Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in seiner jüngsten Sitzung eine Radverkehrsstrategie für die kommenden Jahre beschlossen. Die neue Strategie beschreibt Leitlinien und Grundsätze zur weiteren Förderung des Radverkehrs. Themenfelder der Radstrategie sind neben der Verbesserung der Rad-Infrastruktur auch Kommunikation, Arbeitsstrukturen und Anreizförderung. Die Radstrategie benennt zudem klare strategische Ziele. So soll der Anteil des Radverkehrs am städtischen Gesamtverkehr („Modal Split“) bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent gesteigert werden, zuletzt – Erhebung von 2013 – lag die Quote bei 17 Prozent.
„Ziel der Strategie ist eine fahrradfreundliche Stadt mit einer einladenden und sicheren Radinfrastruktur für alle Menschen, die radfahren wollen“, erklärt Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Mit dem im vergangenen Jahr aufgelegten 4×4-Programm für Radverkehr – vier zusätzliche Stellen für die Radverkehrsplanung und über vier Jahre hinweg jeweils 4 Millionen Euro zusätzlich für die Radverkehrsinfrastruktur – und dem intensiven Austausch mit den Radverbänden haben wir den Grundstein für eine intensive Förderung des Radverkehrs gelegt. Die Radstrategie ist ein umfassendes und ambitioniertes Grundsatzpapier, das auch über Darmstadt hinaus Maßstäbe setzt. Sie ist damit zugleich wesentlicher Bestandteil der zukünftigen urbanen Mobilität, die wir in Darmstadt vorantreiben wollen und müssen.“
Die Stadtverordnetenversammlung hatte im August 2018 beschlossen, gemeinsam mit den Initiatoren des Radentscheides Gespräche und Beratungen zu führen, die eine Radverkehrsstrategie, konkrete Sofortmaßnahmen sowie robuste Nord-Süd- und Ost-West-Radrouten für Darmstadt zum Ziel haben. David Grünewald, Initiator des Radentscheids, erklärt zur Vorlage der Radverkehrsstrategie: „Zusammen mit einer sehr engagierten Gruppe haben wir in bürgerschaftlichem Engagement Darmstadt ein Stück weit gedreht und bringen die Stadt beim Radverkehr voran. Wir wollen erreichen, dass Menschen aller Geschlechter, Altersklassen und körperlichen Fähigkeiten sicher und entspannt auf dem Rad unterwegs sind.“
Für die Verbesserung des Radverkehrsnetzes wird in der Strategie eine Qualitätsoffensive festgeschrieben. Bei allen Planungen wird die bundesweite technische Richtlinie „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ als Regelwerk eingeführt. Zudem sollen Radfahrende entlang von Hauptverkehrsstraßen nach Möglichkeit auf eigenen Radverkehrsanlagen baulich getrennt vom Kfz-Verkehr und vom Fußverkehr geführt werden. Die neue Radverkehrsführung in der mittleren Rheinstraße entspricht bereits dieser Zielsetzung. Der Schwerpunkt der Radstrategie liegt auf der qualitativen und quantitativen Verbesserung des Radnetzes. Jedoch soll begleitend auch mit kommunikativen Maßnahmen das Fahrradfahren gefördert werden, so zum Beispiel mit einer Kampagne zur gegenseitige Rücksichtnahme.
Die 23 Punkte umfassende Radstrategie ist ein weiteres Ergebnis der Verhandlungen zwischen der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Initiative Radentscheid Darmstadt. Als Experten begleiteten der ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork und Prof. Jürgen Follmann von der Hochschule Darmstadt den Prozess. Nach der Sommerpause soll die Radstrategie auch noch mit einem abgestimmten Fahrplan zu den konkreten Verbesserungsmaßnahmen der nächsten vier Jahre ergänzt werden. Die Stadtverwaltung berichtet künftig quartalsweise über umgesetzte Projekte. Der erste Bericht für die Monate Januar bis Mai 2019 benennt größere Maßnahmen wie die Fertigstellung des Radwegs in der Heidelberger Straße im Bereich der Lincoln-Siedlung und die neue Radverkehrsführung in der mittleren Rheinstraße. Daneben wird auf jüngst umgesetzte Sofortmaßnahmen wie geöffnete Einbahnstraßen für Radfahrende in Gegenrichtung (so in der Roßdörfer Straße und der Gutenbergstraße), neue rote Aufstellflächen für Radverkehr an Kreuzungen (am Danziger Platz, in der Frankfurter Landstraße, in der Beckstraße), zusätzliche Rad-Abstellanlagen an Schulen und auf neue Poller an vielen Stellen im Stadtgebiet hingewiesen, die künftig illegales Parken von Autos auf Geh- und Radwegen verhindern.
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt