Herkunftsgeschichten klären: Provenienzforschung innerhalb der Städtischen Kunstsammlung nun dauerhaft am Institut Mathildenhöhe

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Seit dem 1. Mai 2023 ist die Provenienzforschung innerhalb der Städtischen Kunstsammlung nun dauerhaft am Institut Mathildenhöhe verankert. Das Institut Mathildenhöhe betreut mit der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt die herausragende und vielseitige Kunstsammlung der Stadt. Sie umfasst über 30.000 Kunstwerke u.a. aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Graphik und Angewandte Kunst, welche im neuen Kunstdepot der Wissenschaftsstadt Darmstadt untergebracht werden.

Seit 2017 wurden ausgewählte Werkgruppen durch die Historikerin und Provenienzforscherin Shammua Maria Mohr auf ihre Herkunft überprüft, um herauszufinden, ob sich hierin Fälle von Raubkunst befinden. In zwei Forschungsprojekten standen zuerst der Gemäldebestand und anschließend Skulpturen sowie Plastiken auf dem Prüfstand. Finanziert wurden die zeitlich befristeten Projekte vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, einer Stiftungseinrichtung von Bund und Ländern. Mehrere hundert Sammlungsobjekte wurden geprüft.

Die Entdeckung der Herkunft des Gemäldes „Frühlingssturm“ des Künstlers Ludwig von Hofmann (1861-1945) aus der Sammlung des Berliner Verlegers Rudolf Mosse (1843-1920) hatte 2014 den vorhandenen Forschungsbedarf im Hinblick auf ungeklärte Provenienzen der zahlreichen Sammlungsobjekte verdeutlicht. Der „Frühlingssturm“ wurde von der Wissenschaftsstadt Darmstadt an die Erben nach Rudolf Mosse restituiert. Im April 2021 folgte eine zweite Rückgabe: Das Gemälde „Templerschloss“ von Eugen Bracht (1842-1921) wurde an die Nachkommen des Darmstädter Ehrensenators und Generalkonsuls Karl Jacob Mayer (1894-1976) restituiert. Bei weiteren 56 Werken konnte ein Raubkunstverdacht sicher ausgeschlossen werden.

Die Trägerinnen und Träger öffentlicher Kunstsammlungen haben sich bereits 1999 verpflichtet, mögliche NS-Raubkunst in ihren Beständen zu identifizieren und nach Möglichkeit zu restituieren. „Ich halte es für absolut notwendig und richtig, dass sich in den letzten Jahren die Verpflichtung zur Identifizierung von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut zur Selbstverständlichkeit entwickelt hat. Das gilt auch für die Wissenschaftsstadt Darmstadt. Aus diesem Grund habe ich die anfangs vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanzierte Stelle durch eine neue Dauerstelle am Institut Mathildenhöhe verstetigt“, erklärt Oberbürgermeister Jochen Partsch.

Die begonnene Forschungsarbeit zur Aufklärung der Herkunft der zahlreichen Objekte aus der Städtischen Kunstsammlung kann nun langfristig fortgeführt werden. Auf die Provenienzforscherin Shammua Maria Mohr warten künftig zudem neue Aufgaben: Die Prüfung von Neuerwerbungen sowie eine breitere Vermittlungsarbeit. Ergebnisse der Provenienzforschung werden sowohl im Museum Künstlerkolonie als auch in eine große Sammlungsausstellung einfließen. In den Bildhauerateliers können dann anhand ausgewählter Werke spannende Herkunftsgeschichten der Sammlungsobjekte im Detail entdeckt werden. Die Projektergebnisse und weitere Informationen zur Provenienzforschung sind bereits auf der → Homepage des Institut Mathildenhöhe veröffentlicht.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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