerschaft zu einem Netzwerk verbunden, das gemeinsam, koordiniert und erfolgreich gehandelt hat. Dass dies gelingen konnte, verdanken wir nicht zuletzt auch den Erfahrungen, die Stadt und Bürgerschaft in den letzten Jahren in den offenen Kommunikationsprozessen der Bürgerbeteiligung, der Sozialen Stadt, den Stadtteilgruppen sowie dem Arbeitskreis Asyl und dem Runden Tisch Asyl gemacht haben.

In Darmstadt ist es nicht nur gelungen, zielgerichtetes, angemessenes und unbürokratisches Verwaltungshandeln zu beweisen, sondern auch die beeindruckend hohe Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich an der Entwicklung ihrer Stadt aktiv zu beteiligen und mit zu entscheiden, einzubeziehen. Die Grundlagen dafür waren eine offene Informationspolitik, eine den Menschen zugewandte Verwaltungsstruktur und eine mitgestaltende Zivilgesellschaft, die sich den Werten von Toleranz und Humanität verpflichtet fühlt. Diese Bereitschaft ist durch die Erlebnisse der letzten Tage weiter befördert worden.

„Ich wünsche mir sehr, dass das Land seine Verantwortung für Flüchtlinge in ähnlicher Weise wahrnimmt“. richtet Oberbürgermeister Partsch einen Appell an das Land Hessen. „Es wäre fatal für die Integrations- und Aufnahmebereitschaft unserer Gesellschaft, wenn wir die Hilfs- und Teilnahmebereitschaft der Bevölkerung enttäuschen würden.“ Vom Land Hessen wünsche er sich, so Oberbürgermeister Partsch, eine klare Kommunikation und die Sicherstellung, dass die Bürgerschaft weiterhin aktiv einbezogen wird.

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt sieht in der Integration dieser in unserem Land Schutz suchenden Menschen auch eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Stärkung, eine große Chance. Insbesondere für das international bestens vernetzte Rhein-Main-Gebiet kann sich daraus eine zusätzliche positive Entwicklungsperspektive ergeben.

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt wird sich weiterhin für die Flüchtlinge vor Ort engagieren, obwohl die Betreiberschaft an das Land Hessen übergeben wurde. Die Stadt hält ihr Info-Telefon unter 06151/13- 2300 (Jörg Rupp) weiter aufrecht, auch der Kontakt per Mail unter buergerbeauftragte [at] darmstadt.de ist weiterhin möglich. Auch die Sammelstelle in der Niersteiner Straße 6 wird auf absehbare Zeit weiter betrieben werden. Der Spendenbedarf wird aktuell auf www.darmstadt.de und der Facebookseite der Wissenschaftsstadt Darmstadt bekannt gegeben.

Oberbürgermeister Jochen Partsch hat zudem einen wöchentlichen Jour-fixe mit Vertretern der Stadt und des Regierungspräsidiums eingerichtet, um Informationen auszutauschen, Problemlagen zu erörtern und notwendige Absprachen zu treffen.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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