Nachdem der Verband der Automobilindustrie (VDA) entschieden hat, den Frankfurter Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden der Messe Frankfurt GmbH, Peter Feldmann, als Redner bei der Eröffnung der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt nicht sprechen zu lassen, hat Oberbürgermeister Jochen Partsch seine Teilnahme an einer Diskussionsrunde mit Vorständen aus der Automobilindustrie am morgigen Freitag (13.09.19) abgesagt. Begleitet wird dieser Schritt durch einen Offenen Brief von Partsch an den Verband, in dem er seine Absage begründet.
„Die Entscheidung des Verbands der Automobilindustrie, den gastgebenden Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Eröffnung der IAA nicht sprechen zu lassen, ist ein Affront gegenüber der Stadt Frankfurt und allen anderen Städten, die derzeit aufgrund der Versäumnisse der Automobilindustrie massiv unter Umwelt- und Verkehrsproblemen sowie insbesondere unter Streckenfahrverboten für Diesel-Fahrzeuge zu leiden haben“, erklärt dazu OB Partsch. „Die Entscheidung stellt letztlich alle kommunalen Entscheidungsträger bloß, die sich für eine ökologische Verkehrswende, bessere Umwelt- und Gesundheitsbedingungen sowie für Maßnahmen gegen den Klimawandel einsetzen. Wäre die Automobilindustrie hierbei selbst frühzeitig tätig geworden und hätte dafür gesorgt, dass ihre Fahrzeuge die geforderten Grenzwerte einhalten oder hätte zumindest zwischenzeitlich im großen Maßstab Hard- und Softwareupdates für die bereits verkauften PKW angeboten, so wäre die aktuelle
Situation ein vollkommen andere. Leidtragende dieser Realitätsverweigerung der Automobilindustrie sind gutgläubige Diesel-PKW-Käufer, die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger, von Fahrverboten betroffene Städte wie die Wissenschaftsstadt Darmstadt und nicht zuletzt die Automobilindustrie, ihr Ruf als Innovationsmotor und ihre Beschäftigten selbst.
Viele engagierte Menschen, darunter auch Autofahrerinnen und Autofahrer, erwarten ein völlig anderes Vorgehen und eine Offensive für ökologische, soziale, urbane und regionale Mobilität. Dies kommt auch in den berechtigten Demonstrationen zum Ausdruck. Eine neue Diskussionskultur hätte bereits mit der Eröffnung beginnen können und müssen. So wird der Bürgerdialog zur Feigenblattveranstaltung. Dafür stehe ich nicht zur Verfügung. Wir brauchen dringend einen Dialog über die Mobilität der Zukunft, an dem ich mich auch weiterhin beteiligen werde. Allerdings ist der sogenannte Bürgerdialog des VDA dafür nach meiner Einschätzung nicht der richtige Ort.“
Der Darmstädter OB Partsch sollte auf der IAA am Freitag, 13. September ursprünglich gemeinsam mit Vorständen aus der Automobilindustrie und dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer bei einem ‚Bürgerdialog‘ betitelten Forum zum Thema ‚Mobilität der Zukunft‘ diskutieren. Das ist aus Sicht des OB nach den aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich.
Download: Offener_Brief_IAA
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt