Darmstadt erhält eine Rosa-Parks-Straße

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OB Partsch: „Mit der Benennung setzen wir ein weiteres Zeichen gegen Rassismus ebenso wie Diskriminierung jeder Art überall auf der Welt – und greifen einen positiven Impuls aus unserer Städtepartnerschaft mit San Antonio/Texas auf.“ Stadträtin Boczek: „Ein weiterer Baustein, um die früheren Kelley-Barracks und das ehemalige Nathan-Hale-Depot in ein Symbol für Frieden und Freiheit umzuwandeln.“

Die Entwicklung der ehemaligen US-Areale im Süden und Westen der Stadt schreitet voran. Mit der Etablierung von zivilen Nutzungen auf den Geländen geht nicht zuletzt der Bau von Straßen und Plätzen, ebenso wir ihre Benennung einher. Dies gilt auch für die ehemaligen Kelley-Barracks und das ebenfalls aufgegebene Nathan-Hale-Depot der früheren Darmstädter US-Garnison.

In diesem Zusammenhang hat der Magistrat am Mittwoch (17.03.21) über die Benennung einer Straße entschieden, die zukünftig im Konversionsbereich West (ehem. Nathan-Hale-Depot) von der Riedstraße zur Kleyerstraße führen wird. Diese erhält den Namen Rosa-Parks-Straße.

Möglich wird dies durch eine Korrektur, die der Magistrat mit gleicher Vorlage vollzogen hat. Zunächst war vorgesehen, für den Straßennamen die schwedische Friedensnobelpreisträgerin Alva Myrdal (1902 – 1986) heranzuziehen. Dieser Vorschlag wurde nun unter Einbeziehung des Beirats für Straßenbenennungen zurückgezogen, nachdem ein eigens beauftragtes Gutachten des Stadtarchivs herausarbeitet, dass Alva Myrdal im Schweden der 1930er eine höchst umstrittene Rolle im Zusammenhang mit Zwangssterilisation von psychisch erkrankten Frauen spielte und gemeinsam mit ihrem Mann Autorin von bevölkerungspolitischen Beiträgen mit eindeutig rassenideologischem Hintergrund war. Den Friedensnobelpreis hatte sie 1982 für ihre Rolle als schwedische Chefdelegierte bei UN-Abrüstungskonferenzen und Friedensforscherin erhalten.

[[Rosa Parks]] (1913 – 2005) war eine amerikanische Bürgerrechtlerin. Berühmtheit erlangte sie 1955, als sie sich in ihrer Heimatstadt Montgomery/Alabama als afroamerikanische Frau weigerte, ihren Sitzplatz für einen weißen Mitfahrer freizumachen und dafür ihre Verhaftung und Verurteilung in Kauf nahm. Dies löste in der Folge den sogenannten Busboykott von Montgomery aus, der als einer der wichtigsten Ausgangspunkte der schwarzen Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King gilt, in der sich Rosa Parks selbst zeitlebens engagierte.

„Rosa Parks ist ein wichtiges Vorbild gerade für junge Menschen weltweit. Ihre Zivilcourage ist ein herausragendes Beispiel dafür, was unerschrockenes und gewaltfreies Eintreten für Bürgerrechte und Gleichstellung zu bewirken vermag. Dass wir dies nun in der Wissenschaftsstadt Darmstadt würdigen, passt zum toleranten Geist unserer Stadt, ist aber auch Mahnung, aufmerksam gegenüber jeder Art von Diskriminierung zu bleiben. Gerade im Jahr nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in Minneapolis und unter dem Zeichen der Black Lives Matter-Bewegung ist dies aktueller denn je – bei weitem nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland“, so Oberbürgermeister Jochen Partsch.

Einen wichtigen Impuls für die Straßenbenennung nach Rosa Parks hat der OB aus Darmstadts texanischer Schwesterstadt San Antonio mitgebracht. Beim letzten Besuch einer Delegation in San Antonio im Februar 2019 tauften Partsch und sein Amtskollege Ron Nirenberg einen Bus der städtischen Verkehrsgesellschaft VIA „Darmstadt, Germany“ – analog zur San Antonio-Straßenbahn von HEAG mobilo. Die VIA stattet seit 2005 ihre Busse mit jeweils einen gelb bezogenen Sitz zu Ehren von Rosa Parks aus – inzwischen weit über 500 Mal und naturgemäß auch im Fall des Darmstadt-Busses. Daraus entstand ein Dialog über die Rolle von Rosa Parks und die damalige ebenso wie über die aktuelle Bürgerrechtsbewegung, der zwischen den Stadtoberhäuptern seither nicht abgerissen ist und sich nun in der Darmstädter Rosa-Parks-Straße manifestiert. „Städtepartnerschaften dienen dazu, Mauern in den Köpfen einzureißen, Weltoffenheit und Menschlichkeit zu fördern. Die Straßenbenennung nach Rosa Parks belegt dies gerade an einer Stelle der Stadt, die früher amerikanisch war,“ erläutert Partsch.

Stadträtin Barbara Boczek, Dezernentin für Vermessungswesen und Planung, fügt dem hinzu: „Wir haben früh entschieden, dass die Straßen und Plätze im Bereich der Kelley-Barracks und des Nathan-Hale-Depot nach ihrer Konversion ein Zeichen für Pazifismus und die Tradition des friedlichen Widerstands setzen sollen. Dies gilt umso mehr, weil die Kelley-Barracks in den 1930er Jahren von den Nationalsozialisten als damalige Leibgardekaserne zur Vorbereitung des 2. Weltkriegs errichtet worden waren. Die Rosa-Parks-Straße befindet sich in einer Nachbarschaft mit der Nelson-Mandela-Straße, dem Wangari-Maathai-Weg, der Mahatma-Gandhi-Straße und dem Petra-Kelly-Platz – alles Persönlichkeiten, die mit ihrem Wirken für Frieden und Freiheit stehen. Nichts könnte den neuen Geist dieses Ortes und unsere Ziele für seine Zukunft besser repräsentieren.“

Download: Kartenausschnitt Rosa-Parks-Straße

Quelle Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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