Die Otto-Bartning-Stiftung hat am heutigen Dienstag, 10. März 2020, die Förderpreise für 2017 und 2018 an vier Studierende der TU Darmstadt (TUD) und der Hochschule Darmstadt (h_da) vergeben. Die Auszeichnung nahm Oberbürgermeister Jochen Partsch in der Kunsthalle Darmstadt vor. Die Preise erhielten Konstantin Martin Kirstein (TUD), Peter Lechner (h_da), Lilli Altrichter (TUD) und Dominik Metz (h_da).
„Ich gratuliere den Ausgezeichneten zu ihrer Arbeit, die mit dem Otto-Bartning-Preis gewürdigt wird“, sagte Partsch. „Ihre Arbeiten überzeugen durch intelligente und sensible architektonische Lösungen, damit sind sie zugleich wegweisend im Hinblick auf die Herausforderungen, vor denen der Städtebau in komplexen Zusammenhängen steht – klimatisch, ökologisch, gesellschaftlich. Die Auszeichnungen sind zugleich ein Leistungsbeweis für die gute Ausbildung in den Architekturfachbereichen der Technischen Universität und der Hochschule.“
Die Preise für 2017 gehen an Konstantin Martin Kirstein (TUD), Peter Lechner (h_da).
Konstantin Martin Kirstein stellt mit „Amatrice – Citta delle mille Finestre“ einen strategischen Rahmen für den Wiederaufbau der vom Erdbeben fast gänzlich zerstörten italienischen Stadt Amatrice vor. Ein größerer Baukörper wirkt als Initialzünder für den Wiederaufbau. Das zentrale Bauwerk ist zunächst als Behelfswohnanlage mit Kleinstwohnungen, Verwaltung und der Koordination der Baustelle für den Wiederaufbau geplant. Später ist die Nutzung als Gemeindezentrum mit Ausstellungflächen möglich. Kirstein studierte von 2010 bis 2018 Architektur an der TU Darmstadt. Studienbegleitende berufliche Erfahrungen sammelte er im Büro 03 Architekten, München, und bei Kaiser + Ney, Frankfurt. Seit 2018 arbeitet er im Büro MJRM, Darmstadt.
Peter Lechners Entwurf „Workscape“ für ein repräsentatives und kommunikatives Verwaltungsgebäude in Kassel betont die prägnante Achse der Wilhelmshöher Allee. Gleichzeitig wird ein campusartiges Quartier geformt, das als Stadtraum der Begegnung dient. Das Erscheinungsbild des neuen Hauptgebäudes ist rational, dabei gleichzeitig scharfkantig und modern. Nach einer Berufsausbildung zum Tischler studierte Lechner von 2009 bis 2017 Architektur an der Hochschule Darmstadt. Berufliche Stationen waren Steinwegarchitekten Kloft und Wenzel und das Architekturbüro Stephan Kollmann. Heute arbeitet er bei Opus-Architekten, Darmstadt.
Die Preise für 2018 gehen an Lilli Altrichter (TUD) und Dominik Metz (h_da).
Lilli Altrichter entwickelt mit ihrem Entwurf „Wohnmaschine“ auf dem Gelände des Güterbahnhofs Darmstadt die Vision eines neuartigen Wohnraums für 200 Menschen. Typologisch nimmt sie sich das Gewächshaus zum Vorbild. Sie unterscheidet dabei zwischen einem gedämmten und beheizten Kernhaus für die Privatsphäre der Bewohner und einer verglasten Mantelzone für Gemeinschaftsaktivitäten und Bepflanzung. Im städtebaulichen Konzept zeigt sich das Gebäude dem Gleisfeld wie der Stadt zugehörig. Altrichter studierte von 2012 bis 2019 Architektur an der TU Darmstadt. Während des Studiums absolvierte sie ein Praktikum bei Züblin AG Frankfurt und war als Werkstudentin bei Klaus Heim GmbH, Hanau, Marriot International, Eschborn und KVL Bauconsult Frankfurt tätig. Heute arbeitet sie bei KVL Bauconsult, Frankfurt.
Dominik Metz will mit seinem Entwurf „Digitale Meile – Third Mission – Die Hochschule auf die Straße bringen“ den Campus Dieburg als Aushängeschild für die Zukunftsfähigkeit der Hochschule Darmstadt präsentieren und deren Potenziale in einem interaktiven Austauschprozess mit Bevölkerung und Wirtschaft zu einem gesellschaftlichen Mehrwert führen. Dazu wird der Campus grundlegend neu strukturiert. Die starre Erschließungsstruktur wird aufgelöst, der komplette Campus wird verkehrsberuhigt. Metz studierte nach einer Ausbildung zum Bauzeichner von 2012 bis 2018 Architektur an der Hochschule Darmstadt. 2014 erhielt Dominik Metz den ersten Preis im BDA-Wettbewerb „Umbau und Akzentuierung der Landesgeschäftsstelle des BDA Hessen“.
Otto-Bartning-Förderpreis
Otto Bartning (1883-1959) zählt zu den herausragenden Baumeistern des Zwanzigsten Jahrhunderts, nicht zuletzt wegen seines maßgeblichen Beitrags zur Entwicklung des protestantischen Kirchenbaus. Zudem war er an wegweisenden Projekten des Wohnbaus der zwanziger und dreißiger Jahre beteiligt. Seine Entwürfe prägten auch den Wiederaufbau Darmstadts nach 1945. Bartning gilt als Spiritus Rector der „Darmstädter Gespräche“, die durch Auseinandersetzung mit Gegenwartsfragen die gesellschaftspolitische Diskussion nachhaltig anregten. In Darmstadt wurden nach Entwürfen von Bartning die Frauenklinik („Darmstädter Meisterbauten“), die Matthäuskirche in der Heimstättensiedlung, eine Wohnsiedlung an der Nieder-Ramstädter Straße und das Bau-Muster-Haus am Hauptbahnhof errichtet.
Die Stadt Darmstadt hat im Jahre 1953 anlässlich des 70.Geburtstags von Bartning die Otto-Bartning-Stiftung für Baukunst und Bildende Künste errichtet. Zweck der Stiftung ist, „sowohl Schaffenden wie auch Lernenden im Bereich der Architektur, Malerei, Plastik und angewandten Künste durch Preise oder Ankäufe, Stellung von Aufgaben oder auf andere geeignete Weise Förderung zuteilwerden zu lassen“. Der Schwerpunkt der Stiftungstätigkeit konzentriert sich seit 1998 auf die jährliche Auslobung des Otto-Bartning-Förderpreises für Studierende des Fachbereichs Architektur der Technischen Universität und der Hochschule Darmstadt. Im Sinne Bartnings werden insbesondere Arbeiten ausgewählt, die sich auf kulturelle und/oder gesellschaftliche Aufgabenstellungen mit innovativen Lösungsansätzen beziehen. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert. Er wird geteilt und mit je 1000 Euro Preisgeld an der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Darmstadt vergeben.
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt