Anlässlich ihres 80. Todestages würdigt Oberbürgermeister Hanno Benz die beiden Darmstädter SPD-Politiker und Widerstandskämpfer Theodor Haubach (1896-1945) und Ludwig Schwamb (1890-1945), die am 23. Januar 1945 von den Nationalsozialisten nach schwerer Folter in Berlin-Plötzensee ermordet wurden. „Haubach und Schwamb sind Vorbilder für Mut, Anstand und Zivilcourage“, so Benz.
Zum stillen Gedenken legt die Wissenschaftsstadt Darmstadt Kränze an deren Ehrengrab auf dem Waldfriedhof nieder.
Haubach und Schwamb gehörten der deutschlandweit agierenden zivilen Widerstandsgruppierung um Wilhelm Leuschner an: Wäre das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 und der sich daran anschließende Staatsstreich erfolgreich verlaufen, wäre Haubach zum Sprecher der neuen deutschen Regierung unter Leitung von Carl Friedrich Goerdeler und Leuschner ernannt worden; Schwamb, der Leuschners rechte Hand und persönlicher Referent in dessen Zeit als Innenminister des Volksstaats Hessen gewesen war, sollte erster Ministerpräsident Hessens werden.
Haubach und Schwamb verbrachten beide prägende Jahre in Darmstadt und hielten bis zuletzt immer enge Verbindung zu ihrer Wahlheimat in Südhessen. So war es der „Patriot, Republikaner und Europäer“ Theodor Haubach, der am 22. Februar 1944 die bekannte Totenrede auf seinen durch einen Bombenangriff in Leipzig ums Leben gekommenen Freund und engen Weggefährten Carlo Mierendorff auf dem Darmstädter Waldfriedhof hielt. Haubach und Mierendorff besuchten beide das Darmstädter Ludwig-Georgs-Gymnasium und gehörten zum engsten Literatenzirkel der beiden expressionistischen Darmstädter Zeitschriften „Die Dachstube“ und „Das Tribunal“. Er gehörte zu jener bildungsbürgerlichen Generation der Weimarer Republik, deren Erfahrungsraum expressionistische literarische Versuche, Wandervogel-Mitgliedschaft, Not-Abitur und freiwillige Kriegsteilnahme im Ersten Weltkrieg waren. Seinem Weg in die Politik gingen entscheidende Impulse während des Studiums durch Max Weber, Emil Lederer, Alfred Weber und Karl Jaspers voraus. Als Journalist, SPD-Parlamentarier und Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold kämpfte er in Hamburg und später in Berlin gegen die Nationalsozialisten. Zeitlebens kämpfte Haubach dafür, im Bürgertum die republikanische Idee von Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie und für ein friedliches Europa zu verankern.
Auch Ludwig Schwamb gehörte zu den Protagonisten des zivilen Widerstands gegen die NS-Diktatur. Der am 30. Juli 1890 in Undenheim geborene Bauernsohn studierte nach dem Abitur in Gießen Rechtswissenschaften, wurde 1921 beim Finanzamt Alzey Regierungsassessor, 1925 in Oppenheim Oberregierungsrat und wechselte 1928 ins hessische Innenministerium, wo er als persönlicher Referent von Innenminister Leuschner schnell zum Staatsrat aufstieg. Schwambs Wohnung in Berlin-Wilmersdorf während der NS-Zeit wurde zum konspirativen Treffpunkt des sich formierenden Widerstands.
„Das Vermächtnis von Theodor Haubach und Ludwig Schwamb, dass man allzeit bereit sein muss, für Freiheit, Recht und Demokratie zu kämpfen und sie zu gegen ihre Feinde und Verächter zu verteidigen, darf nicht vergessen werden“, so Oberbürgermeister Benz.
Anlässlich des 80. Todestags von Haubach und Schwamb fordert Oberbürgermeister Benz die Schaffung eines Darmstädter Gedenkorts für den Darmstädter Widerstand um Leuschner, Mierendorff, Haubach, Elisabeth und Ludwig Schwamb, aber auch zu Ehren von Elisabeth und Käthe Kern, Heinrich Delp, Otto Sturmfels, Elisabeth Schumacher und Elly Deumer, Ludwig Bergsträsser und vielen anderen: „Ein solcher Gedenkort mit Dauerausstellung über den Darmstädter Widerstand, der deutschlandweite Bedeutung erlangte, ist überfällig.“
Haubach, Schwamb, Leuschner und Mierendorff erhielten auf dem Darmstädter Waldfriedhof ein Ehrengrab, ihre Leichname wurden den Familien jedoch nicht ausgehändigt. Am 31. Januar 1945 erhielt Schwambs Ehefrau Elisabeth formlos und ohne Anrede nur das Todesurteil und den Hinweis: „Die Veröffentlichung einer Todesnachricht ist nicht gestattet“. Oberbürgermeister Benz würdigte auch Schwambs Ehefrau Elisabeth (1897-1964): „Sie war eine mutige Widerstandskämpferin und bekennende SPD-Politikerin, die ihren Mann im Widerstand gegen die Nazis unterstützte, Kurierdienste leistete und Familienausflüge mit Leuschner und anderen Widerständlern organisierte. Elisabeth Schwamb hat sich in vorbildlicher Weise für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie engagiert und Zivilcourage bewiesen.“
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt