„Der Tunnel“ – TU Darmstadt zeigt rekonstruierte KZ-Nachbildung

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Der TunnelDie TU Darmstadt zeigt vom 28. Februar bis 15. April 2012 die Ausstellung „Der Tunnel“. Sie präsentiert eine Rekonstruktion sowie ein virtuelles interaktives Modell des Kunstwerks eines KZ-Häftlings, das die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der unterirdischen Stollenanlage des KZ Mittelbau-Dora in Thüringen darstellt . Die Ausstellung ist im karo 5, Karolinenplatz 5, montags bis freitags von 7 bis 22 Uhr geöffnet.

Der polnische KZ-Häftling Edmund Polak fertigte 1944 heimlich eine aus Papier gefaltete Tunnelnachbildung an, die mit Texten und Zeichnungen über das Leben und Sterben im „Tunnel“ von Mittelbau-Dora versehen ist. Die Ausstellung an der TU Darmstadt zeigt eine Reproduktion des Faltkunstwerks sowie das von der TU Darmstadt entwickelte virtuelle Modell des „Tunnels“. Dieses virtuelle Modell macht an einem Touchscreen Texte und Zeichnungen interaktiv zugänglich. Außerdem präsentiert es Dokumente zum Leben von Edmund Polak und der Geschichte seiner Papierfaltarbeit.

Die Idee zur Digitalisierung und Rekonstruktion der Stollennachbildung entstand 2003 an der TU Darmstadt. Bruno Arich-Gerz, damals Juniorprofessor am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft, und Marc Grellert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Informations- und Kommunikationstechnologie in der Architektur, entschlossen sich, die Potentiale und Einsatzmöglichkeiten von neuen Medien für das kulturelle Gedächtnis zu nutzen. Unterstützt vom e-learning center der TU Darmstadt wurde das Papierkunstwerk in Nordhausen detailgenau fotografiert. Aus diesen Aufnahmen erarbeiteten die Wissenschaftler in Darmstadt die virtuelle Rekonstruktion. Die charakteristischen Faltungen des Originals blieben in der Rekonstruktion erhalten, darüber hinaus ist eine interaktive Navigation möglich.

Die Besonderheit des in der literaturwissenschaftlichen Lehre eingesetzten und mit dem Best-E -Teaching-Award der TU Darmstadt ausgezeichneten „Lern- und Dokumentationsraums Tunnel“: Er basiert auf einer besonders zerfallsgefährdeten Quelle – dem lichtempfindlichen Papierartefakt im Archiv der KZ-Gedenkstelle Mittelbau-Dora. Da in absehbarer Zeit auch die letzten Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager nicht mehr leben werden, ist es von großer Bedeutung, ihre Zeugnisse aufzuzeichnen und künftigen Generationen zugänglich zu machen.

Weitere Informationen
www.tud-online.tu-darmstadt.de/agerz und www.dora.de

Quelle & Bild: TU Darmstadt


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