Bei den Europawahlen am 9. Juni 2024 können rechtspopulistische Parteien in Europa auf große Stimmenanteile hoffen. In Deutschland hat die AfD gute Chancen auf Platz 2. Zudem scheint sich in der Bundesrepublik mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) eine neue Partei zu etablieren. Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler:innen der TU Darmstadt und der Universität Oldenburg die Einstellungen und Parteipräferenzen der Wähler:innen in Deutschland erforscht.
Die Forschenden – Professorin Michèle Knodt, Professor Christian Stecker und Christine Quittkat vom Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt sowie Christina-Marie Juen von der Universität Oldenburg – befragten in einer bevölkerungsrepräsentativ quotierten Online-Umfrage 3.319 Bürger:innen im Zeitraum zwischen 17. und 31. Mai 2024.
Frappierend ist die Spaltung der Wählerschaft bei fast allen Fragen zur EU. Am deutlichsten zeigt sich dies bei der Frage zum DEXIT, dem Austritt Deutschlands aus der EU. Vor allem die Anhänger:innen der AfD, aber auch der Freien Wähler und des BSW plädieren für einen DEXIT. Christian Stecker weist dabei auf das Paradox hin, dass „rund 43 Prozent der AfD-Wähler:innen sich für einen DEXIT aussprechen, obwohl das klare ökonomische Nachteile für Deutschland und jeden Einzelnen von uns mit sich bringt“.
Christina-Marie Juen ergänzt dazu, dass die AfD Wählerschaft insgesamt „ein hohes Niveau an Euroskeptizismus hat und der Osten dabei euroskeptischer ist als der Westen“.
Besonders auffällig ist bei den Anhänger:innen aller Parteien, dass sie wenig über die Kompetenzverteilung zwischen der EU und Deutschland wissen. „Die Bürgerinnen und Bürger schreiben der EU Kompetenzen im Bereich Soziales, Umverteilung, Energie und Verteidigung zu, die sie gar nicht hat“, erklärt Michèle Knodt. Die Frustration nach der Wahl sei dann groß, wenn die EU gerade in diesen Bereichen keine Aktivitäten entfaltet.
Die Polarisierung der Wählerschaft wird auch in Fragen zur Ukraine deutlich. Christine Quittkat erklärt, dass sich hier AfD-Unterstützer:innen mit der größten Ablehnung einer zügigen EU-Mitgliedschaft der Ukraine und Anhänger:innen der Grünen mit der größten Zustimmung diametral gegenüber ständen.
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Quelle: TU Darmstadt