Wichtiger Schritt auf dem Weg zum „Selbstversorger-Campus“: Die TU Darmstadt hat eine positive erste Bilanz für die Regenwasserbewirtschaftung auf dem Campus Lichtwiese gezogen. Seit die erweiterte und modernisierte Anlage Mitte Juli den Betrieb aufgenommen hat, wurden rund 20.000 Kubikmeter Wasser versickert und dem Grundwasser zugeführt. Der Grundwasserspiegel ist um zwei Meter gestiegen, so dass in den nächsten Tagen erstmals Wasser für die Brauchwassernutzung entnommen werden kann – das spart Trinkwasser.
Mit dem Start des neuen Regenwasserbewirtschaftungssystems auf dem Campus Lichtwiese ist Mitte Juli 2022 eine bedeutende Optimierung der bestehenden Anlage in Betrieb gegangen. Bereits seit 1993 nutzt die TU etwa 100.000 Kubikmeter Brauchwasser pro Jahr für die Toilettenspülung, Grünflächenbewässerung sowie für Labor- und Versuchszwecke. Die Anlage war damals die größte und fortschrittlichste Brauchwasseranlage in Deutschland und wurde mit Umweltpreisen ausgezeichnet. Seitdem ist der Brauchwasserbedarf auf dem Campus gestiegen, und die TU entschied sich für eine Erweiterung und Anpassung an den heutigen Stand der Technik.
Mit der neuen Anlage können bis zu 150.000 Kubikmeter Regenwasser pro Jahr aufgefangen und als Brauchwasser genutzt werden. Zudem fließt fast kein Niederschlagswasser mehr von Dächern, Straßen und anderen versiegelten Oberflächen sowie Drainagewasser aus dem Gelände ungenutzt ins öffentliche Kanalnetz.
Das aufgefangene Wasser wird in drei mehr als 5.000 Quadratmeter große, flache, grasbewachsene Mulden auf der Fläche westlich neben der Eugen-Kogon-Straße gefördert, die tageweise abwechselnd befüllt werden und trockenfallen, damit sich Gras und Boden erholen können.
Aus den Mulden versickert das Wasser drei bis fünf Meter tief in den Boden, wird über Brunnen entnommen und nach einer Qualitätskontrolle in das vorhandene Brauchwassernetz der TU eingespeist. So kann ein Großteil des Bedarfs gedeckt werden und die Menge des Trinkwassers, das verbraucht wird, stark reduziert werden. „Das Ziel ist, dass künftig jeder Tropfen Regenwasser auf der Lichtwiese bleibt“, sagt Edgar Dingeldein, Leiter des Dezernats Baumanagement und Technischer Betrieb.
Bei der Entnahme von Wasser geht die TU behutsam mit der Natur um. Messtechnik und laufendes Monitoring stellen sicher, dass der Grundwasserpegel nicht zu weit absinkt oder ansteigt. So ist gewährleistet, dass die Vegetation immer optimal mit Wasser versorgt ist und keine Gebäude beeinträchtigt werden. Das vernetzte System aus Sickerbecken, Brunnen und Monitoringsystem optimiert den Wasserhaushalt im nördlichen Bereich der Lichtwiese und sorgt für eine gute Balance.
Die Wasserflächen am Campus sind nicht nur ein beliebtes Areal für Spaziergänge, sondern auch ein Beitrag zum aktiven Klimamanagement. Im Sommer sorgen sie durch Verdunstung für willkommene Kühlung der Luft über dem Gelände.
„Die Regenwasserbewirtschaftung ist für die TU Darmstadt ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren Universität, der sich die lokalen Gegebenheiten und Möglichkeiten zu Nutze macht und damit den Standort Lichtwiese zusammen mit vielen weiteren geplanten und durchgeführten Maßnahmen fit für eine nachhaltige Zukunft werden lässt“, sagt Manfred Efinger, Kanzler der TU Darmstadt.
Zahlen, Daten, Fakten
Bauzeit: April 2021 bis November 2022
Kosten: 2,4 Millionen Euro
Drei Versickerungsmulden mit jeweils 5.200 Quadratmetern Fläche (davon eine im Bestand, zwei neu angelegt)
820 Meter Kanalrohr
320 Meter Brauchwasserleitung
2.300 Meter Elektroleitungen
22 Brunnen
Elf Grundwassermessstellen
Quelle: TU Darmstadt