Forschungsprojekt „Die Darmstädter ‚Leibgardisten‘ und ihr Denkmal. Kriegseinsatz – Traditionspflege – Gedenken“

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Das 1928 eingeweihte und 1958 ergänzte Leibgardisten- bzw. „Löwendenkmal“ am Darmstädter Friedensplatz erinnert an die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Darmstädter Regimenter 115, 226 und 485. Als solches löst es seit vielen Jahren Diskussionen aus. Daher steht es im Mittelpunkt eines von Oberbürgermeister Jochen Partsch und dem Deutschen Polen-Institut initiierten und von der Sparkasse Darmstadt finanziell unterstützten Projekts. Das Projekt ist am Institut für Geschichte der TU Darmstadt (TUD) angesiedelt und wurde auch vom Deutschen Polen-Institut (DPI) begleitet.

Erste Forschungsergebnisse stellte heute im Rahmen einer Pressekonferenz Oberbürgermeister Partsch zusammen mit Prof. Dr. Jens Ivo Engels (TUD) und Prof. Dr. Peter Oliver Loew (DPI) vor. „Mit Bezug auf die Einsatzorte der Regimenter, die auf den Steintafeln am Denkmal aufgeführt sind, stellte sich nicht zuletzt die Frage, ob sich Kriegsverbrechen der Darmstädter Infanterieregimenter 115, 226 und 485 nachweisen lassen und wie künftig mit dem Denkmal umgegangen werden soll“, so Partsch.

Prof. Dr. Engels und Prof. Dr. Loew führten aus, dass aufgrund der schwierigen Quellenlage die Fragen zum Kriegseinsatz noch nicht abschließend geklärt werden konnten. Eines sei aber klar: Anhand der ausgewerteten Archivquellen und Fachliteratur könne davon ausgegangen werden, dass die drei oben genannten Infanterieregimenter bzw. Angehörige dieser Einheiten an Kriegsverbrechen beteiligt waren oder in engem Kontext zu Kriegsverbrechen eingesetzt waren.

An diesen Befund anknüpfend formulierten die beiden Wissenschaftler folgende Empfehlungen zum künftigen Umgang mit diesem Denkmal:

  • Anbringung einer permanenten Informationstafel am Denkmal;
  • Ausweitung der Forschungen, um den Kriegseinsatz der Darmstädter Regimenter im Ersten Weltkrieg zu untersuchen, u.a. in Hinblick auf Kriegsverbrechen in Belgien;
  • Sichtbare kritische Auseinandersetzung mit dem Denkmal in der Stadtgesellschaft unter Bezug auf den verbrecherischen Charakter des Vernichtungskrieges und die über 1945 hinausgehende und lange ungebrochene Traditionspflege.

Denkbar sei eine kritisch kommentierende künstlerische Auseinandersetzung mit dem Denkmal, sei es als temporäre Projekte, sei es durch die Errichtung eines „Gegen-“ oder „Ergänzungsdenkmals“. Hierzu könnte ein künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben werden.

Oberbürgermeister Partsch äußerte sich über die vorgestellten Ergebnisse sehr zufrieden: „Endlich haben wir mehr Klarheit über diesen schwierigen Teil der Darmstädter Geschichte. Gerade heute, am Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, ist es mir ein elementares Anliegen, daran zu erinnern, dass Deutschlands Verantwortung gegenüber den im Ersten und Zweiten Weltkrieg bekriegten, brutal unterworfenen und ausgebeuteten Nationen nie vergessen werden darf!“

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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