Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in seiner Sitzung vom 9. Juli 2014 die Vergabe des mit 12.000 Euro dotierten Wilhelm-Loth-Preises 2014 an den Raumkünstler Gregor Schneider beschlossen. Zuvor war der Künstler von einer Jury bestehend aus Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch, der Vorsitzenden des Kulturausschusses Hildegard Förster-Heldmann, dem Direktor des Instituts Mathildenhöhe Dr. Ralf Beil, dem Direktor des Kunstvereins Darmstadt, Dr. León Krempel, Dr. Klaus Pohl vom Hessischen Landesmuseum Darmstadt sowie Professor Thomas Duttenhöfer, Direktor des Museums Wiesbaden, Dr. Alexander Klar und Dr. Martin Engler, Kurator Kunst seit 1945 Städel Frankfurt, ausgewählt worden. Der Preisvergabe im Spätsommer 2014 folgt eine vom Institut Mathildenhöhe betreute Ausstellung des Künstlers auf der Mathildenhöhe im Sommer 2015, die traditionell von einer Publikation begleitet wird.
„Ich freue mich, dass wir den diesjährigen Wilhelm-Loth-Preis mit Gregor Schneider an einen der am meisten diskutierten und spannendsten Gegenwartskünstler der Bundesrepublik vergeben können. Sein immer wieder herausforderndes, nicht kunstmarktgängiges kreativ-gesellschaftliches Engagement zieht bewusst keine Grenze zwischen Kunst und Leben und bezieht gerade daraus seine besondere, weltweit beachtete Durchschlagkraft. Ich bin daher gespannt, wie Herr Schneider die Wissenschaftsstadt Darmstadt mit seiner einzigartigen und eigenwilligen Art der Kunstproduktion im nächsten Jahr bereichern wird“, erläuterte Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch die Gründe für die diesjährige Preisvergabe.
Der im Jahr 1969 in Mönchengladbach geborene Künstler Schneider studierte von 1989 bis 1992 an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Kunstakademie Münster sowie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Von 1999 bis 2003 folgten verschiedene Gastprofessuren und Lehrtätigkeiten an den De Ateliers in Amsterdam, der Hochschule für bildende Künste Hamburg und an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. 2009 wurde Gregor Schneider als Professor für Bildhauerei an die Universität der Künste Berlin berufen, 2012 als Professor an die Akademie der Bildenden Künste München.
Gregor Schneider zählt zu den Pionieren gebauter Raumkunst, die sich aus konstruktivistischen Bauskulpturen und Installationskunst entwickelte. 1985 begann Schneider, in einem Mehrfamilienhaus in Mönchengladbach-Rheydt Räume aus- und umzubauen. Das „Haus u r“ (Unterheydener Straße Rheydt) benannte Gebäude wurde sein bekanntestes Projekt und die Keimzelle für sein gesamtes künstlerisches Schaffen. Seit Anfang der neunziger Jahre arbeitet Schneider auch mit Räumen in Galerien und Museen, indem er sie durch Ein- oder Umbauten in dreidimensionale, begehbare Skulpturen verwandelt, hinter denen die realen Räume verschwinden. Im Jahr 2001 transplantierte Gregor Schneider 24 Räume aus dem Rheydter „Haus u r“ in den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig und gewann mit der „Totes Haus u r Venedig 2001“ genannten Arbeit den „Goldenen Löwen“ der 49. Biennale.
Der erstmals im Jahr 1955 an die Künstler Helmut Lortz und Wilhelm Loth vergebene ehemalige Kunstpreis der Stadt Darmstadt ist seit 1995 nach einem der beiden ersten Preisträger, Wilhelm Loth, benannt. Bis zum Jahr 2007 wurde er jährlich vergeben, seitdem nur noch alle zwei Jahre. Letzte Preisträger waren unter anderem der Filmemacher Harun Farocki und der Fotograf Andreas Gursky.
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt