„Hornhaut auf der Seele“ – Ausstellung im Justus-Liebig-Haus zeigt die Geschichte der Verfolgung der Sinti und Roma in Hessen

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Justus-Liebig-Haus DarmstadtVom 10. bis zum 28. September 2013 ist die vom Landesverband Hessen des Verbands Deutscher Sinti und Roma herausgegebene Ausstellung „Hornhaut auf der Seele – Die Geschichte der Verfolgung der Sinti und Roma in Hessen“ im Justus-Liebig-Haus zu sehen.

Auf den mehr als 60 Tafeln wird die lange Geschichte der Ausgrenzung und Diskriminierung der Sinti und Roma dargestellt. Auf der Grundlage von negativen Zuschreibungen, Kriminalisierungen und falschen Vorwürfen wie zum Beispiel Spionage für das Osmanische Reich wurden Sinti und Roma seit ihrer Ankunft in Mitteleuropa im frühen 15. Jahrhundert rechtlos, „vogelfrei“ gemacht, durch die Obrigkeit verfolgt und vor allem immer wieder vertrieben.

„Die Ausstellung, die wir im Rahmen unseres Darmstädter Gedenkjahres „Gegen das Vergessen“ zeigen, informiert unter anderem über die historische Verortung der Diskriminierung und Verfolgung der Sinti und Roma seit dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Sie dokumentiert den Völkermord an rund 500.000 Menschen in den Vernichtungslagern und sie setzt sich auch in einem zweiten Teil zum Thema „Zigeuner-Bilder“ mit den Entstehungsbedingungen und -voraussetzungen des Antiziganismus auseinander. Das Thema Vorurteile transportiert die Geschichte ins Heute: Denn die lange Geschichte der Verfolgung und Diskriminierung endete auch nach dem Völkermord nicht. Dies zu zeigen, als Mahnung gegen das Vergessen, das sehen wir als unsere Aufgabe an, weshalb ich dem Landesverband sehr dankbar bin, dass er seine Ausstellung hier in Darmstadt präsentiert“, erläutert Oberbürgermeister Jochen Partsch.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 60 Tafeln des Historikers Dr. Udo Engbring-Romang. Sie zeigen die Verfolgung während der Zeit des Nationalsozialismus, beginnend mit rassistischer Ausgrenzung, fortgesetzt mit Internierungen, Verhaftungen und Vertreibungen, endend im Völkermord. Den Dokumenten der staatlichen Verfolgung stehen Aussagen von überlebenden Sinti und Roma gegenüber. „Die Ausstellung macht sehr deutlich, wohin Rassismus und in diesem Fall Antiziganismus führen kann: Während der fast 600jährigen Geschichte der Ausgrenzung und Verfolgung wurde fast nie Widerstand formuliert, sondern der Antiziganismus war eine Selbstverständlichkeit in der Mehrheitsgesellschaft. Auf der Grundlage von sogenannten „Zigeunerbildern“, von denen einige zu Beginn der Ausstellung dargestellt sind, wurden Sinti und Roma immer wieder diffamiert, kriminalisiert und ausgegrenzt, selbst wenn sie romantisierend anscheinend positiv beschrieben wurden“, erläutert Adam Strauß, Vorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen.

An dieser Fragestellung versucht der Landesverband Hessen anzusetzen, indem er eine weitere Ausstellung im Rahmen des Lokalen Aktionsplans (LAP) konzipiert, in der die bekanntesten „Zigeunerbilder“ hinsichtlich ihrer Ursachen, ihrer Funktionen, ihrer Folgen und ihrer Wirkungen multimedial präsentiert, hinterfragt und dekonstruiert werden. Erste Bilder dazu werden in dieser Doppel-Ausstellung gezeigt; die Fertigstellung dieser Dauerausstellung ist für das Jahr 2014 geplant.

Oberbürgermeister Jochen Partsch und Adam Strauß eröffnen die Ausstellung im Foyer des Justus-Liebig-Hauses am Dienstag, 10. September 2013 um 11 Uhr. Im Schluss führt Dr. Udo Engbring-Romang durch die Ausstellung. Eine zweite öffentliche Führung bietet der Autor am Freitag, 27. September 2013 um 16 Uhr.

Die Ausstellung ist bis zum 28. September 2013 zu den normalen Öffnungszeiten zu sehen:

Dienstag und Donnerstag von 9 Uhr bis 19 Uhr, Mittwoch und Freitag von 10 Uhr bis 17 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr (Sonntag und Montag geschlossen).

Weitere Informationen unter www.sinti-roma-hessen.de.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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