Zusätzlich zur aktuellen Rezession in Deutschland stehen deutsche Unternehmen im internationalen Geschäft unter Druck. Das zeigt die aktuelle Umfrage „Going International 2025“ der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der auch südhessische Unternehmen teilgenommen haben. So bleiben die Geschäftserwartungen im Auslandsgeschäft für 2025 im negativen Bereich. Zunehmenden Gegenwind erfahren vor allem heimische Unternehmen mit dem Zielmarkt USA.
Auf vielen Auslandsmärkten sind protektionistische Tendenzen allgegenwärtig. Höhere Zölle, Vergeltungszölle, verschärfte Zertifizierungsanforderungen und neue Regulierungen sorgen für vielfältige Widerstände. Eine Mehrheit der Unternehmen hat in den vergangenen Wochen und Monaten bei ihren internationalen Geschäften eine Zunahme an Handelshemmnissen festgestellt.
„Wir verfolgen diese Entwicklung mit großer Sorge“, bewertet IHK-Hauptgeschäftsführer Robert Lippmann die Ergebnisse der Umfrage. „Für die südhessische Industrie sind der Zugang zu internationalen Märkten und der freie Handel von großer Bedeutung. 65 Prozent ihres Umsatzes erzielt die südhessische Industrie im Ausland. Das ist deutlich mehr als im hessischen Durchschnitt.“
Besonders Nordamerika entwickelt sich zur Sorgenregion. „Die wachsenden Handelsbarrieren und die sprunghafte Politik der Trump-Administration schaffen eine noch nie dagewesene Verunsicherung bei den Unternehmen“, sagt Robert Lippmann. So befürchten 70 Prozent der befragten Unternehmen negative Auswirkungen der US-Handelspolitik auf ihre Geschäfte.
Noch im vergangenen Jahr galten die USA als Hoffnungsträger für die Weltwirtschaft. Jetzt hat sich die Lage für deutsche Unternehmen mit US-Geschäft im Vergleich zu Unternehmen mit anderen Zielregionen stark verschlechtert. „Die Hälfte ihres Auslandsumsatzes erzielt die südhessische Industrie außerhalb der Eurozone, vor allem mit Nordamerika“, betont Lippmann die Tragweite.
Zusätzlich zu protektionistischen Tendenzen kommen hausgemachte Hürden, die das internationale Geschäft belasten. Vier von fünf Betrieben (83 Prozent) berichten von Schwierigkeiten wie bürokratische Hürden und Unsicherheiten etwa bei der Einhaltung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), den Auflagen der Verpackungsrichtlinie und dem CO2-Grenzausgleich (CBAM – Carbon Border Adjustment Mechanism). Die langen Genehmigungszeiten beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bereiten 43 Prozent der Unternehmen ebenfalls Schwierigkeiten.
„Im Angesicht der globalen Herausforderungen braucht es deutlich mehr Tempo beim Abschluss von Handelsabkommen und weniger bürokratische Hürden“, mahnt Lippmann. „Die künftige Bundesregierung muss hier dringend ihren Gestaltungsspielraum ausschöpfen und die Rahmenbedingungen strukturell verbessern.“
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Quelle: IHK Darmstadt Rhein Main Neckar