„Fernrohr in die Vergangenheit“: Kunstwerk soll an die 1938 zerstörte Synagoge in der Bleichstraße erinnern

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Darmstadt gedenkt der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus mit einem neuen Kunstwerk. Am 16. Februar 2023 wird Oberbürgermeister Jochen Partsch in der Bleichstraße, Ecke Grafenstraße, die Installation „Fernrohr in die Vergangenheit“ einweihen. Sie erinnert mit einem 3D-Bild an die Synagoge, die dort 1938 zerstört worden war. Die Installation ähnelt in der Gestalt einem Fernrohr und soll Neugierde wecken. Beim Durchschauen sieht man, wie es aussehen würde, wenn die Synagoge noch stünde.

„Die Vertreibung, Verschleppung, Ermordung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger Darmstadts, der Raub und die Vernichtung ihres Hab und Guts, die Auslöschung ihrer Gotteshäuser – diese Barbarei hinterlässt auf Dauer eine Leerstelle in unserer Stadt – und auch in der Stadtgesellschaft“, erklärt Partsch. „Nichts kann an die Stelle dieser Leere treten, aber die Imagination, wie sie dieses Kunstwerk ermöglicht, macht uns das Fehlen der Menschen und ihre Orte unmittelbar und schmerzlich bewusst.“

Die Installation ist ein Ergebnis des Projektes „Schüler gegen Vergessen für Demokratie – Stelenprojekt und App Digitale Spurensuche Footprints4Freedom“. Die Initiative der Darmstädter Lichtenbergschule unter Leitung von Margit Sachse vom Verein „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ist vom Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat und der Wissenschaftsstadt Darmstadt gefördert worden.

Diese Installation wird via QR-Code mit einer WebApp im digitalen Raum kombiniert, in der weiterführende Beiträge zum jüdischen Leben in Darmstadt zusammengetragen und veranschaulicht werden können. Ein weiterer wichtiger Teil des schulischen Projektes sind interkulturelle Begegnungen an Gedenktagen und darüber hinaus, die einen internationalen Austausch über das jüdische Leben in Europa und gemeinsame Schritte zu einer europäischen Erinnerungskultur anregen.

Realisiert wurde die 3D-Rekonstruktion von der Architectura Virtualis GmbH (ein Kooperationspartner der TU Darmstadt), die schwerpunktmäßig auf den Gebieten Rekonstruktion und Simulation von Architektur, Wissensvermittlung mit Hilfe digitaler Medien sowie Entwicklung und Realisierung von Installationen und Exponaten arbeitet. Marc Grellert, Architectura Virtualis: „Mit dem Projekt sind insgesamt die Absicht und die Hoffnung verbunden, gerade junge Menschen anzusprechen und die kulturelle Blüte jüdischer Gemeinden zu veranschaulichen. Die gezeigte Rekonstruktion ist eine Überarbeitung der bereits 2004 virtuell rekonstruierten Synagoge und macht deutlich, was mit aktueller Software möglich ist.“

Die fest installierte Edelstahl-Fernrohr-Installation als Mahnmal gegen Antisemitismus, Rassismus und als Appell für die freiheitlichen Werte der Demokratie wirken. Ziel ist, den kulturellen Verlust, die Schönheit der einst in Deutschland vorhandenen Synagogen-Architektur vor Augen zu führen, aber auch die frühere Bedeutung für das Stadtbild zu würdigen.

„Schüler gegen Vergessen für Demokratie“ ist eine interkulturelle, intergenerationale Initiative an der Lichtenbergschule Darmstadt, die Menschen verschiedener Altersklassen und Kulturen vereint. Sie engagieren sich für nachhaltige Geschichtsprojekte, um aufzuklären und eine demokratische Zukunft zu sichern.

Zur Einweihung des Kunstwerks „Fernrohr in die Vergangenheit“ am Donnerstag, 16. Februar 2023 um 11 Uhr in der Bleichstraße, Ecke Grafenstraße, ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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