Auf der Suche nach der Stadtmauer: Wissenschaftsstadt Darmstadt führt Georadaruntersuchungen im Vorfeld der Neugestaltung des Ernst-Ludwigs-Platzes durch

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Am Mittwoch (1. Juli 2020) werden im Auftrag der Wissenschaftsstadt Darmstadt in Zusammenarbeit mit der städtischen Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen, hessenARCHÄOLOGIE, nördlich des Weißen Turmes und an der Schlossgrabenmauer Georadaruntersuchungen durchgeführt, die über den möglichen Verlauf der Darmstädter Stadtmauer Aufschluss geben können. An der Untersuchung beteiligt ist auch Dr. Thomas Becker, als Vertreter der zuständigen Fachbehörde, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen, hessenARCHÄOLOGIE, Außenstelle Darmstadt.

„Wir führen diese Untersuchung nun durch, um Aussagen zur Lokalisierung und Erhaltung möglicher noch im Boden vorhandener Mauerreste sowie zu deren Verlauf zu erhalten“, erläutert Stadträtin Dr. Barbara Boczek. „In einem weiteren möglichen Schritt könnten dann die dabei gewonnenen Erkenntnisse bei der beabsichtigten Neugestaltung des Ernst-Ludwigs-Platzes berücksichtigt und z. B. im öffentlichen Raum visualisiert werden etwa in Form von Bodenmarkierungen, die den Verlauf der Stadtmauer an dieser Stelle sichtbar machen, um  Darmstadts historisches Erbe ins Bewusstsein zu rufen.“

Die im Krieg weitgehend zerstörte Altstadt hatte sich seit dem Hochmittelalter südöstlich des Schlosses auf dem etwa 13 Hektar großen Areal entwickelt, das mit der doppelten Stadtmauer umgeben und befestigt war. Mit dem Bau der etwa 1300 Meter langen Stadtmauer wurde vermutlich 1330 begonnen, nachdem Kaiser Ludwig der Bayer Darmstadt Stadtrechte verliehen hatte und damit auch das Recht, sich mit einer Mauer zu schützen. Nur wenige Teilstücke der mittelalterlichen Stadtmauer sind heute noch erhalten: am Darmstadtium, entlang der Erich-Ollenhauer-Promenade und an der Kaplaneigasse. Bei den erhaltenen Abschnitten zeigt sie sich in ihrer ursprünglichen Form, nämlich ursprünglich als einfache Mauer, die später als doppelte Maueranlage mit dazwischen liegendem Zwinger erweitert wurde. Bis 1886 gab es im Bereich des Weißen Turms wohl noch letzte bauliche Reste dieser mittelalterlichen Stadtmauer. Heute ist jedoch über den genauen Verlauf und der Anbindung an den  Schlossgraben nichts mehr zu erkennen bzw. wenig bekannt.

Mit dem Georadar steht eine zerstörungsfreie Untersuchungsmethode zur Verfügung. Dabei werden Radarwellen über eine hochempfindliche Sonde in den Boden gesandt. Treffen diese beispielsweise auf einen Mauerrest, werden sie reflektiert und ihr „Echo“ kann erfasst werden. Die Zeitspanne zwischen Aussenden und Empfangen dieses Radarsignals gibt Aufschluss über Tiefe und Ausdehnung von Mauerwerksresten oder anderen Strukturen im Erdreich. Umgerechnet in ein Bild, werden historische Bauteile im Untergrund sichtbar gemacht.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftstadt Darmstadt


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