„Denkzeichen Güterbahnhof“ kehrt an seinen Standort zurück

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Am Donnerstag (23. Februar 2017) ist das „Denkzeichen Güterbahnhof“ an seinen ursprünglichen Standort in der Kirschenallee zurückgekehrt. Das 2004 errichtete Mahnmal, das an die Deportation von rund dreitausend jüdischen Bürgern sowie sechshundert Sinti und Roma während des Nationalsozialismus erinnert, war 2014 wegen der Bauarbeiten in der benachbarten Bismarckstraße zu einem vorübergehenden Standort auf dem Gelände der Jüdischen Gemeinde gebracht worden. „Das ,Denkzeichen Güterbahnhof‘ wieder an dem Ort aufzustellen, für den es die Künstler Ritula Fränkel und Nicholas Morris konzipiert haben, ist eine bewusste Entscheidung der Stadt Darmstadt“, erklärte Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Das ,Denkzeichen‘ ist Teil des kulturellen Gedächtnisses unserer Stadt, „es drückt das Bekenntnis aus, Verantwortung für die Geschichte zu übernehmen. Die Wiederaufstellung ist ein Signal an die Stadtgesellschaft, vor Intoleranz und Rassismus nicht zurückzuweichen.“

Vom Darmstädter Güterbahnhof aus waren 1942/43 mehrere tausend jüdische Bürger und Hunderte Sinti und Roma in die Todeslager verschleppt worden. Seit 2002 hatte sich die „Initiative Denkzeichen Güterbahnhof“ für ein Mahnmal am Ausgangsort der Deportation engagiert, das schließlich 2004 mit Unterstützung der Stadt Darmstadt errichtet wurde. Fränkel und Morris entwarfen einen Glaskubus, in dem zahllose Scherben mit eingravierten Namen an die Opfer des Verbrechens erinnern. Der Kubus lagert auf einem Schienenrest – Symbol für die Reise in den Tod. Zwei Jahre nach seiner Einweihung wurde das Mahnmal von Hooligans stark beschädigt. Zwar entschieden die Künstler, die Spuren des Vandalismus zu belassen, „dies ist ab jetzt Teil der Geschichte des ,Denkzeichens‘“. Einsickerndes Wasser führte jedoch zu weiteren Schäden, so dass der Kubus schließlich 2012 komplett erneuert werden musste.  2013 wurde eine Seite des Kubus abermals durch Vandalismus in Mitleidenschaft gezogen. Diese Spuren sind, dem Wunsch der Künstler folgend, nicht beseitigt worden. Im Hinblick auf die Großbaustelle Bismarckstraße, den Baustellenverkehr und die drohenden Erschütterungen, ließ die Stadt das „Denkzeichen“ jedoch in ein Ausweichquartier bringen; drei Jahre lang hatte es seinen Platz am Jüdischen Gemeindezentrum in der Wilhelm-Glässing-Straße. Abtransport und Rückkehr wurden als Teil der Gesamtbaumaßnahme Bismarckstraße mit dieser finanziert. Die Kosten betragen etwa 9000 Euro; Die Umsetzung des Glaskubus wird von der Firma. Derixglasstudios aus Taunusstein/Wehen geleistet. Der Glaskunst-Spezialist hat bereits die früheren Transporte durchgeführt und den Kubus auch hergestellt.

„Für diese Rückkehr habe ich mich persönlich eingesetzt“, sagte Partsch. „Das ,Denkzeichen Güterbahnhof‘ braucht seinen Platz am historischen Ort der Deportation, einen sichtbaren Platz in der Öffentlichkeit, damit uns bewusst bleibt, welches Ausmaß an Gewalt den Menschen angetan worden ist.“

Am wiedererrichteten „Denkzeichen Güterbahnhof“ Ecke Kirchenallee und Bismarckstraße gibt es am Sonntag, 5. März 2017, eine öffentliche Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die im März 1943 aus Darmstadt deportierten Sinti und Roma. Sie beginnt um 14 Uhr. Veranstalter sind die Wissenschaftsstadt Darmstadt, der Landesverband Sinti und Roma, die Jüdische Gemeinde Darmstadt und die Initiative Denkzeichen Güterbahnhof.

Weitere Information finden sich im Internet auf www.denkzeichen-gueterbahnhof.de.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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