Die Technische Universität Darmstadt setzt angesichts der stark wachsenden Zahl an Studierenden auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket für Studium und Lehre. Vor dem Wissenschaftsausschuss des Hessischen Landtags berichteten der TU-Präsident Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel und die Hochschulratsvorsitzende Prof. Dr. Heidi Wunderli-Allenspach über die Fortentwicklung der autonomen Modelluniversität.
Die Zahl der Studienanfänger an der TU Darmstadt hat sich im Vergleich zum Jahr 2006 um mehr als 50 Prozent erhöht. Immer mehr junge Menschen wählen an der TU ingenieur- oder naturwissenschaftlich geprägte Studiengänge. Die hohe Nachfrage dieser sogenannten „MINT“-Fächer an der TU Darmstadt liege deutlich über dem Bundesschnitt, berichtete Präsident Hans Jürgen Prömel. Allerdings bewege sich die TU Darmstadt mittlerweile „am äußersten Rand der Belastbarkeit“.
Um trotzdem ein Höchstmaß an Qualität in Studium und Lehre zu gewährleisten, hat die TU Darmstadt umfangreiche Maßnahmen ergriffen: So werden etwa einige der in den kommenden Jahren aus Altersgründen frei werdenden Professuren vorzeitig neu und damit „doppelt“ besetzt. Ferner sind viele neue Lernzentren, Seminarräume und Hörsäle errichtet worden. Die didaktische Qualifizierung von fortgeschrittenen Studierenden zu Tutoren wird stark ausgeweitet. Derzeit werden an der TU Darmstadt pro Jahr rund 2500 Tutorien und Übungsgruppen angeboten.
Wie TU-Präsident Prömel weiter berichtete, setzt die Universität im Rahmen ihres Programms „KIVA“ zur Verbesserung der Studien- und Lehrbedingungen mehr als 13 Millionen Euro für innovative Projekte ein. Ein Kernstück ist das interdisziplinäre Projektstudium für Bachelor-Erstsemester: Im kommenden Wintersemester werden rund 2000 Studienanfänger in Teams realistische Aufgaben bearbeiten, die wirtschafts-, sozial-, ingenieur- und naturwissenschaftliche Sichtweisen erfordern. Mittelfristig werden alle Studienstarter an der TU eine solche Phase durchlaufen.
TU-Präsident Prömel berichtete auch über hohe Übergangsquoten von Bachelor-Absolventen der TU in die Master-Studiengänge sowie über große ausländische Nachfrage nach den Master-Programmen. „Diese Entwicklung entspricht unserer Strategie und belegt unsere Attraktivität. Wir wollen unsere Studierenden in der Regel zum Master-Abschluss führen“, so Prömel. Die Hochschulratsvorsitzende Professorin Heidi Wunderli-Allenspach sagte, der Hochschulrat begrüße dieses Profil ausdrücklich. Die TU werde damit ihrem Ausbildungsauftrag als Technische Universität vollauf gerecht.
Die Universität, die auf der Grundlage ihres Autonomie-Status alle Bau- und Liegenschaftsprojekte eigenverantwortlich managt, stellt aktuell den Neubau der Universitätsbibliothek sowie den Umbau des historischen Maschinenhauses zum Hörsaal- und Seminargebäude fertig. Präsident Prömel hob die positive Beurteilung der Autonomie durch den Hessischen Rechnungshof hervor. Die Prüfer hätten aber bemängelt, dass das vom Land der TU bereitgestellte Budget nicht ausreiche, um den Sanierungsstau aufzulösen und marktbedingt steigende Baupreise auszugleichen.
In der Forschung verzeichnet die TU Darmstadt weiterhin enorme Zuflüsse von Drittmitteln (150,8 Millionen Euro inklusive Landesprogramm LOEWE in 2011). Laut dem aktuellen Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) belegt die TU Darmstadt in der Kategorie „DFG-Bewilligungen je Professor“ Platz 8 unter allen Universitäten in Deutschland – weit vor allen anderen hessischen Universitäten.
Präsident Prömel berichtete zudem von neuen Formen der Kooperation mit Unternehmen: So wurden auf dem Campus ein „DB Schenker Laboratory“ für Logistikforschung sowie ein „Intel Collaborative Research Institute“ zu IT-Sicherheit eröffnet. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung löst die TU Darmstadt jährlich bundesweit eine Bruttowertschöpfung von rund 700 Millionen Euro aus und bindet bundesweit 13.000 Arbeitsplätze.
Kritisch äußerte sich Professor Prömel zum aktuell diskutierten Gesetzentwurf für die künftigen Besoldung von Professorinnen und Professoren in Hessen: „Das von uns seit 2005 sehr erfolgreich praktizierte System der Vergabe von Leistungsbezügen wird durch die geplante automatische regelmäßige Erhöhung des Grundgehalts auf der Basis von „Erfahrungsstufen“ konterkariert.“ Dies werde „weitreichende Folgen für künftige Berufungsverhandlungen und für die Akzeptanz des Systems“ haben.
Quelle: TU Darmstadt