Geschenk der TU Darmstadt zum Weltkulturerbe – TU öffnet aufwendig sanierte historische Stadt- und Gefängnismauern

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Drei Jahre lang ließ die TU Darmstadt die Überreste der historischen Stadt- und Gefängnismauern an der Erich-Ollenhauer-Promenade denkmalgerecht sanieren. Am 7. Dezember 2021 feiert die Universität das Ende der Restaurierungsarbeiten und die ideelle „Übergabe“ des geschichtsträchtigen Ortes an die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger. Es ist ein symbolisches Geschenk der TU Darmstadt zum Weltkulturerbe.

Jahrzehntelang schlummerten sie im Dornröschenschlaf: Teile der historischen Stadtmauer an der Erich-Ollenhauer-Promenade waren vergessen und zugewachsen. Bis der Kanzler der TU Darmstadt, Dr. Manfred Efinger, sie bei einem Streifzug entdeckte und ihre denkmalgerechte Instandsetzung auf den Weg brachte. Efinger recherchierte die Ursprünge der Mauer und setzte sich für die Übernahme des städtischen Grundstücks durch die TU ein. Nach dem Ende der mehrjährigen Restaurierung rückt die historische Stadt- und Gefängnismauer nun wieder gut sichtbar in das Bewusstsein der Darmstädter Bevölkerung.

Zeugen einer düsteren Geschichte

Die Anlage besteht aus zwei parallel verlaufenden Mauern, die einen 57 Meter langen und 2,50 Meter breiten Gang bilden. Die Steinwände gehören zu einem Abschnitt der ehemaligen Befestigung um die Alte Vorstadt, welcher bereits im 17. Jahrhundert als Begrenzung diente. Bei den Mauern handelt es sich gleichzeitig um die steinernen Reste des Gefängnisses, das 1834 eröffnet und später um eine Arrestanstalt für Frauen erweitert wurde. Der Gang, der zwischen den Mauern entstand, führte zum Frauengefängnis, das erst 1970 abgerissen wurde.

Die Arresthäuser waren düstere Orte. Friedrich Ludwig Weidig, ein Mitstreiter von Georg Büchner, dem Verfasser des Hessischen Landboten, saß hier 1835 ein und wurde schwer misshandelt. Nach 1933 inhaftierte, verhörte und folterte die Gestapo politische Gefangene und Juden an diesem Ort, später waren Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen dort eingepfercht.

Überraschende Entdeckungen

Die Restaurierung der Mauern erfolgte in enger Abstimmung der Verantwortlichen des TU-Baudezernats mit der Denkmalschutzbehörde Darmstadt und dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Die Sanierung samt Neugestaltung der Außenanlage erfolgte in zwei Bauabschnitten und dauerte von April 2019 bis November 2021. Eine anspruchsvolle Arbeit: Aufgrund der Vielzahl der Spuren aus verschiedenen Umbau- und Umnutzungsphasen musste das Sanierungskonzept immer wieder neu bewertet werden. Die Arbeiten förderten so manche Überraschung und bauliche Kleinode zutage. So wurden etwa nicht nur zwei historische Tore aus dem 19. Jahrhundert entdeckt, sondern auch vier Schießscharten, die erkennbar machen, auf welcher Seite die Innenstadt lag.

Ort der Erinnerung, Kunst und Erholung

Die Anlage ist Zeugin der vielschichtigen Stadtgeschichte. Ein Ort, der erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Der historische Gang soll als Raum für Ausstellungen dienen, zur Erholung der Darmstädter Bevölkerung, aber auch als Erinnerungsort. Im Innern hat die TU das Kunstwerk „Vielleicht ein Blatt“ von Erwin Wortelkamp aufstellen lassen. Drei Bänke und Informationstafeln sollen noch installiert werden, die Auskunft über die Historie geben.

TU-Kanzler Dr. Manfred Efinger bezeichnet die sanierte Stadtmauer als „ein Geschenk der TU Darmstadt zum Weltkulturerbe“. Die Anlage liegt an der Erich-Ollenhauer-Promenade, die von der Innenstadt hoch zur Mathildenhöhe führt, die seit 2021 UNESCO-Weltkulturerbe-Status hat.

Bild: Claus Völker / TU Darmstadt
Quelle: TU Darmstadt


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