Die Technische Universität Darmstadt befürwortet die Absicht der Wissenschaftsstadt Darmstadt, die Ehrung des Wissenschaftlers Walter Georgii, nach dem ein Platz am Flugplatz Griesheim benannt ist, zurückzunehmen. Georgii war in der Zeit des Nationalsozialismus eng in die kriegsvorbereitende Rüstungsforschung eingebunden.
Die Bedeutung des Flugplatzes in Griesheim ist eng mit dem Segelflug und Walter Georgii (1888 – 1968) verbunden. Seit 1975 erinnert ein großer Findling, gestiftet von „ehemaligen DFS-lern“ (Deutsches Fluginstitut für Segelflug/Deutsche Fluganstalt für Segelflug), an den einstigen Hochschulprofessor für Flugmeteorologie und Leiter des genannten Fluginstituts. 1996 erhielt der Vorplatz zum Flugfeld durch einen Magistratsbeschluss der Stadt Darmstadt den Namen „Georgiiplatz“.
Walter Georgii übernahm 1926 von Professor Wilhelm Schlink die Leitung des Forschungsinstituts der Rhön-Rossitten-Gesellschaft (RRG), die – 1924 gegründet – Flugsport mit wissenschaftlicher Forschung und Entwicklung vereinte und damit das frühzeitige Ende des Segelflugs abwendete. Seine Mitstreiter nannten Walter Georgii „Vater des Segelflugs“. Zugleich erhielt er an der damaligen Technischen Hochschule Darmstadt eine außerordentliche Professur für Flugmeteorologie. Grundlegende Erkenntnisse zur Thermik konnten durch Segelflüge gewonnen und wiederum für den Segelflug gewinnbringend eingesetzt werden. Mit den deutschen Erfolgen in Segelflugwettbewerben stieg auch das internationale Interesse. Im Rahmen der „1. Wissenschaftlichen Segelflugtagung“ in Darmstadt gründete sich die „Internationale Studienkommission für Segelflug“, der Walter Georgii von 1930 bis 1939 als Vorsitzender vorstand. Sie war für die Anerkennung von Rekorden und Wettbewerben zuständig. 1933 wurde die RRG aufgelöst. Das Forschungsinstitut erhielt auf dem Flugplatz in Griesheim einen neuen Standort unter dem Namen „Deutsches Forschungsinstitut für Segelflug“; ab 1937 „Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug“.
Nachdem ihm 1945 eine Rückkehr an die TH Darmstadt aufgrund der fehlenden politischen Entlastung verwehrt wurde, war Walter Georgii im Ausland tätig. 1955 kehrte er nach Deutschland zurück und war bis zu seinem Tod 1963 in nationalen Forschungs- und Versuchsanstalten beschäftigt.
Die „Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug“ wurde im Dritten Reich unter der Leitung von Walter Georgii zu einer Schaltstelle der Luftfahrtforschung. Als überzeugter Patriot steuerte Georgii seinen Teil zur Fertigung von kriegswichtigen Produkten bei. Es ist nicht unbekannt, dass er 1937 in die NSDAP eintrat und als ordentlicher Professor in den Reichsdienst gerufen wurde. Obwohl sich Georgii selbst und seine Forschung immer als unpolitisch bezeichnete, war er maßgeblich am Kriegsgeschehen beteiligt.
Quelle: TU Darmstadt