Die Polizeiliche Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Südhessen 2021 – Südhessen wird immer sicherer

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  • Niedrigste Fallzahlen, beste Aufklärungsquote, geringste Kriminalitätsbelastung seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südhessen
  • Konstant steigende Aufklärungsquote bei gleichzeitigem Fallrückgang seit 2016
  • Südhessen ist das vierte Jahr in Folge sicherste Region in Hessen
  • 68 % weniger Wohnungseinbrüche als 2017 – über die Hälfte Versuche
  • Straßenkriminalität im vierten Jahr in Folge rückläufig – der öffentliche Raum wird immer sicherer – Fallreduzierung um über 26 % seit 2017
  • Signifikanter Anstieg bei der Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte – Opferzahlen haben sich seit 2017 mehr als verdoppelt
  • BAO FOKUS – gezielte Bekämpfung von Kindesmissbrauch und Kinderpornografie führt zu deutlichem Anstieg der Sexualdelikte

Die Trends der Vorjahre haben sich in Bezug auf die Sicherheitslage in Südhessen auch in 2021 fortgesetzt, was zu einer erneuten Verbesserung der Sicherheitsbilanz des Polizeipräsidiums Südhessen führte. In diesem Zusammenhang blickt Polizeipräsident Lammel kurz vor dem Ende seiner Amtszeit im Mai 2022 auf knapp sechs Jahre positive Polizeiarbeit und erfolgreiche Kriminalitätsbekämpfung zurück. Seit 2017 haben sich die Fallzahlen um 15,5 % auf 38.929 Fälle reduziert. Gleichzeitig ist es gelungen, die Aufklärungsquote deutlich zu steigern. Mittlerweile werden in Südhessen rund 2/3 aller verübten Straftaten geklärt. Parallel dazu ist auch die Kriminalitätsbelastung auf einem historischen Tiefstand. Das heißt, die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist so gering, wie die letzten 20 Jahre nicht mehr.

„Im Jahr 2021 ist es uns gelungen, die bereits sehr guten Werte der Vorjahre noch einmal zu verbessern. Durchaus mit Stolz können wir auf die beste Sicherheitsbilanz seit Gründung des Polizeipräsidiums Südhessen in 2001 blicken. Diese Leistung ist das Ergebnis der positiven Polizeiarbeit der Gesamtorganisation und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für diesen ausdauernden und oft von besonderen Herausforderungen geprägten Einsatz möchte ich mich bei allen bedanken. Das Ergebnis der Polizeilichen Kriminalstatistik zeigt, dass die Polizei in Südhessen ihrer Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern gerecht wurde und einen wichtigen Beitrag für eine gute Lebensqualität in Südhessen geleistet hat. Hierfür verdienen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großes Lob und besondere Anerkennung“, würdigte Polizeipräsident Bernhard Lammel.

Wie bereits in 2020 hat die Corona-Pandemie nicht nur das öffentliche Leben eingeschränkt, sondern auch die Polizeiarbeit und die Kriminalitätsentwicklung beeinflusst. Im Wesentlichen kam es trotz fehlender Großveranstaltungen, aber durch eine starke Zunahme des Demonstrationsgeschehens und der Amtshilfe bei der Überwachung der Einhaltung der pandemiebedingten Einschränkungen zu weiteren Aufgaben für die Polizei. Die neuen Deliktsformen, wie zum Beispiel Straftaten gegen das Infektionsschutzgesetz, hatten nur eine geringe Auswirkung auf die Entwicklung der Gesamtkriminalität. Weiterhin ist festzuhalten, dass die Corona-Pandemie nicht zwangsläufig zu einem Rückgang der Straftaten geführt hat, sondern vielmehr zu einer Deliktsverlagerung.

„Bereits das zweite Jahr in Folge stellte die Pandemie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Südhessen vor eine große Herausforderung, der sie auch unter Sorge um die eigene Gesundheit stets mit der nötigen Besonnenheit begegneten. Sie haben ihre Arbeit gut und anständig erledigt und sind damit maßgeblich für den Erfolg des guten Ergebnisses der Polizeilichen Kriminalstatistik verantwortlich“, so Polizeipräsident Bernhard Lammel.

Die positive Kriminalitätsentwicklung, insbesondere der letzten fünf Jahre, wird bei einem Blick auf die Polizeiliche Kriminalstatistik der letzten 20 Jahre deutlich. Im Vergleich zu den aktuellen registrierten Fallzahlen von 38.929 Taten war der negative Höhepunkt im Jahr 2004 mit 61.635 Taten zu verzeichnen.

„Während vor 20 Jahren mit einer Aufklärungsquote von lediglich 45,8 %, nicht einmal die Hälfte aller Fälle aufgeklärt werden konnte, können heute mit einer Aufklärungsquote fast 66 % rund 2/3 aller Straftaten geklärt werden. Allein in den letzten fünf Jahren konnten wir die Fallzahlen noch einmal um 15,5 % reduzieren und dabei gleichzeitig die Aufklärungsquote um 4,2 Prozentpunkte verbessern. Das ist eine beachtliche Leistung und ein klares Signal an potentielle Täter. Wer in Südhessen Straftaten begeht, muss damit rechnen, dass er erwischt wird,“ freut sich Bernhard Lammel über die Entwicklung.

Betrachtet man das Gesamtstraftatenaufkommen, so ist festzustellen, dass Delikte mit Bereicherungsabsicht rund die Hälfte aller Straftaten ausmachen. Die Motivation zur Begehung von Straftaten liegt demnach überwiegend in einer Geld- und Vermögensanreicherung. Hierbei bilden Diebstahlsdelikte mit 29 % den Schwerpunkt. 2018 betrug ihr Anteil noch 57% und ist seitdem kontinuierlich rückläufig. Dementgegen haben die Rohheitsdelikte von 13,3 % in 2018 auf 16,5 % zugenommen. Dies ist ein klares Signal für zunehmende Verrohung und Respektlosigkeit.

Kriminalitätsbelastung auf niedrigstem Stand – Südhessen ist das vierte Jahr in Folge sicherste Region in Hessen
Die Kriminalitätsbelastung in Südhessen ist mit einer Häufigkeitszahl von 3.538 auf dem niedrigsten Stand seit Bestehen des Polizeipräsidiums. Die Häufigkeitszahl gibt die Straftaten pro 100.000 Einwohnern in einem Jahr an und drückt damit die durch Kriminalität verursachte Belastung aus. Das heißt, dass das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, so gering ist, wie noch nie in der Geschichte des Polizeipräsidiums.

Wie bereits auch in den Vorjahren liegt die Häufigkeitszahl in Südhessen deutlich unter der Kriminalitätsbelastung im Land mit einer Häufigkeitszahl von 5.340.

Erneut ist Südhessen die sicherste Region in Hessen und dies bereits das vierte Jahr in Folge. Darmstadt ist wieder sicherste kreisfreie Stadt. Im Ranking der Landkreise belegen der Odenwaldkreis, als sicherster Landkreis, der Landkreis Darmstadt-Dieburg (Platz 2) und die Bergstraße (Platz 4) erneut drei vordere Plätze.

Signifikanter Anstieg bei der Gewalt gegen Einsatzkräfte – Opferzahlen haben sich seit 2017 mehr als verdoppelt – Angriffe sind nicht zu tolerieren, gegen die Täter ist entschieden vorzugehen
Mit 446 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die Opfer wurden, hat die Gewalt gegen Einsatzkräfte ihren traurigen Höhepunkt in den letzten Jahren erreicht. Obwohl auch in 2021 größere Feste oder Veranstaltungen ausblieben, wurden 152 Beamtinnen und Beamte mehr angegriffen, als noch im Jahr zuvor. Das ist eine Zunahme von 52 %. Hierbei ist die Anzahl der Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte mit 921 Taten konstant geblieben, die tätlichen Angriffe hingegen haben um 16,6 % zugenommen und befinden sich seit Einführung des Schutzparagrafen (§ 114 bzw. § 115 StGB) im Jahr 2017 auf dem höchsten Stand.

„Seit 2017 haben sich die Opferzahlen mehr als verdoppelt. Bereits die nur leicht rückläufigen Opferzahlen im Vorjahr waren durch den pandemiebedingten Lockdown und den Stillstand des öffentlichen Lebens wie eine Zunahme zu werten. Das stimmt nachdenklich und ist eine mehr als besorgniserregende Entwicklung, die zeigt, dass die Hemmschwelle die Polizei anzugreifen, noch weiter gesunken ist. Neben der verbesserten Schutzausstattung der Beamtinnen und Beamten muss konsequent gegen die Täter vorgegangen werden. Ich kann die Forderung der Landesregierung zu einer Strafverschärfung des sogenannten Schutzparagrafen von drei auf fünf Monate Mindeststrafe nur befürworten. Zudem fordere ich zum wiederholten Mal von der Justiz eine stärkere Ausschöpfung des Strafrahmens von bis zu fünf Jahren. Es ist einfach nicht hinnehmbar, dass Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte im Rahmen ihres täglichen Dienstes angegriffen werden. Es zeigt sich, dass unsere Gesellschaft in Teilen Probleme mit der Regeleinhaltung und der Akzeptanz der Rechte anderer hat. Der Staat und seine Vertreter werden in einer oft von Realitätsverlust getragenen Haltung angegriffen“, so stellt sich Polizeipräsident Bernhard Lammel entschieden vor die Beamtinnen und Beamte und fordert gleichzeitig Respekt und Rückendeckung von der Gesellschaft. Er betont zudem, dass die Angriffe auf Helfer von Feuerwehr und Rettungsdienst genauso zu verurteilen sind.

68 % weniger Wohnungseinbrüche als 2017 – über die Hälfte Versuche
Der positive Trend der Fallrückgänge beim Wohnungseinbruch hält weiter an. So konnten Wohnungseinbrüche von 1.258 Taten seit 2017 um fast 68 % auf 405 Fälle in ganz Südhessen reduziert werden. Allein in 2021 betrug der Fallrückgang fast 39 %. Bei über der Hälfte der Taten blieb es beim Versuch. Die konstanten und deutlichen Fallrückgänge sind in allen Direktionen des Polizeipräsidiums Südhessen zu verzeichnen. Die Pandemie hat den Rückgang der Fallzahlen noch verstärkt, was insbesondere an dem hohen Rückgang der Fallzahlen in den letzten beiden Jahren deutlich wird. Sie ist aber nicht allein ausschlaggebend. Insbesondere die intensive Ermittlungs- und Tatortarbeit und der hohe Kontrolldruck, aber auch präventive Maßnahmen zur Objektsicherung und die Prognosesoftware KLB-operativ, machten Südhessen trotz der guten Verkehrsanbindungen für potentielle Einbrecher seit Jahren weniger attraktiv.

„2010 verzeichneten wir bei 1.086 Einbrüchen lediglich einen Versuchsanteil von 34 %. Damit waren es noch deutlich mehr vollendete Taten als Versuche (374). Jetzt haben wir mit insgesamt 405 Fällen deutlich weniger Einbrüche und einen beachtlich hohen Versuchsanteil von weit über die Hälfte (56 %).

Das ist eine sehr positive Entwicklung, die zeigt, dass sich die intensiven Maßnahmen der Polizei zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchs aber auch die Maßnahmen zur Sicherung des eigenen Heims auszahlten. Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs ist für uns weiter von besonderer Bedeutung, um eine Umkehr des positiven Trends zu vermeiden“, so der Polizeipräsident zur Entwicklung des Wohnungseinbruchs.

Straßenkriminalität im vierten Jahr in Folge rückläufig – der öffentliche Raum wird immer sicherer – Fallreduzierung um über 26 % seit 2017
Mit 7.385 Fällen verzeichnet das Polizeipräsidium Südhessen die niedrigsten Fallzahlen im Langzeitzeitvergleich. Allein zum Vorjahr konnten die Fälle noch einmal um 9,6 % reduziert werden. In Hessen haben die Fallzahlen hingegen im letzten Jahr um 2,2 % zugenommen. Auch die Aufklärungsquote von 27,4 % liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt von 23,4 %.

„Die vom Polizeipräsidium Südhessen im Herbst 2017 initiierten Maßnahmen zur Bekämpfung der Straßenkriminalität und der erhöhte Kontrolldruck im öffentlichen Raum zeigen Wirkung. Seit 2017 haben die Taten um beachtliche 26,4 % abgenommen. Der öffentliche Raum wird somit immer sicherer. Parallel zu den objektiven Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik gilt es, das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger in Südhessen zu stärken, da dieses häufig im Widerspruch zur tatsächlichen Kriminalitätslage steht. In diesem Zusammenhang freut es mich besonders, dass sich bereits 26 südhessische Kommunen der von der hessischen Landesregierung ins Leben gerufenen Sicherheitsinitiative KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel) angeschlossen haben“, so Polizeipräsident Bernhard Lammel.

„Ziel von KOMPASS ist eine stärkere Vernetzung zwischen Bürgern, Kommunen und Polizei. Gemeinsam werden Probleme erörtert und passgenaue Lösungen für die Kommunen gefunden. Schließlich wissen die Bürgerinnen und Bürger am besten, wo der Schuh drückt. Uns so werden neben dem Sicherheitsgefühl auch die objektiven Feststellungen verbessert“, ergänzt Bernhard Lammel.

Besonders hervorzuheben ist, dass bei allen wesentlichen Deliktsfeldern der Straßenkriminalität Fallrückgänge zu verzeichnen sind. Besonders positiv fällt der schwere Diebstahl von Fahrzeugen auf. Hier wurden nur noch 58 Fälle registriert. Die ist ein beachtlicher Fallrückgang um 37 % bei gleichzeitiger Steigerung der Aufklärungsquote um 8,4 % auf 37,9 %.

Auch die gerade das Sicherheitsgefühl beeinflussenden Taten unter einer Verwendung eines Messers im öffentlichen Raum sind im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Wurden 2020 noch 59 Taten mit einem Messer registriert und damit der höchste Stand im Langzeitvergleich, konnte in 2021 ein Fallrückgang von 28,8, % auf 42 Taten verzeichnet werden. Davon waren 12 Taten Straßenraubdelikte. Auch diese Tendenz zeigt, dass der öffentliche Raum immer sicherer wird.

Rohheitsdelikte erstmals seit zwei Jahren rückläufig – Trendwende bleibt abzuwarten
Unter dem Überbegriff Rohheitsdelikte sind Raubstraftaten, Körperverletzungsdelikte sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit summiert. Sie machen 16,5 % des Gesamtstraftatenaufkommens aus. Mit 6.427 Fällen ist zwar ein leichter Fallrückgang im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, es ist aber immer noch der zweithöchste Wert seit 2017. Die Aufklärungsquote ist mit 91,7 % konstant hoch, da in der Regel häufig eine Täter-Opfer-Beziehung besteht.

„Nach zwei Jahren des Anstiegs haben die sogenannten Rohheitsdeklikte erstmals leicht abgenommen. Das ist ein positives Signal. Ob wir bei einem Rückgang von 1,7 % allerdings schon von einer Trendwende sprechen können, bleibt abzuwarten. Nach wie vor gilt es, staatliche Maßnahmen zu treffen, um der Verrohung der Gesellschaft und der allgemeinen Respektlosigkeit konsequent entgegen zu wirken,“ sind sich Polizeipräsident Bernhard Lammel und der Leiter der Abteilung Einsatz des Polizeipräsidiums Südhessen, Abteilungsdirektor Dieter Rein, einig.

Deutliche Zunahme an Bedrohungen, signifikanter Anstieg der Bedrohungen im Internet
Die Zahl der strafrechtlich relevanten Bedrohungen ist in den letzten drei Jahren signifikant gestiegen. Seit 2018 erfolgte ein Anstieg von 73 % auf 1.294 Fälle. Bei Bedrohungen, die über das Internet begangen wurden, meist in den sozialen Netzwerken, ist sogar ein Anstieg von 137,5 % feststellbar. Mit dem einher geht auch der Anstieg von Fällen sogenannter Hate Speech, die sich in Südhessen von neun auf 27 verdreifacht haben. Auffällig ist auch der hessenweite Anstieg von Fällen zum Nachteil politischer Amts- und / oder Mandatsträgern. In Südhessen gab es in 2021 drei Bedrohungen gegenüber Amtsträgern.

„Bedrohung hat in den meisten Fällen auch schwerwiegende psychische Folgen. Durch die psychische Gewalt, die vom Täter ausgeübt wird, werden große Ängste bei den Opfern, entweder um die eigene Sicherheit oder die von nahestehenden Personen, ausgelöst, die zu den unterschiedlichsten Reaktionen führen können. Daher ist es wichtig, dass sich Opfer unmittelbar an die Polizei wenden. Durch speziell geschultes Personal und ein professionelles Gefährdungslagenmanagement bewerten wir eine mögliche Gefährdung der Opfer, treffen Schutzmaßnahmen und beraten sie“, so Polizeipräsident Bernhard Lammel.

In diesem Zusammenhang begrüßt der Polizeipräsident die Schaffung der Meldestelle „HessengegenHetze“, die seit mittlerweile zwei Jahren im Innenministerium angesiedelt ist. Sie bietet Zeugen und Betroffenen die Möglichkeit, Hass und Hetze auf einfachem Weg zu melden.

7,8 % weniger Körperverletzungen
Bei den Körperverletzungsdelikten ist ein Fallrückgang von 7,8 % zu verzeichnen. Körperverletzungsdelikte hatten in 2020 mit 4.387 Fällen nach zwei Jahren des Anstiegs den negativen Höhepunkt erreicht. Mit 4.045 sind sie auf dem Niveau von 2017. Trotz des erfreulichen Fallrückgangs in 2021 liegen die Zahlen immer noch über dem 6-Jahresdurchschnitt von 3.996 Taten. Die Mehrheit der Delikte bilden mit 2.746 Fällen die einfachen vorsätzlichen Körperverletzungen. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 8,8 % rückläufig. Bei der gefährlichen Körperverletzung, die 1.154 der Delikte ausmacht, ist ein Fallrückgang von knapp 6 % zu verzeichnen. Auffällig ist, dass 50 % der ermittelten Tatverdächtigen (3.744 Personen) bereits im Vorfeld als Tatverdächtige in Erscheinung getreten waren. Bei der gefährlichen Körperverletzung waren es sogar 58 %. Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger ist mit knapp 40 % auffallend hoch.

Häusliche Gewalt – Mehr Anzeigen, verbessertes Hilfsangebot
Die Corona-Pandemie hat den Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt begünstigt, ist aber nicht ausschlaggebend. Das zeigt auch die Entwicklung der letzten beiden Jahre. Im ersten Pandemiejahr war ein deutlicher Anstieg um 17,4 % auf 1.526 Fälle feststellbar, 2021 war lediglich ein mäßiger Anstieg von 5,4 % zu verzeichnen, der mit dem allgemeinen Anstieg der Vorjahre korrespondierte. Im Langzeitvergleich ist somit ein konstanter Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt feststellbar. Dank der verstärkten und guten Netzwerk- und Aufklärungsarbeit ist innerhalb der letzten Jahre ein wichtiges Fundament entstanden, das Frauen sowohl durch polizeiliche Unterstützung als auch durch Hilfs- und Beratungsorganisationen hilft, der Gewaltspirale zu entkommen. Dies führt wiederum zu einem geänderten Anzeigeverhalten und damit gleichzeitig zur Aufhellung des Dunkelfelds in diesem Deliktsbereich.

„Dadurch, dass immer mehr von den vorhandenen Fällen angezeigt werden, können wir den Opfern professionelle Hilfe anbieten, aber auch polizeiliche Maßnahmen zu ihrem Schutz treffen,“ so der Polizeipräsident zur Entwicklung.

Raubdelikte auf niedrigstem Stand seit 2017
Die Raubdelikte sind mit 279 Fällen auf dem tiefsten Stand seit 2017. War von 2019 auf 2020 noch eine Zunahme von 13,8 % auf 338 Fälle zu verzeichnen, so konnte von 2020 auf 2021 ein erfreulicher Rückgang von 17,5 % registriert werden. Die bereits hohe Aufklärungsquote der Vorjahre konnte noch einmal deutlich um fast 8 % auf sehr gute 77,1 % gesteigert werden. Insgesamt ist seit 2017 ein Fallrückgang von 16,7 % zu verzeichnen und eine Verbesserung der Aufklärungsquote um 14,4 Prozentpunkte.

„Neben verbesserten Sicherungstechniken und einer Reduzierung der Bargeldbestände wirkt sich auch der bargeldlose Zahlungsverkehr positiv auf die Fallzahlenentwicklung aus. Klassische Banküberfälle wurden durch das seit 2015 bekannte Phänomen der Sprengung von Geldautomaten abgelöst. In Südhessen waren in 2021 sieben dieser Taten zu verzeichnen,“ so der Leiter der Abteilung Einsatz.

Der Straßenraub macht 42 % aller Raubstraftaten aus.

3,2 % der ermittelten 281 Tatverdächtigen waren Konsumenten harter Drogen. Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger ist mit 41,6 % auffällig hoch. Zudem ist auffällig, dass 90 % der Tatverdächtigen bereits im Vorfeld einer Raubstraftat mit dem Gesetz in Konflikt kamen, was für eine sinkende Hemmschwelle spricht.

1/3 weniger Diebstahlsdelikte als 2017
Diebstahlsdelikte bilden mit einem Anteil von 29 % den Schwerpunkt aller Straftaten. Sie haben zwischen 2017 mit 17.094 Fällen und 2021 mit 11.479 Fällen um 33 % abgenommen. Die Fallzahlen sind damit auf dem niedrigsten Stand im Langzeitvergleich. Die Aufklärungsquote ist mit 38,3 % konstant und lag im Langzeitvergleich immer deutlich über dem Landesdurchschnitt (2021: 33,4 %). Die Mehrheit der Fälle generiert sich aus einfachen Diebstählen. In diesem Deliktsbereich wurden 2021 insgesamt 6.670 Fälle registriert. Der Fallrückgang zum Vorjahr betrug 9 %, seit 2017 sogar beachtliche 26 %. Allein Ladendiebstähle waren in 2021 um 30 % rückläufig. Die Aufklärungsquote beim einfachen Diebstahl liegt bei 47,5 %. Demnach konnten bei fast der Hälfte der Fälle Tatverdächtige ermittelt werden. Im Bereich des schweren Diebstahls ist mit 4.809 registrierten Fällen, ein Rückgang von 10 % in Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Seit 2017 haben sich schwere Diebstahlsdelikte sogar um fast 41 % reduziert. Die Aufklärungsquote beträgt 25,5 %. Der schwere Diebstahl von Fahrzeugen ging um 37 % auf 58 Taten zurück. Erstmals konnten hier im Langzeitvergleich unter 100 Fälle registriert werden. Auch der Autoaufbruch ging um 21,8 % auf 462 Taten deutlich zurück.

Cybercrime – Mit der Zunahme der Internetnutzung steigt auch die Kriminalität
Cybercrime umfasst alle Straftaten, die über das Internet begangen werden. Dies sind mittlerweile 8,8 % aller Straftaten. Durch die Zunahme internetfähiger Geräte und der damit vermehrten Nutzung des Internets steigen auch die Fallzahlen und der Anteil von Cybercrime am Gesamtstraftatenaufkommen. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch begünstigt. Das Internet bietet Kriminellen die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Die Taten reichen von einfachem Betrug bis hin zu professionellen Hackerangriffen. Seit 2017 sind die Fälle um 93 % auf 3.410 Taten gestiegen. Aufgrund digitaler Spuren beträgt die Aufklärungsquote 84,6 %, ist aber sehr heterogen in den unterschiedlichen Deliktsbereichen. Um dem Phänomen Cybercrime entgegenzuwirken, erfordert es spezielle Fachkenntnisse im Ermittlungsbereich. Daher werden Cybercrime-Taten zentral bei der Kriminaldirektion bearbeitet. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Sicherung der Spuren, die man im Netzt hinterlässt und deren Auswertung. Zudem gibt es den Studiengang Cybercrime bei der Polizei, um die Digitalkompetenz bei den Ermittlungen langfristig zu stärken.

BAO Fokus – gezielte Bekämpfung von Kindesmissbrauch und Kinderpornografie führt zu deutlichem Anstieg der Sexualdelikte
Intensive Ermittlungen der Besonderen Aufbauorganisation FOKUS (Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch von Kindern) führten zu einem deutlichen Anstieg bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Diese haben sich seit 2017 verdoppelt, allein von 2020 auf 2021 war ein Fallanstieg um 46,5 % auf 1.015 Taten zu verzeichnen. Dieser resultiert im Wesentlichen aus einem deutlichen Anstieg der Sexualdelikte um 49 % auf 883 Fälle und einer Zunahme der sexuellen Belästigungen, die von 101 Fälle auf 132 Fälle (+ 30,6 %) gestiegen sind und damit seit der Gesetzesänderung in 2016 ihren höchsten Stand erreicht haben. Mit der Einführung der BAO FOKUS im Oktober 2020 wurden die Ermittlungen im Kampf gegen Kinderpornografie und auch alle anderen Formen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen intensiviert. Zudem werden zunehmend mehr Verdachtsfälle durch das Meldeverfahren über die Non-Goverment-Organisation „National Center for missing ans exploited children“ (NCMEC) aus den USA über strafbares Nutzungsverhalten im Internet in diesem Zusammenhang mitgeteilt, die zu entsprechenden Ermittlungen und damit zu dem Anstieg der Fallzahlen führen. So wurden in 2021 allein im Deliktsbereich Kinderpornografie 372 Fälle registriert, 2017 waren es noch 51. Das entspricht einem Anstieg von rund 630 %. Allein der Fallanstieg von 2020 auf 2021 beträgt 83,3 %. Die Fälle von Kindesmissbrauch haben im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 % auf 109 Fälle zugenommen.

„In diesen Deliktsbereichen werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln alles daransetzen, potentielle Täter zu überführen. Die extreme Fallzahlensteigerung resultiert mehrheitlich aus Fällen im digitalen Bereich, wo Fotos oder Videos mit entsprechenden Inhalten verteilt werden. Betonen möchte ich an dieser Stelle, dass unter den Tatverdächtigen auch immer mehr Jugendliche sind. Meist aus Unwissenheit werden entsprechende Bilder über soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste verschickt, ohne die Konsequenzen zu kennen. Hier gilt es, in Kooperation mit den Schulen frühzeitig über die Gefahren im Netz und deren Folgen aufzuklären. Weiterhin appelliere ich auch an die Verantwortung der Eltern, die sich genau anschauen sollten, was ihre Kinder im Netz machen und wo sie sich digital bewegen. Neben den Ermittlungen gilt es, Kinder und Jugendliche davor zu bewahren, dass sie Opfer einer solch schrecklichen Straftat werden, gleichzeitig muss es aber auch vermieden werden, dass sie aus möglicher Unwissenheit Straftaten begehen. In diesem Zusammenhang hat das Polizeipräsidium Südhessen den Kontakt in die Schulen intensiviert, um frühzeitig Aufklärungsarbeit zu leisten“, so Abteilungsdirektor Dieter Rein zur Entwicklung.

Aufgrund der signifikanten Fallsteigerung, gerade mit jungen Menschen als Tatverdächtige, bietet die hessische Polizei neben den bereits bestehenden Präventionsangeboten eine Beratungs- und Hilfehotline zur Prävention und Aufklärung über die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie. Unter der Rufnummer 0800-55 222 00 können sich hilfesuchende Eltern und junge Menschen an die Präventionsexperten der hessischen Polizei beziehungsweise des Polizeipräsidiums Südhessen wenden. Weiterhin können sich Hilfesuchende, die keinen Kontakt mit der Polizei aufnehmen möchten, auch im Zweifel, an das bundesweite Hilfetelefon „Sexueller Missbrauch“ unter der Rufnummer 0800-22 55 530 wenden.

Tatverdächtige
Insgesamt konnten 19.215 Tatverdächtige ermittelt werden, die für 25.671 Fälle verantwortlich waren. 19 % aller Tatverdächtigen waren unter 21 Jahren. Von allen ermittelten Tatverdächtigen hatten 7.115 Personen (37 %) keine deutsche Staatsbürgerschaft, von diesen wiederum waren 1.359 Personen Zuwanderer. Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen ist konstant, ebenso der der Zuwanderer. Im Vergleich zum Vorjahr hat die durch Zuwanderer verübte Allgemeinkriminalität um 14,6 % abgenommen, obwohl in 2021 wieder mehr Zuwanderer nach Südhessen kamen. Der Anteil der Zuwanderer an den ausländischen Tatverdächtigen ist mit 19,1 % weiterhin auffallend hoch.

Prävention als wichtige Säule der Polizeiarbeit
Neben der Kriminalitätsbekämpfung ist die Präventionsarbeit eine wichtige Säule der polizeilichen Arbeit. So gilt es, die Bürgerinnen und Bürger vor neuen oder aktuell auftretenden Betrugsmaschen oder Kriminalitätsphänomenen zu warnen und somit zu schützen. Neben dem herkömmlichen Weg mit Pressemeldungen oder Veranstaltungen, helfen hier besonders die Sozialen Medien und die kostenlose App hessenWARN. Gerade mit hessenWARN und Social Media ist sichergestellt, dass eine Vielzahl der Bürgerinnen und Bürger schnell erreicht und somit frühzeitig sensibilisiert werden können.

2021 Überblick der Einsatzbelastung
Neben den Aufgaben der Kriminalitätsbekämpfung, die sich in den alljährlichen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik ausdrücken, war das Jahr 2021 erneut ein Jahr mit erschwerten Bedingungen und besonderen Herausforderungen. Im Zuge der Corona-Pandemie gab es Aufgabenveränderungen und es kam zu einem deutlichen Anstieg des Demonstrationsgeschehens sowie zu zusätzlichen Kontrollmaßnahmen, verbunden mit den Pandemiebestimmungen. Darüber hinaus musste auch die Polizei ihre Struktur und ihr Handeln an die Pandemie anpassen und sich entsprechend schützen, um einsatzfähig zu bleiben.

Resümee
Erfreut und stolz blickt Polizeipräsident Bernhard Lammel abschließend auf das positive Ergebnis von knapp sechs Jahren erfolgreicher Polizeiarbeit zurück und bilanziert:

„Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diese vorbildliche Arbeit. Nur gemeinsam war es möglich, so eine gute Leistung zu erbringen. Wir haben Südhessen damit Jahr für Jahr noch sicherer gemacht. Die Menschen, die in Südhessen leben, können wie auch die Jahre zuvor darauf zählen, dass ihre Polizei gut und anständig arbeitet und auch zukünftig Sicherheit auf einem hohen Niveau garantiert. Mir ist aber auch bewusst, dass es nicht einfach sein wird, dieses hohe Niveau der Kriminalitätsbekämpfung zu halten oder gar noch zu verbessern. Mit der Umstrukturierung der Ermittlungsarbeit im Zuge des Projekts der Fortentwicklung der Kriminalitätsbekämpfung (FoKB 2.2) erprobt das Polizeipräsidium Südhessen eine zukunftsfähige Ausrichtung und Prozessstrukturen, um die bestehenden Deliktsbereiche effizient abzuarbeiten, aber auch schnell auf neue Phänomene und Delikte reagieren zu können und weiter erfolgreich zu sein.“

Weitere Informationen zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2021 des Polizeipräsidiums Südhessen und der Kriminalitätsentwicklung in Darmstadt und den Landkreisen sind auf der Homepage des Polizeipräsidiums Südhessen unter www.polizei.hessen.de/ppsh abrufbar.

Quelle: Polizeipräsidium Südhessen


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