Oberbürgermeister Hanno Benz gratuliert Kurt Drawert zum Italo-Svevo-Preis

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Dem in Darmstadt lebenden Autor Kurt Drawert ist der Italo-Svevo-Preis zuerkannt worden. Dazu hat ihm Oberbürgermeister Hanno Benz jetzt herzlich gratuliert. „Ich beglückwünsche Kurt Drawert zu dieser Ehrung“, so Benz. „Sie würdigt auf eine besonders gelungene Weise das Werk eines stets um Wahrheit und Wahrhaftigkeit ringenden Autors – eines Grenzgängers auch, nicht nur zwischen Ost und West, der auslotet, wie sich die Integrität des Individuums wahren lässt, ausgesetzt den Zumutungen einer als abstrakt empfundenen Umwelt. Und darin spiegelt sich – besser könnte es kaum sein – Leben und Werk des Namensgebers dieses Preises, Italo Svevo, des großen Triestiner Dichters und Grenzgängers zwischen Habsburg und Italianità, der ebenfalls die manchmal surreal anmutenden Mühen des Einzelnen, sein Ich vor den anderen zu schützen, poetisch zugespitzt hat.“

Der Jury gehörten Sieglinde Geisel, Sebastian Guggolz und Wolfgang Hegewald an. In ihrer Begründung zur Preisvergabe heißt es: „Kurt Drawert ist ein politischer Autor im besten Sinn. In seiner Literatur erforscht er den Osten und die unsichtbaren Bruchlinien, die deutsche Mentalitäten bis heute bestimmen. Die Tiefenbohrungen, mit denen er sich der Welt seiner Herkunft, der DDR, nähert, beginnen auf dem Gelände des eigenen Erlebens: Als Sohn eines Polizeibeamten weiß er, wie es sich anfühlt, wenn sich das Politische ins Private hineinfrisst, und so lässt er uns in seinen Kindheitserinnerungen miterleben, welchen Schaden eine gewalttätige Sprache anrichtet, die nur Bestätigung oder Ausschluss kennt. Doch auch wenn Kurt Drawert sich dem Westen nähert, in dem er seit 1993 lebt, tut er dies mit einer von der Diktatur geschärften Wahrnehmung: Er analysiert etwa das Nützlichkeits- und Effizienzdenken, und er erkennt auch hier den Angriff auf die Integrität des Menschlichen.“

Kurt Drawert wurde 1956 in Hennigsdorf (Brandenburg) geboren. Seit 1967 lebte er in Dresden. Nach einer Ausbildung zum Facharbeiter für Elektronik studierte er von 1982 bis 1985 am renommierten Johannes-R.-Becher-Institut für Literatur in Leipzig. 1996 zog er mit seiner Frau Ute Döring und seinen beiden Söhnen nach Darmstadt, wo er 1998 die Leitung der Darmstädter Textwerkstatt und 2004 die des Zentrums Junge Literatur, Darmstadt, übernahm. Seit 2014 ist Drawert Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, seit 2018 auch der Sächsischen Akademie der Künste.

Der Darmstädter Textwerkstatt gehörten bislang rund zweihundert Autorinnen und Autoren an, die aus der gesamten Bundesrepublik kamen. Die Textwerkstatt bietet über ein bis zwei Jahre fortlaufende Seminare zum literarischen Schreiben an, deren Ziel es ist, neben der Aneignung theoretischer Grundkenntnisse zu Prosa, Lyrik und Dramatik vor allem auch die Textentstehung zu begleiten. Bewerben kann sich jeder, der schon Erfahrungen im Schreiben gesammelt hat. Die Lesebühne als Forum der Darmstädter Textwerkstatt stellt am jeweils ersten Mittwoch im Monat im Literaturhaus zwei Autoren mit ihren Arbeiten vor. Sie unterscheidet sich von herkömmlichen Lesungen dadurch, dass sie Werkstattcharakter besitzt und den Diskurs über die Texte sowie das Gespräch mit dem Publikum sucht.

Kurt Drawert wurde unter anderem mit dem Walter-Kempowski-Preis (2021), dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis (2020), dem Lessingpreis (2017), dem Uwe-Johnson-Preis (1994), dem Ingeborg-Bachmann-Preis (1993) sowie – von der Stadt Darmstadt – mit dem Leonce-und-Lena-Preis (1989) ausgezeichnet. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Spiegelland. Ein deutscher Monolog“ und „Dresden. Die zweite Zeit“.

Der Italo-Svevo-Preis ehrt und fördert seit 2001 das Werk einer deutschsprachigen Autorin bzw. eines deutschsprachigen Autors. Er würdigt „literarische Spielarten des ästhetischen Eigensinns“ auf dem Gebiet der Prosa, vom Roman über kleine, experimentelle, fragmentarische Formen des Erzählens bis hin zu Essay und literarischer Reportage. Der mit 15 000 Euro dotierte Preis wird Drawert am 27. September 2023 im Literaturhaus Hamburg übergeben.

Bild: Ute Döring
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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