Wissenschaftsstadt Darmstadt hebt anlässlich des Weltgesundheitstags die Bedeutung von Klimaschutz für die Gesundheit hervor

Teilen

Anlässlich des Weltgesundheitstages am 7. April 2022, der sich unter dem Motto ‚Unsere Erde, unsere Gesundheit‘ in diesem Jahr dem Thema Klima und Gesundheit widmet, betont Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Barbara Akdeniz, dass die Gewährleistung der kommunalen Gesundheit ihr ein wichtiges Anliegen ist: „Um das Wohlergehen und die Gesundheit der Menschen in Darmstadt langfristig zu sichern, ist es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger über den Zusammenhang zwischen Klima und Gesundheit aufzuklären und die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren. Der Schutz des Klimas trägt auch zum Gesundheitsschutz der Bürgerinnen und Bürger bei.“

Der Klimawandel und dessen Folgen können direkte sowie indirekte Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand, auf die Lebensqualität als auch auf die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft haben. Im Zuge der klimatischen Veränderung wird insbesondere die Hitzeentwicklung angesprochen. Der Hitzesommer 2018 war ein deutlich spürbares Zeichen und vermittelt die Dringlichkeit der Lage in Deutschland. „Gerade hier müssen vulnerable Zielgruppen wie Ältere, vorerkrankte Menschen, Kinder und Säuglinge, aber auch Arbeitsplätze im Freien in den Fokus genommen werden. Denn diese tragen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko bei zunehmender Wärmebelastung“, so Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Barbara Akdeniz.
Um dem Thema Klima und Gesundheit auf städtischer Ebene zu begegnen und verstärkt zu bearbeiten wird hier die enge Zusammenarbeit des Sozialdezernats mit dem Umweltdezernat, dem Amt für Klimaschutz und Klimaanpassung, begrüßt.

„Diese klimatischen Entwicklungen – die selbst bei Einhaltung der so wichtigen Pariser Klimaschutzziele zu erwarten sind – stellen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar, welche uns alle vor große Herausforderungen stellen werden: Wir müssen die bestmögliche Vorsorge treffen, und lernen mit der Hitze zu leben und Hitzebelastungen entgegenzuwirken“, so Klimadezernent Michael Kolmer.

Der Klimawandel ist in der Wissenschaftsstadt Darmstadt längst sicht-, spür- und messbar. Die menschengemachte Klimakrise zeigt sich in Darmstadt unter anderem durch im Mittel höhere Temperaturen sowie einer Veränderung sogenannter Kenntage. Kenntage sind Tage an denen bei bestimmten Parametern markante Werte unter- oder überschritten werden, wie Sommer- und Hitzetage. In Hitzesommern, wie in 2018, werden in Darmstadt bereits mehr als 50 Hitzetage (Anzahl an Tagen pro Jahr mit einer Tagesmaximumtemperatur über 30 Grad Celsius) gezählt. Im jüngsten 5-jährigen Zeitraum 2015–2019 gab es mit durchschnittlich 29 heißen Tagen pro Jahr mehr als dreimal so viele heiße Tage wie noch in der Periode 1961–1990. In der Darmstädter Innenstadt – wie allen Großstädten – und angrenzenden Stadtvierteln heizt die sommerliche Hitze die gebaute Umwelt besonders stark auf, es bilden sich Wärmeinseln mit einer hohen Wärmebelastung. Zukunftsprojektionen im Rahmen der EURO-CORDEX Initiative sowie des Projektes REKliEs-DE, welche durch den Deutschen Wetterdienst aufbereitet wurden, gehen davon aus, dass die Anzahl an Hitzetagen sowie die Dauer und Intensität von Hitzewellen bis Ende des 21. Jahrhunderts deutlich zunehmen und um ein vielfaches über den heutigen Ausprägungen liegen werden. Hinzu kommen, vor allem in den stark überbauten und versiegelten Quartieren, in wachsendem Maße sogenannte Tropennächte, also Nächte in denen die Tiefsttemperaturen nicht unter 20 Grad Celsius fallen.

Die frühzeitige Anpassung an die neuen Herausforderungen hat für die Wissenschaftsstadt Darmstadt neben dem Klimaschutz höchste Priorität und wird bereits durch Aktionen, Kampagnen und erste Maßnahmen bekräftigt. In 2020 wurde durch den Magistrat der sogenannte „Klimavorbehalt“ beschlossen, welcher beinhaltet, dass alle städtischen Maßnahmen und Beschlussvorlagen sowie alle Bebauungspläne der Wissenschaftsstadt Darmstadt einer Klimarelevanzbeurteilung unterzogen werden. Hierdurch soll gewährleistet werden, dass stets die klimaverträglichste/klimaoptimale Lösung in Hinblick auf Treibhausgas-Bilanz und Stadtklima umgesetzt wird.
Im Sommer 2021 wurde darüber hinaus das Amt für Klimaschutz und Klimaanpassung als Querschnittsamt neu gegründet. Eigens aufgelegte Förderprogramme zur Dach- und Fassadenbegrünung sowie privater energetischer Sanierungen sollen noch in diesem Jahr starten und das Zusammenwirken der Stadt mit seinen Einwohnerinnen und Einwohnern stärken um eine nachhaltige, ökologische Transformation der Wissenschaftsstadt Darmstadt in die Wege leiten.

Mit dem öffentlich zugänglichen, internetbasierten Gründach- und Entsiegelungskataster https://www.gpm-webgis-13.de/geoapp/kataster/darmstadt wurde darüber hinaus ein innovatives Angebot für Bürgerinnen und Bürger, Eigentümerinnen und Eigentümer, aber auch Gewerbetreibende zu den Themen Dachbegrünung und Entsiegelung bereitgestellt. „Durch das bereitgestellte Kataster sollen vermehrt versiegelte Flächen und somit potentielle Heizflächen rückgebaut und in einen naturnahen Zustand überführt werden. Denn naturbasierte Lösungen bieten den klimafreundlichsten und effektivsten Schutz vor Hitze und Starkregen“, so Kolmer.

Neben den genannten Aktionen/Maßnahmen bedarf es der Erstellung eines übergeordneten, integrierten und partizipativ angelegten Klimaanpassungskonzeptes, welches sich gesamtstädtisch den zu erwartenden Klimawandelfolgen, wie Hitze, Trockenheit und Starkregen annimmt und geeignete standortspezifische Maßnahmen zum Schutz und zur Vorsorge entwickelt. Der Startschuss für die Konzeptentwicklung wird ebenfalls noch in diesem Jahr fallen. Die Konzeptionierung der Strategie sieht eine breite Beteiligung mit Bürgerwerkstätten und Workshops vor. Erklärtes Ziel der Stadt ist es auf die Kenntnisse seiner Bürgerinnen und Bürger zurückzugreifen um die Wissenschaftsstadt Darmstadt in Zeiten einer fortschreitenden Klimakrise lebenswert zu erhalten und nachhaltig zu transformieren, die Lebensqualität zu steigern und neue zukunftsfähige Aufenthaltsräume zu generieren, bei gleichzeitigem Klimaschutz, welcher in Darmstadt mit höchster Priorität verfolgt wird. Die Förderung grün-blauer Infrastrukturen, sprich der Erhalt, Ausbau und Anpassung des Stadtgrüns sowie die Sichtbarmachung von Wasser im Kontext des sogenannten „Schwammstadtprinzips“ werden zentrale Ansatzpunkte des Anpassungskonzeptes sein. Schwammstädte schaffen zahlreiche (über das gesamte Stadtgebiet) verteilte Flächen zur Versickerung, Speicherung, Verdunstung und Rückhaltung von Regenwasser. „Die negativen Auswirkungen von Starkregen können so minimiert werden, gleichzeitig wird mehr Wasser zur Verdunstung und somit Kühlung in der Stadt gehalten“, sagt Kolmer.

Die Zukunftsstadt Darmstadt mit viel „Grün“ und „Blau“ soll nach einer breiten Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen einem naturnahen Wasserkreislauf ähneln und wie ein überdimensional großer Schwamm fungieren. Typische Schwammstadtelemente sind beispielsweise Dachbegrünungen, Versickerungsmulden, Tiefbeete, Baumrigole, Versickerungsteiche, multifunktionale Rückhalteflächen oder die Reaktivierung von Gräben und Fließgewässern. Die geplanten Maßnahmen sind eine Langfristaufgabe für Verwaltung und Politik, für welches es ein stetiges Mitwirken der Gesamtgesellschaft bedarf.

Als weitere Anregung zum Thema lädt die Podcast Folge von Amboss zum Thema Klimawandel und Gesundheit – ein Appell mit Dr. Eckhard von Hirschhausen als Gastexperte (Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen) zum Zuhören ein.

Hintergrund: Der Weltgesundheitstag

Seit der Gründung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1948 wurde ein jährlicher Erinnerungstag etabliert, welcher auf globale relevante Gesundheitsprobleme aufmerksam machen soll. Auch in diesem Jahr hat er zum Ziel, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Klimaveränderungen einen nicht unerheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit haben können. Die WHO hat den Klimawandel zu einer der größten Bedrohungen der Menschheit erklärt.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


Teilen