Das seit Sommer letzten Jahres laufende Konsultationsverfahren zur Verlagerung der zwischen Wixhausen und Arheilgen verlaufenden Abflugroute AMTIX kurz ist am Montag (19.08.19) abgeschlossen worden. Nachdem im Juni noch Lärmberechnungen zu im Laufe der Konsultation eingebrachten Routenvarianten vorgestellt wurden und die beteiligten Kommunen die Möglichkeit einer erneuten Stellungnahme hatten, hat das Forum Flughafen und Region als einer der Verfahrensträger seine Empfehlung für einen Probetrieb der Verlagerung in der Routenvariante 3 ausgesprochen.
Diese Routenvariante verlässt die derzeitige Routenführung in Höhe von Weiterstadt-Gräfenhausen, verläuft anschließend in der Mitte des Korridors zwischen Erzhausen und Wixhausen um bei Roßdorf wieder auf den derzeitigen Routenverlauf einzuschwenken. Aktuell verläuft die Route auf einer geraden Linie zwischen Wixhausen und Arheilgen und bringt entsprechend eine hohe Fluglärmbelastung für die Bevölkerung dort und in Kranichstein mit sich.
„Ich freue mich, dass nach der intensiven Abwägung in der Konsultation nun eine Empfehlung für die Variante 3 ausgesprochen wurde, diese hat für die Gesamtregion und für den Darmstädter Norden insgesamt eine eindeutig positive Wirkung und kann auch für Wixhausen Verbesserungen bringen“, erläutert Umweltdezernentin Barbara Akdeniz. „Damit wird der Auftrag der Stadtverordnetenversammlung umgesetzt, für eine größtmögliche Entlastung für Darmstadt zu sorgen. Mein Dank gilt dem Forum Flughafen und Region und der Fluglärmkommission und allen in den Gremien vertretenen Institutionen für die im Rahmen der Konsultation geleistete Arbeit. Ich hoffe nun, dass der Probebetrieb möglichst bald starten kann, um die berechnete Entlastung auch in der Realität umsetzen zu können.
Es darf dabei aber nicht vergessen werden, dass die Entlastung in Darmstadt mit einer teilweisen Verlagerung der Belastung auf andere Kommunen einhergeht, wenn auch in eindeutig geringerem Ausmaß. Dieses Dilemma beruht darauf, dass gemäß der aktuellen Gesetzeslage bei der Abwägung der Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm erst nach Kriterien wie der Abwicklungskapazität des Flughafens kommt. Von daher ist die grundsätzliche Forderung nach der Verringerung von Fluglärm für alle nur mit der Verringerung der Starts und Landungen zu verwirklichen, das muss uns allen bewusst sein.“
Zu Anfang des Konsultationsverfahrens stand noch eine Empfehlung des Forums Flughafen und Region für eine Routenvariante, welche direkt am Wixhäuser Nordrand verlaufen wäre und in Wixhausen für einen weiteren Anstieg der Lärmbelastung gesorgt hätte. In der Gesamtbetrachtung der Region wäre dieser Vorschlag jedoch zu diesem Zeitpunkt am vorteilhaftesten gewesen. Der Darmstädter Magistrat hatte sich von Anfang an zwar generell für eine Verlagerung, aber wegen der Mehrbelastung für Wixhausen gegen den empfohlenen Routenverlauf Variante 4 ausgesprochen.
Im Laufe der Konsultation wurden die zu Beginn eingebrachten Routenvorschläge überarbeitet und neue Vorschläge aufgenommen. Zudem wurden als Anregung vieler an der Konsultation beteiligten Kommunen die aktuellen Erkenntnisse der Lärmwirkungsforschung wie beispielsweise die NORAH-Studie in den für die Bewertung von aktiven Schallschutzmaßnahmen wie Flugroutenverlagerungen genutzten Frankfurter Fluglärmindex eingearbeitet. Am Ende ergab sich durch diese Veränderungen, dass abschließend die Routenvariante 3 für die Gesamtregion am vorteilhaftesten in Bezug auf Lärmbelastung bei Amtix kurz ist. Auch der Darmstädter Magistrat hatte sich in der letzten Stellungnahme im Juni für diese Variante ausgesprochen, weil sie aus der Darmstädter Sicht ebenfalls die Vorzugsvariante darstellt. So ergibt sich in den einzelnen Betrachtungsgebieten des Frankfurter Fluglärmindexes für Darmstadt in der Gesamtbetrachtung eine eindeutige Entlastung. Auch in der Einzelbetrachtung für Wixhausen ergeben sich in 5 von 6 analysierten Gebiete bessere oder zumindest gleichbleibende Lärmwerte. Weil die geänderte Route aber weiterhin nah an Wixhausen verlaufen wird, sind die Entlastungseffekte deutlich geringer als für Arheilgen und Kranichstein. Der Magistrat begrüßt zudem, dass das Forum Flughafen und Region eine neue Ausarbeitung eines engagierten Wixhäuser Bürgers zu verschiedenen Streuungsvarianten intensiv geprüft hat. Die Deutsche Flugsicherung lehnte diese Varianten vor allem wegen Bedenken zur Sicherheit und Abwicklungskapazität ab, aber auch die Entlastungswirkung für die Gesamtregion fiel deutlich niedriger aus, so dass die Streuung in die Entscheidungsfindung als Alternative nicht aufgenommen wurde.
„Mit dem Abschluss des Verfahrens können wir sagen, dass es richtig war gemeinsam mit Erzhausen als hauptbetroffene Kommunen vor zwei Jahren ein solches erweitertes Beteiligungsverfahren einzufordern. Die Konsultation hat wegen der komplexen Materie und der intensiven Abwägung viel Zeit und Arbeit gekostet, aber aus unserer Sicht ihre Funktion erfüllt, vor der Einführung einer Schallschutzmaßnahme Transparenz hinsichtlich der Entscheidungsfindung zu schaffen und die Möglichkeit auch alternative Lösungen prüfen zu können. Ich freue mich zudem, dass die nun gefundene Lösung auch für Wixhausen eine zumindest teilweise Verbesserung gegenüber dem Status quo mit sich bringt, nachdem bei einigen Bürgerinnen und Bürgern aus Wixhausen zu Anfang der Eindruck entstanden war, wir würden Wixhausen durch unsere Positionierung für eine Verlagerung benachteiligen. Wixhausen ist ein gleichberechtigter Stadtteil von Darmstadt, es ist selbstverständlich, dass wir uns im Rahmen des Verfahrens intensiv für eine gute Lösung für alle betroffenen Stadtteile eingesetzt haben“, erklärt dazu Oberbürgermeister Jochen Partsch.
Nach der Empfehlung des Forums Flughafen und Region muss als nächstes die Fluglärmkommission für den Flughafen Frankfurt in ihrer nächsten Sitzung im September über diese Empfehlung beraten. Anschließend würde dann das Bundesamt für Flugaufsicht über die Einführung des Probebetriebs entscheiden. Da dieser durch eine Rechtsverordnung unter Beteiligung mehrerer Institutionen auf Bundesebene umgesetzt wird, werden noch einige Monate bis zum Beginn des auf 12 Monate ausgelegten Probebetriebs vergehen. Dieser soll zeigen, ob die im Laufe der Konsultation angestellten Lärmberechnungen und der erwartete Entlastungseffekt auch in Realität eintreten und ob die Flugzeuge den neuen gekurvten Routenverlauf mit ausreichender Genauigkeit einhalten können. Bei einem positiven Ergebnis würde die neue Flugroute dann in den Regelbetrieb übergeführt.
„Es bleibt aber auch festzuhalten, dass durch aktive Schallschutzmaßnahmen wie die Verlagerung der Abflugroute AMTIX kurz mit dem Fluglärm in der Region nur ein Symptom des immer weiter wachsenden Flugverkehrs am Frankfurter Flughafen bekämpft wird. Vor dem Hintergrund, dass in der aktuellen Diskussion um die Klimawirkung von Flügen und die Minimierung beispielsweise von Inlandsflügen die Lärmwirkung auf die betroffene Bevölkerung leider oftmals in den Hintergrund tritt, ist es aber trotzdem wichtig, dass wir alle Stellschrauben die den betroffenen Kommunen für mehr Schallschutz zur Verfügung stehen auch nutzen. Auch nach dem Probebetrieb geht daher die gemeinsame Arbeit in der Fluglärmkommission beispielsweise für mehr und besseren aktiven und passiven Schallschutz, eine Bundesgesetzgebung, die den Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm in den Mittelpunkt stellt und eine Ausweitung der Nachtflugbeschränkung weiter“, so Partsch und Akdeniz abschließend.
Download: Abflugroute AMTIX kurz – PDF – (Grafik: Quelle die Gemeinnützige Umwelthaus GmbH)
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt