Magistrat beschließt neues Linienkonzept für den Straßenbahnverkehr

Teilen

Straßenbahn / Bild: HEAG mobilo GmbHDer Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in seiner Sitzung vom Mittwoch (02.09.20) der Umsetzung eines neuen Linienkonzepts für den Straßenbahnverkehr in der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg zugestimmt, welches zusätzliche Direktverbindungen und ausgeweitete Bedienzeiten vorsieht. Die Umsetzung des neuen Linienkonzepts wird sukzessive über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren erfolgen.

„Das heutige Linienkonzept für den Straßenbahnverkehr ist mittlerweile 16 Jahre alt. Im Nahverkehrsplan 2019 bis 2024 der Wissenschaftsstadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg ist das neue Verkehrskonzept für die Straßenbahn als wichtigstes lokales Projekt zum Ausbau des ÖPNV und zum Erreichen der Mobilitätswende enthalten“, erläutert Oberbürgermeister und Verkehrsdezernent Jochen Partsch. „Steigende Fahrgastzahlen, die Einwohnerentwicklung in der Region Darmstadt-Dieburg, längere Schul- und Geschäftszeiten sowie die gegenwärtig knapp bemessenen planmäßigen Fahrtzeiten im Straßenbahnverkehr machen eine umfassende Liniennetz- und Fahrplanumgestaltung erforderlich, nachdem in der jüngeren Vergangenheit nur partielle Angebotsanpassungen im Straßenbahnnetz vorgenommen wurden. Diesen Herausforderungen begegnen wir nun mit dem neuen Linienkonzept.“

Gegenüber dem im Nahverkehrsplan enthaltenen Entwurf eines neuen Linienkonzepts konnten durch eine integrierte betriebliche und verkehrliche Optimierung weitere Verbesserungen erzielt werden. So ist insbesondere ein für die Fahrgäste deutlich attraktiveres, leicht einprägsames Fahrplanangebot mit einem 10-Minuten-Takt auf den Hauptlastlinien auf der Nord-Süd-Achse, der Ost-West-Achse und dem Ast nach Kranichstein vorgesehen. Dadurch wird nicht nur die Bedienungsqualität auf diesen Relationen steigen, sondern auch die Anschlusssicherheit bei Umsteigevorgängen zwischen Bus- und Straßenbahnlinien, wie zum Beispiel an der stark frequentierten Haltestelle Böllenfalltor, kann erhöht werden. Somit wird es auch möglich, das durch die Einführung der Lichtwiesenbahn entstehende Minderangebot an Fahrten zum Böllenfalltor ausreichend zu kompensieren.

Zusätzlich zu den Hauptlastlinien, welche den zentralen Knotenpunkt Luisenplatz andienen, sind zwei ergänzende Linien vorgesehen, welche neue Direktverbindungen von einzelnen Stadtteilen mit dem Hauptbahnhof sowie untereinander herstellen sollen. So soll eine neue Linie zwischen Arheilgen und Griesheim über die Bismarckstraße und den Hauptbahnhof verkehren sowie eine weitere zwischen Eberstadt und Kranichstein, ebenfalls über den Hauptbahnhof und die Bismarckstraße, im Betrieb sein. Der Stadtteil Kranichstein erhält zudem eine Direktverbindung mit dem Böllenfalltor über den zentralen Umsteigepunkt „Schloss“. „Durch die neuen Linienangebote wird die Verbindungsqualität im Straßenbahnnetz spürbar steigen – davon sind wir überzeugt“, so Partsch weiter.

Durch eine Neugestaltung des Fahrplans kann die vielfach gewünschte Beibehaltung der Schnelllinie 6 zwischen Arheilgen und Alsbach bei weitgehender Sicherstellung der Stabilität des ihr zugrunde gelegten Fahrplans erreicht werden. Damit wird aus der Linie 6 wieder eine echte Schnelllinie, indem sie den heutigen betrieblichen Zustand, bei dem die planmäßig vorgesehene kürzere Fahrtzeit auf Grund von gegenseitigen Behinderungen im Verkehrsablauf zwischen Eberstadt und Arheilgen oftmals nicht realisiert wird, überwinden kann. Die von der Schnelllinie ausgelassenen Halte auf der Strecke werden von den Linien 8 und 1 ausreichend bedient.

Durch die Anpassung der Fahrtzeiten aller Straßenbahnlinien an das tatsächliche Verkehrsaufkommen im Straßennetz soll die Pünktlichkeit erhöht und die betriebliche Abwicklung verbessert werden. Zurzeit können oftmals die vorgesehenen Pausenzeiten des Fahrpersonals wegen Verzögerungen nicht eingehalten werden und entstandene Verspätungen nicht abgebaut werden. Durch einen stabileren Fahrplan wird diesen Mängeln im Sinne der Fahrgäste und des Fahrpersonals entgegengewirkt.

Ein weiteres wesentliches Element des neuen Verkehrskonzepts ist auch die Ausweitung der Hauptverkehrszeit am frühen Abend. Hier ist das heutige Angebot, bei dem der Takt von vielen Linien schon gegen 19 Uhr ausgedünnt wird, nicht mehr zeitgemäß und entspricht nicht den Nutzungsgewohnheiten und der Nachfrage der Fahrgäste. Bei der Ausdehnung der Hauptverkehrszeit über 20 Uhr hinaus werden ebenfalls wichtige Anschlüsse von (über-) regionalen Verkehrsmitteln berücksichtigt.

Durch die Umsetzung des neuen Linienkonzepts steigt die Laufleistung um rund 870.000 Fahrplankilometer (26 Prozent) und es werden etwa 59.000 Fahrplanstunden (36 Prozent) mehr gegenüber dem gegenwärtigen Fahrplanangebot absolviert. Dafür werden 10 zusätzliche Fahrzeuge beschafft, die auch die vorhandene Reserve verstärken sollen,  und es werden über 50 neue zusätzliche Fahrer und Fahrerinnen benötigt, deren Ausbildung in Summe ebenfalls bis zu 3 Jahre in Anspruch nehmen wird.

Im Endzustand ergeben sich mit dem neuen Konzept ab dem Jahr 2024 dadurch zusätzliche Bestellkosten in Höhe von rund 9 Millionen Euro pro Jahr. Die erwarteten Mehreinnahmen belaufen sich auf etwa 2 Millionen Euro pro Jahr. Die verbleibenden Mehrkosten in Höhe von 7,15 Millionen Euro werden nach Belegenheit auf die Stadt Darmstadt und den Landkreis Darmstadt-Dieburg aufgeteilt.

Bild: HEAG mobilo GmbH
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


Teilen