Anfang April 2023, ein Samstag-Heimspiel der Darmstädter Lilien im Merck-Stadion am Böllenfalltor: Fußtrupps, Rettungswagen (RTW) und Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) des regulären Sanitätsdienstes sind an ihren Positionen verteilt und stellen die sanitätsdienstliche Absicherung für alle Stadiongäste. Ein Fußtrupp ist bereits an einer medizinischen Leistung auf der Gegengrade gebunden. Plötzlich ist eine Explosion im Gästeblock zu hören. In wenigen Sekunden kommt es unter den Fans zu Panik und Chaos. Wie sich wenig später herausstellt, ist Pyrotechnik im Rucksack eines Fans explodiert und hat dabei zu mehreren Verletzten und Betroffenen im Gästeblock geführt. Zum Glück handelte es sich dabei nur um ein Szenario der diesjährigen Katastrophenschutzübung der Stadt Darmstadt, bei der die Zusammenarbeit des Sanitäts- und Regelrettungsdienstes, der Katastrophenschutzeinheiten und der Feuerwehr bei einem Massenanfall von Verletzen (MANV) geübt wurde.
Der DRK-Ortsverein Darmstadt-Mitte als Hauptdienstleister beim SV Darmstadt 98 stellte bei der Katastrophenschutzübung wie bei jedem Heimspiel den regulären Sanitätsdienst. Der Fußtrupp, der zum Zeitpunkt der Explosion bereits vor Ort war, verschaffte sich zunächst einen Überblick über die Situation und gab Rückmeldung an die Einsatzleitung. Sofort legten Abschnittsleiter hinter der Tribüne eine Patientenablage fest, wo Verletzte und Betroffene gesammelt und durch die RTW- und NEF-Besatzung gesichtet und triagiert wurden, um diese nach Priorität zu behandeln. Denn eine 1-zu-1-Betreuung ist bei einer großen Anzahl an Verletzen zunächst nicht möglich. Etwas weiter entfernt wurde der Rettungsmittelhalteplatz eingerichtet, um die ankommenden Rettungsmittel von dort aus koordiniert an der Einsatzstelle einzusetzen.
Parallel dazu wurden zur Unterstützung die Einheiten des Katastrophenschutzes alarmiert. Die Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG) Behandlung des DRK-Ortsvereins Arheilgen-Wixhausen und des ASB Eberstadt sowie die 2. SEG Betreuung Eberstadt machten sich auf den Weg ins Stadion, um dort einen sogenannten Behandlungsplatz 25 aufzubauen. Dies ist ein mobiler temporärer Behandlungsplatz, der aus drei großen Zelten besteht, in denen stündlich bis zu 25 Verletzte behandelt werden können.
Währenddessen kamen an der Patientenablage immer mehr Verletzte an. Durch die Rettungsdienstler und Sanitätshelfer wurden diese bereits an der Patientenablage erstversorgt. Die RTW waren sowohl mit diensthabendem Personal als auch mit Auszubildenden der DRK Rettungs- und Sozialdienste Starkenburg gGmbH besetzt. Vor Ort befanden sich auch vier Notärzte. Sobald der Behandlungsplatz aufgebaut war, wurden die Patienten mithilfe der Feuerwehr zum Behandlungsplatz abtransportiert. Der diensthabende OLRD (Organisatorischer Leiter Rettungsdienst) koordinierte gemeinsam mit den Abschnittsleitern den Gesamtablauf.
Nach gut drei Stunden waren alle Patienten versorgt und abtransportiert. Die Übung konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie war dies die erste Großübung der Hilfsorganisationen. Und obwohl nicht alles reibungslos verlief und sich an manchen Stellen einige Defizite zeigten, hat die Zusammenarbeit der Helferinnen und Helfer im Großen und Ganzen erfolgreich funktioniert.
„Wir bedanken uns bei allen Organisatoren und Beteiligten für eine interessante und lehrreiche Übung, beim DRK-Ortsverein Arheilgen-Wixhausen für die Versorgung aller Teilnehmer mit Lunchpaketen, bei allen Mimen und Verletztendarstellern, ohne die eine solche Übung nicht möglich gewesen wäre, bei Darmstädter Lilien-Fans, die als Statisten zur Übung eingeladen wurden, bei zahlreichen Übungsbeobachtern, die den ganzen Ablauf begleitet haben und im Nachgang eine ausführliche Übungsauswertung durchführen werden, und natürlich bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die trotz des kalten und nassen Aprilwetters an der Übung teilgenommen haben“, sagten die Kreisbereitschaftsleiter des DRK-Kreisverbands Darmstadt-Stadt e. V., Stefanie Kühn und Marcel Büchner. „Solche Großübungen sind wichtig und notwendig, um bei einer Großschadenslage koordiniert und effektiv zusammenarbeiten zu können.“
Über den DRK-Katastrophenschutz:
In den Darmstädter DRK-Ortsvereinen leisten rund 540 Mitglieder ehrenamtliche Rotkreuzarbeit. Gut ausgebildet stellen sie die Bereitschaften für den Katastrophenschutz. Insgesamt befinden sich fünf Einheiten des Katastrophenschutzes der Wissenschaftsstadt Darmstadt in den Ortsvereinen des DRK Darmstadt: der 1. Sanitätszug im DRK-Ortsverein Arheilgen, der 1. Betreuungszug im DRK-Ortsverein Darmstadt-Mitte, der 2. Betreuungszug im DRK-Ortsverein Eberstadt, die 1. Betreuungsstelle im DRK-Ortsverein Arheilgen sowie die 2. Betreuungsstelle im DRK-Ortsverein Eberstadt. Die Bereitschaften unterstützen Stadt und Land in Krisenzeiten, leisten Sanitätsdienste bei Veranstaltungen oder wirken bei Blutspenden mit.
Bilder: A. Sviridova / DRK-OV Darmstadt-Mitte
Quelle: DRK-Kreisverband Darmstadt-Stadt e.V.