Die Rezession macht dem Mittelstand schwer zu schaffen. Das zeigt eine Sonderauswertung der Konjunkturumfrage der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar. Vor allem die mittelständische Industrie meldet schlechte Geschäfte. Beim Blick nach vorne sehen die Unternehmen nur wenig Licht. Die Standortbedingungen haben sich über Jahre verschlechtert, und im Welthandel stehen die Zeichen auf Abschottung. Von der Wirtschaftspolitik ist der Mittelstand enttäuscht.
Im Vergleich zum Herbst vergangenen Jahres laufen die Geschäfte des Mittelstands aktuell deutlich schlechter. 23 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit 1 bis 19 Mitarbeiter melden gute Zahlen, 29 Prozent sind unzufrieden. Die Geschäftslage der Unternehmen mit 20 bis 199 Mitarbeiter ist nicht besser. Von guten Geschäften berichten in Südhessen lediglich 22 Prozent dieser Unternehmen, 27 Prozent klagen. „Im industriellen Mittelstand ist die Lage schlecht, und die Stimmung ist im Keller. Ein Teil der Probleme ist hausgemacht. Und von der Wirtschaftspolitik kommen weiterhin zu wenig Impulse, die Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Robert Lippmann.
Beim Blick in die Zukunft bleiben die Mittelständler pessimistisch. Bei den Unternehmen mit bis zu 19 Mitarbeitern ist nur jedes zehnte Unternehmen optimistisch, knapp jedes dritte ist davon überzeugt, dass es noch schlechter wird. Unternehmen mit 20 bis 199 Mitarbeitern sind noch zurückhaltender. Vor allem Industrie und Handel vermissen eine Perspektive, und ziehen die Stimmung nach unten.
Sorgenvoller Blick auf Handelspolitik der USA
Die Erwartungen an das internationale Geschäft sind ebenfalls weiter gesunken. Bei den auslandsaktiven Unternehmen mit 20 bis 199 Mitarbeitern – darunter viele Industrieunternehmen – sind die Exporterwartungen besonders schlecht. Sorgen bereitet die verschärfte handelspolitische Gangart der EU gegenüber China und die künftige Handelspolitik der USA. Alles in allem sieht sich der Mittelstand gezwungen, Personal abzubauen, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Die schlechten Zukunftserwartungen hemmen die Investitionsnachfrage des Mittelstands deutlich. „Erschreckend niedrig zeigen sich die Investitionspläne des industriellen Mittelstands mit bis zu 19 Mitarbeitern“, sagt Lippmann.
Hauptrisiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung aus Sicht des Mittelstands sind Fachkräftemangel und Arbeitskosten, dicht gefolgt von der weiteren Entwicklung der Inlandsnachfrage und der Wirtschaftspolitik. „Das frühe Aus der Ampelregierung sehen die Unternehmen mit gemischten Gefühlen. Einerseits bieten Neuwahlen die Chance auf einen Neustart in der Wirtschaftspolitik. Auf der anderen Seite können wir uns weder aktuell eine Blockadepolitik noch später eine Hängepartie bei der bevorstehenden Regierungsbildung leisten“, warnt der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Wir müssen die Standortbedingungen für Unternehmen schnell und umfassend voranbringen. Bürokratieabbau, wettbewerbsfähige Energiepreise durch Begrenzung der Netzentgelte, schnellere Genehmigungen und niedrigere Steuern sind die Themen, die ohne Zeitverzug umgesetzt werden müssen.“
KMU sind Kern der Unternehmenslandschaft
Kleine- und mittlere Unternehmen (KMU) sind der Kern der südhessischen Unternehmenslandschaft. 98 Prozent aller Unternehmen fallen in diese Kategorie. Sie sind Arbeitgeber für fast 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Auch aus diesem Grund will die IHK die Bedeutung und die Belange der kleinen und mittleren Unternehmen stärker sichtbar machen.
Konjunkturschlaglicht Mittelstand 2024
Grundlage des Konjunkturschlaglichts sind die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Frühsommer der IHK Darmstadt. In der Ausgabe 2024 wurden 254 Unternehmensantworten aller Größenklassen ausgewertet, darunter insgesamt 216 mittelständische Unternehmen mit 1 bis19 Beschäftigten (110 Unternehmen) und 20 bis 199 Beschäftigten (106 Unternehmen).
Das vollständige Konjunkturschlaglicht Mittelstand 2024 steht zum Download bereit unter www.darmstadt.ihk.de (Nummer im Suchfeld: 4249530).
Quelle: IHK Darmstadt Rhein Main Neckar