Darmstädter Gedenkjahr 2013 „Gegen das Vergessen“: Doppelausstellung im Justus-Liebig-Haus: Über die Rolle der Schule als Sammellager und über Antisemitismus heute

Teilen

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat das Jahr 2013 zum Gedenkjahr unter dem Motto „Gegen das Vergessen!“ erklärt und wird es gemeinsam mit den Verbänden und Gemeinden der Opfergruppen, mit Initiativen und Organisationen der Erinnerungsarbeit sowie mit Jugendverbänden gestalten. Den Auftakt der Veranstaltungsreihe bildete die Ausstellung „Namen statt Nummern“ im Offenen Haus, Rheinstraße 31, die noch bis zum 7. Februar 2013 montags bis freitags von 9 Uhr bis 16 Uhr geöffnet ist.

Am Montag (28.01.13) eröffnet Oberbürgermeister Jochen Partsch um 10 Uhr eine Doppelausstellung im Justus-Liebig-Haus, Große Bachgasse 2. Gezeigt werden eine Ausstellung einer AG der Justus-Liebig-Schule zu den Darmstädter Deportationen und die Wanderausstellung “Man hat sich daran gewöhnt – Antisemitismus in Deutschland heute“ der Berliner Amadeu Antonio Stiftung. Veranstalter ist der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt in Kooperation mit der Justus-Liebig-Schule Darmstadt, dem LIO-Förderverein und mit Unterstützung der Hans Böckler Stiftung.

Schülerinnen und Schüler der Justus-Liebig-Schule haben in einer AG die unheilvolle Rolle ihrer Schule als Sammel- und Durchgangslager der Hessischen Deportationen aufgearbeitet und hierzu eine Ausstellung konzipiert. Die Schau der LIO zeigt, was bei den Deportationen geschah und wer daran beteiligt war. Von der Stadtverwaltung bis zum Finanzamt, von der Gestapo bis zur Reichsbahn gab es viele Mitwirkende in der damaligen Darmstädter Holocaust-Maschinerie, die die Verfolgung von Juden, Sinti und Roma sowie anderen Gruppierungen systematisch betrieben hat. Hierzu gehörte die Einrichtung von Sonderdienststellen staatlicher Organe in der Schule zur namentlichen Erfassung aller zu deportierenden Personen einschließlich ihrer Vermögensverhältnisse. Unter der Überschrift „Justus-Liebig-Schule unterm Hakenkreuz“ behandelt die Ausstellung weiterhin den Einfluss des NS-Staates auf den damaligen Schulalltag. Aus Zeitzeugeninterviews und Vernehmungsprotokollen wurde die Verzahnung von Staat und Schule unter Beteiligung von Hitlerjugend und dem Bund Deutscher Mädel (BDM) von den Schülerinnen und Schülern herausgearbeitet.

Terroranschläge, körperliche Gewalt, Drohanrufe, Brandsätze, Schändungen, Graffiti, aggressive Statements von Politikern oder Hate Sites im Internet: Seit einigen Jahren steigt die Zahl antisemitischer Bedrohungen und Angriffe. Das Klima ist rauer geworden. Mit dieser Ausstellung reagiert die Amadeu Antonio Stiftung auf den Anstieg antisemitischer Vorfälle in Europa in den letzten Jahren und beleuchtet dabei besonders die Situation in Deutschland. Sie soll über die Ursachen und Funktionen von Antisemitismus und seine Geschichte aufklären, zum Nachdenken anregen und zum aktiven Engagement aufrufen.

Auf zehn Schautafeln werden die verschiedenen Ausprägungen von Antisemitismus dargestellt und erörtert. Die Themen sind: Was ist Antisemitismus? ; Antisemitismus im Alltag; Deutschland, Europa und die Welt: Globale Dimensionen des Antisemitismus; Die Beständigkeit des Antisemitismus; Die neue Dimension des Antisemitismus; Antisemitismus unter Jugendlichen in Deutschland.

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung wird in den Rex-Kinos in der Grafenstraße um 11 Uhr der Film der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule „Was geht uns das eigentlich noch an“ gezeigt.

Die Ausstellungen im Justus-Liebig-Haus sind nach der Eröffnung noch bis zum 28. Februar 2013 während der Öffnungszeiten zu sehen: Dienstag 9 Uhr bis 19 Uhr, Mittwoch 10 Uhr bis 17 Uhr, Donnerstag 10 Uhr bis 19 Uhr, Freitag 10 Uhr bis 17 Uhr, Samstag 10 Uhr bis 13 Uhr, montags und sonntags geschlossen.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


Teilen