Otto-Bartning-Förderpreis 2011: Darmstadts Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch würdigt die Arbeiten der Preisträgerinnen Franziska Hartmann und Lea Luckenbach

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Lea Luckenbach / LedermuseumOberbürgermeister Jochen Partsch würdigt die Arbeiten der beiden Preisträgerinnen des mit jeweils 1.000 Euro dotierten Otto-Bartning-Förderpreises 2011, Franziska Hartmann und Lea Luckenbach in einer Stellungnahme: „Seit 1998 verleiht das Kuratorium der Otto-Bartning-Stiftung jährlich einen Förderpreis an Studierende der Fachbereiche Architektur der Technischen Universität und der Hochschule Darmstadt. Dabei werden Arbeiten ausgewählt, die sich mit besonders innovativen Ansätzen der Lösung kultureller und gesellschaftlicher Aufgabenstellungen widmen. Als Kriterien zur Preisvergabe werden fachliche Fähigkeiten und die persönliche Entwicklung der Preisträger gewürdigt. Dies ist nicht nur das Markenzeichen des Bartning-Förderpreises: Die enge Verbindung von exzellenter Fachlichkeit und dem Bewusstsein besonderer gesellschaftlicher Verantwortung prägt die Architektenausbildung beider Darmstädter Hochschulen und trägt so seit langem zum guten Ruf der Wissenschaftsstadt Darmstadt als Architektenstadt entscheidend bei. Die Arbeiten der beiden Preisträgerinnen des Jahres 2011 sind in diesem Sinne beispielhaft“.

In Franziska Hartmanns Entwurf „Trias – suchen, entdecken, verstehen“ für eine Erweiterung des Senckenbergmuseums in Frankfurt am Main wird der Besucher zum Forscher und das Museum zur Ausgrabungsstätte, zum Experimentierfeld, das es zu entdecken gilt. Der Baukörper, der sich in die Lücke einfügt, die der Bestand aufspannt, gibt nach außen nichts von seinem Inneren preis. Die Räume fließen ineinander und muten mit ihren Stampfbetonoberflächen wie Höhlen an. Eingeschobene Nischen, Vitrinen und Wandelemente akzentuieren und schaffen eine Vielzahl von räumlichen Verknüpfungen, Durchblicken und Zonen. Die Navigation im Ausstellungsbereich erfolgt intuitiv und individuell über Lichtpunkte, Rampen und Blickbeziehungen. In kleinen Sequenzen entwickelt sich der Raum durch den Altbau hindurch bis in die flankierenden Gebäude der Wissenschaftler. Das Energiekonzept nutzt die Masse des Neubaus mittels thermischer Bauteilaktivierung. Unterschiedliche Hüllenqualitäten lassen sich im Jahresverlauf überlagern, Lastspitzen über Kälte- und Wärmekaskaden im System abfangen. Die Arbeit entstand im Fachbereich Architektur der TU Darmstadt.

Offenbach soll durch das Museum geprägt werden, das Museum durch die Menschen: Lea Luckenbach will so die Identifikation der Menschen mit der Stadtgeschichte ermöglichen. Ziel ist es, zu prägen, zu binden und zu strukturieren. Der Entwurf „Umbau Ledermuseum Offenbach“, entwickelt im Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt (h-da) greift die Ordnung des Gebäudekomplexes auf, in dem die Zahl drei vorherrscht und gliedert das Museum in drei Bereiche: das Öffentliche, das Private und das Exponieren. Durch Ausnivellieren der verspringenden Bodenhöhen im Erdgeschoss entsteht ein großzügiges Plateau, das die repräsentative Geste der Nordfassade verstärkt. Durch den Eingangsbereich, der Filterzone zwischen Stadt und Museum, geht es zum Herzstück, dem Lichthof. In diesem Punkt kreuzt sich jede Achse des Gebäudes, die Struktur wird spürbar. Licht wird als strukturgebendes Element eingesetzt und hebt die Bereiche hervor, in denen Aktion und Funktion stattfinden. Die Materialien sind ruhig und zurückgenommen, um den Exponaten Raum zu lassen.

Zusatzinformation: Otto Bartning Förderpreis
Die Bedeutung von Professor Otto Bartning (1883 bis 1959) als Architekt wird in erster Linie an seinen maßgeblichen Beiträgen zur Entwicklung des protestantischen Kirchenbaus festgemacht. Weniger bekannt ist, dass er sich in innovativer Weise auch mit anderen Themen von fachspezifischer und/oder gesellschaftlicher Bedeutung befasste. So wirkte Bartning an der Neuformulierung der Architektenausbildung nach dem Ersten Weltkrieg mit. Als Mitbegründer der Reichsforschungsanstalt und durch die Realisierung von Geschosswohnbauten in Berlin (Siemensstadt und Haselhorst) war er an wegweisenden Projekten des Wohnbaus der zwanziger und dreißiger Jahre beteiligt. In der Zeit des Wiederaufbaus engagierte sich Otto Bartning im Vorstand des Bundes Deutscher Architekten, im Deutschen Werkbund und leitete die Wiederaufbaukommission Helgoland. Bartning wurde in die Berliner Akademie der Künste und in das westdeutsche P.E.N.-Zentrum gewählt. Er gilt als Spiritus Rector der „Darmstädter Gespräche“, die durch Auseinandersetzung mit Gegenwartsfragen die gesellschaftspolitische Diskussion nachhaltig anregten. In Darmstadt wurden nach Entwürfen von Otto Bartning die Frauenklinik, die Matthäuskirche in der Heimstättensiedlung, eine Wohnsiedlung an der
Nieder-Ramstädter-Straße und das – bereits abgerissene – Bau-Muster-Haus auf der Rheinstraße errichtet.
Die Stadt Darmstadt hat 1953 anlässlich des 70.Geburtstags von Otto Bartning die Otto-Bartning-Stiftung für Baukunst und Bildende Künste gegründet. Zweck der Stiftung ist, „sowohl Schaffenden wie auch Lernenden im Bereich der Architektur, Malerei, Plastik und angewandten Künste durch Preise oder Ankäufe, Stellung von Aufgaben oder auf andere geeignete Weise“ Förderung zuteil werden zu lassen.*
Dem Kuratorium der Otto-Bartning-Stiftung gehören derzeit Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch als Vorsitzender, Professor Ariel Auslender, Professor Jürgen Bredow, Professor Werner Durth, Professor Anke Mensing, Professor Dipl.-Ing. Rolf Poth, Dipl.–Ing. Gerhard Schlegel und Professor Julian Wékel an.

Bildquellenangabe: Lea Luckerbachs Entwurf „Ledermuseum in Offenbach“
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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