Am Dienstag (20.10.15) präsentierte Oberbürgermeister Jochen Partsch gemeinsam mit Günter Körner und Alfred Helfmann vom Vorstand des Fördervereins Hochzeitsturm die neue Darmstädter Turmschreiberin [[Katja Behrens]] (72) im Fürstenzimmer des Hochzeitsturms auf der Mathildenhöhe. „Darmstadt ist auch Literaturstadt, und als Kulturdezernent bin ich natürlich besonders glücklich, wenn sich mit dem Literaturstipendium des Fördervereins Hochzeitsturm eine neue literarische Institution in unserer Stadt erfolgreich etabliert. Das Stipendium sorgt auch dafür, dass dem Hochzeitsturm als architektonisches Wahrzeichen Darmstadts zusätzliche Aufmerksamkeit zuteil wird. Turmschreiberin im Darmstädter Hochzeitsturm mit freiem Blick auch über die Stadt hinaus: Einen schöneren Sinnzusammenhang kann man nicht finden, und ich bin neugierig, welche Inspirationen die Turmschreiberin Katja Behrens aus dieser Situation gewinnt, in Sprache fasst und uns als Text zurückgibt. Ich gratuliere ihr zu ihrem Amt und freue mich auf das, was sie uns davon erzählt“, so Oberbürgermeister Jochen Partsch bei der Präsentation im Hochzeitsturm.
Mit der Ernennung von Paul-Hermann Gruner zum ersten Darmstädter Turmschreiber hatten die Initiatoren des Förderkreises Hochzeitsturm im Mai 2013 Neuland betreten die Institution eines neuen literarischen Stipendiums in Darmstadt begründet. Das Stipendium ist mit 5.000 Euro dotiert, hat eine Laufzeit von einem Jahr und wird alle zwei Jahre ausgelobt. Der zweite Turmschreiber ist nun eine Turmschreiberin: Katja Behrens wurde 1942 in Berlin geboren und lebt in Darmstadt. Die jüdische Autorin konnte sich 1943 bis 1945 vor der Verfolgung der Nationalsozialisten in Österreich verstecken. 1960 begann sie ihre literarische Karriere mit Übersetzungen aus dem Amerikanischen, darunter William S. Burroughs und Henry Miller. Von 1968 bis 1970 lebte sie in Israel. Seit 1973 arbeitet sie als Verlagslektorin, seit 1978 als freie Schriftstellerin. Behrens ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und war von 2007 bis 2009 dessen Vizepräsidentin und Writers-in-Prison–Beauftragte. Mit ihrem Buch „Roman von einem Feld“ ließ Behrens 2007 dem Oberfeld an der östlichen Darmstädter Stadtgrenze eine literarische Würdigung ganz eigener Art zukommen. Was auch heißt: Die neue Turmschreiberin ist der Thematisierung der Region verbunden.
Mit dem Stipendium sind fünf Lesungen im Hochzeitsturm und eine literarische Publikation verbunden. Thematische Vorgaben für Lesungen und Buch werden nicht gemacht, die Beschäftigung mit der Tradition des Turmes als Erinnerung an die Fürstenhochzeit von 1905 und der heutigen Nutzung als besonderes Standesamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt ist jedoch erwünscht.