Am 20. Mai 1515 traf aus Indien ein Rhinozeros als Geschenk für den portugiesischen König im Hafen von Lissabon ein. Anlässlich dieses Ereignisses schuf Albrecht Dürer ein Flugblatt mit dem Bild des Rhinozeros. Grundlage für Dürers Gestaltung war nicht die eigene Anschauung des Tieres, sondern der schriftliche Bericht des Geschehens, der an die Nürnberger Kaufmannschaft gesandt wurde.
Dürers Holzschnitt inszeniert die Gefährlichkeit des Rhinozeros, dessen massige Gestalt den Bildrahmen zu sprengen scheint. Groteske Details unterstreichen die Absonderlichkeit des Tieres. Gleich einer Rüstung umschließen ziselierte Schalen seinen wuchtigen Leib, ein Schuppenpanzer überzieht die dreizehigen Beine, auf dem phantastischen Kopf sitzt das imposante Horn, ein kleineres von Dürer hinzu gedichtetes Horn befindet sich auf dem Widerrist. Mit dem auflagenstarken Flugblatt des bizarren Rhinozeros konnte Dürer die Sensationsgier seiner Zeitgenossen nach exotischen Naturerscheinungen sowie nach Informationen aus außereuropäischen Ländern befriedigen.
Ab dem 29. Januar 2016 präsentiert das Hessische Landesmuseum Darmstadt die große Sonderausstellung „Albrecht Dürer. Meisterwerke der Druckgraphik aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt“.
Aus ihrem mehrere Hundert Arbeiten umfassenden Gesamtbestand an Dürer-Graphik hat die Graphische Sammlung eine Ausstellung mit 100 Arbeiten, Holzschnitte und Kupferstiche in vorzüglichen Abzügen sowie einige rare Eisenradierungen, zusammengestellt. Zu sehen sind ausgewählte Blätter der Passionszyklen, der Apokalypse, des Marienlebens, sowie Einzelblätter zu verschiedenen mythologischen und sakralen Themen. Die Ausstellung mit den Glanzstücken von Albrecht Dürers Graphikkunst eröffnet die Perspektive auf einen der wichtigsten Abschnitte der abendländischen künstlerischen Entwicklung überhaupt.
Laufzeit:
29. Januar bis 24. April 2016
Mehr Informationen gibt es auf www.hlmd.de
Bild: Albrecht Dürer Rhinocerus (Das Rhinozeros), 1515 Holzschnitt, ©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek
Quelle: Hessisches Landesmuseum Darmstadt