Bundesinnenministerin Nancy Faeser besuchte am Montag (07.10.24) gemeinsam mit dem hessischen Wissenschaftsminister Timon Gremmels und der hessischen Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus sowie Claudia Plattner, der Präsidentin des Bundsamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE in Darmstadt. Die vier Gäste bekamen Einblicke, wie die innovative Forschung bei ATHENE dazu beiträgt, die Cybersicherheit in Deutschland zu verbessern und das Land zu einer führenden Nation auf diesem Gebiet zu machen.
Die Cybersicherheitslage in Deutschland und weltweit ist angespannt. Laut Allianz Risikobarometer stellen Cyberangriffe das größte Geschäftsrisiko für global agierende Unternehmen dar. Allein für Deutschland beziffert der Branchenverband Bitkom den Schaden durch Cyberkriminalität in den letzten 12 Monaten auf 178,6 Milliarden Euro, gegenüber 148,2 Milliarden Euro im Jahr davor. Als Folge der zunehmenden geopolitischen Spannungen hat sich der Anteil von Cyberangriffen, die ausländischen Geheimdiensten zugeordnet werden konnten, von 7% im Jahr 2023 auf 20% im Jahr 2024 nahezu verdreifacht. Der angewandten Cybersicherheitsforschung – und damit ATHENE – kommt in dieser angespannten Situation eine besonders große Bedeutung zu, denn nur durch exzellente Forschung kann es gelingen, vor die Lage zu kommen, die großen bestehenden Herausforderungen in der Cybersicherheit zu meistern und die Risiken, die durch die rasante Entwicklung disruptiver Technologien wie Maschinelles Lernen und Quanten Computing für die Cybersicherheit entstehen, zu minimieren und gleichzeitig die Chancen dieser Technologien zur Verbesserung des Cybersicherheitsniveaus zu nutzen.
ATHENE-Direktor Prof. Dr. Michael Waidner, Professor an der TU Darmstadt und Leiter des Fraunhofer SIT, und Prof. Dr. Haya Schulmann, Mitglied im Direktorium von ATHENE und Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt, diskutierten mit den hochrangigen Gästen den Stand der Cybersicherheit in Deutschland und ausgewählte Forschungsbeiträge des Zentrums. Schwerpunkte lagen dabei auf den Bereichen Internet-Sicherheit, kognitive Sicherheit und aktive Cyberabwehr.
Anschließend erhielten die Besucherinnen und Besucher eine Demonstration der ATHENE Cyber Range, einer Trainingsumgebung für IT-Sicherheitsteams, die realen Security Operations Centers (SOC) nachempfunden ist. Das ATHENE-Team führte die Gäste durch die Simulation zweier Cyberangriffe, die im Sommer 2024 tatsächlich auf zwei große, international tätige Unternehmen verübt wurden, und zeigte, wie die Cyberkriminellen vorgingen, wie Sicherheitsteams im Ernstfall solche Cyberangriffe schneller erkennen und auf sie reagieren können, und welche Möglichkeiten es gibt, sie prinzipiell zu verhindern.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte die Bedeutung der Forschung von ATHENE für Deutschland: „ATHENE nimmt als nationales Forschungszentrum einen besonders wichtigen Platz in der deutschen Cybersicherheitsarchitektur ein. Die Forschung von ATHENE ist, wie ich heute sehen durfte, nicht nur wissenschaftlich exzellent, sondern trägt auch unmittelbar dazu bei, das Cybersicherheitsniveau in Deutschland zu verbessern und Schäden abzuwenden. Als Bundesinnenministerin bin ich besonders dankbar für die technisch höchst fundierten, strategischen Anregungen, die regelmäßig von ATHENE kommen, etwa im Bereich der Cyberabwehr. Gerade in diesem Bereich hat ATHENE viel dazu beigetragen, Wege für neue Lösungen aufzuzeigen.“
„Die Gespräche heute haben eindrücklich gezeigt, wie ATHENE mit exzellenter Forschung auf Weltniveau dazu beiträgt, die Cybersicherheit jetzt und langfristig zu verbessern.“ stellte der hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels fest. „Die Evaluation von ATHENE hat im vergangenen Jahr das Zentrum unter die fünf besten Cybersicherheitszentren weltweit einsortiert. Das ist auch ein Erfolg des hessischen LOEWE Förderprogramms, das 2008 mit einem LOEWE-Zentrum den Grundstein für ATHENE gelegt hat, und dem innovativen Kooperationsmodell von universitärer und außeruniversitärer Forschung. Sehr wichtig ist mir persönlich auch die langjährige enge Partnerschaft von ATHENE mit israelischen Universitäten. Heute am 7. Oktober jährt sich der furchtbare Terrorangriff der Hamas auf Israel. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus auch an Hochschulen in Deutschland ist es besonders wichtig, positive Beispiele wie ATHENE für die enge und vertrauensvolle wissenschaftliche Zusammenarbeiten mit Israel hervorzuheben.“
„Mit ATHENE verfügen wir über einen international renommierten Leuchtturm der Cybersicherheitsforschung, der in den letzten Jahren zahlreiche wichtige Erkenntnisse und Innovationen in diesem Bereich hervorgebracht hat“, betonte die hessische Digitalministerin Prof Dr. Kristina Sinemus. „Innovation ist zentral für alle Hightech-Industrien, deshalb ist es für mich besonders wichtig, dass wir mit ATHENE in Hessen den zentralen deutschen Digital Hub für Cybersicherheit in der Digital Hub Initiative des Bundes haben.“
BSI-Präsidentin Claudia Plattner unterstrich die enge Partnerschaft ihrer Behörde mit ATHENE: „Das BSI arbeitet schon lange eng mit ATHENE zusammen, von technischen Fragestellungen z.B. in Biometrie, Kryptographie und Internetsicherheit bis zur strategischen Ausgestaltung unserer gemeinsamen Vision der ,Cybernation Deutschland‘. ATHENE ist das perfekte Beispiel, wie man gleichzeitig exzellente Spitzenforschung und pragmatische F&E zur Lösung sehr konkreter und drängender Probleme betreiben kann.“
Über ATHENE
ATHENE ist ein Forschungszentrum der Fraunhofer-Gesellschaft unter Mitwirkung der Fraunhofer-Institute SIT und IGD sowie der Hochschulen TU Darmstadt, Goethe-Universität Frankfurt am Main und Hochschule Darmstadt. Es wird seit 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) gefördert. ATHENE ist heute das größte und erfolgreichste Forschungszentrum für Cybersicherheit in Europa und betreibt missionsorientierte Spitzenforschung, die auf effizienten Wissenstransfer und schnelle Nutzung von Forschungsergebnissen ausgerichtet ist.
Bild: Catharina Frank / Fraunhofer SIT | ATHENE
Quelle: Fraunhofer SIT