Stadträtin Barbara Boczek hat am Dienstag, 16. Juni 2020, den neugeschaffenen Hanne-Wittmann-Platz eingeweiht – so heißt ab sofort die Freifläche am Torbogen neben der Stadtkirche, zwischen „Piazza“ und Cityring. Der Magistrat ist damit einem Vorschlag der Straßenbenennungskommission gefolgt.
„Wir ehren hier eine leidenschaftliche Darmstädterin“, sagte Stadträtin Boczek. „Als Mitbegründerin der Vereinigung ,Schützt Darmstadt‘ hat sie sich unermüdlich dafür eingesetzt, Erinnerungen an das alte Darmstadt und seine Geschichte zu bewahren. Ihr Engagement war identitätsstiftend für die Alteingesessenen, ebenso half es, Generationen von Hinzukommenden mit ihrer neuen Heimat vertraut zu machen.“ Unter anderem, so betonte Boczek, „ist es Wittmann und der von ihr mitgestifteten ,Bürgeraktion Pädagog‘ zu verdanken, dass Darmstadts ältester Schulbau – nach Jahrzehnten als Kriegsruine – wiederaufgebaut wurde; eines der wertvollsten baulichen Zeugnisse unserer Stadt.“
Johanna Margaret Wittmann wurde 1918 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Abitur 1938 studierte sie für das Lehramt Biologie, Chemie und Sport. Seit 1946 lebte Wittmann in Darmstadt, wo sie bis zu ihrer Pensionierung 1983 am Ludwig-Georgs-Gymnasium unterrichtete, zuletzt als Studiendirektorin. Viele Generationen von Darmstädter Schülerinnen und Schülern hat sie für die Naturwissenschaften begeistert. Dabei wollte man sie zunächst – weil weiblich – nicht in der Oberstufe unterrichten lassen.
Von 1964 bis 1981 war Wittmann als Stadtverordnete für die CDU tätig. Sie war Mitbegründerin der „Bürgeraktion Pädagog“ sowie der Vereinigung „Schützt Darmstadt“, die sich dem Erhalt baulicher und kultureller Überreste des alten Darmstadt verschrieben hatte und aus der der heutige stadthistorische Verein „Darmstadtia“ hervorging. Als „wichtigste Sache ihres Lebens“ bezeichnete Hanne Wittmann den Kampf um das Weltnaturerbe Grube Messel. Sie hat für Nachhaltigkeit gefochten, als dieser Begriff außerhalb der Forstwirtschaft noch unbekannt war.
Hanne Wittmann wurde von der Wissenschaftsstadt Darmstadt für ihr Lebenswerk 1984 mit der Bronzenen Verdienstmedaille geehrt. 1994 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und 2005 den Hessischen Verdienstorden am Bande. Auf dem TU-Campus Lichtwiese erinnert an sie zudem eine Namenseiche. Wittmann starb 2006 im Altenheim St. Josef in Darmstadt und wurde in ihrer zweiten Heimat Todtnauberg/Schwarzwald auf dem dortigen Friedhof bestattet.
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt