In seiner Sitzung am Mittwoch (08.11.23) hat der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt dem Verkehrskonzept „Lichtenbergblock“ im Rahmen des Projekts „Heinerblocks“ zugestimmt. Dem Beschluss des Magistrats ging der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom September 2022 voraus, das Mobilitäts- und Tiefbauamt damit zu beauftragen, nach dem Vorbild der „Superblocks“ in Barcelona die Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bestandsquartiers zu erproben. Die Umsetzung wird über den Zeitraum von einem Jahr erprobt, wissenschaftlich begleitet und unter Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt.
„Die Umsetzung des ‚Lichtenbergblocks‘ im Martinsviertel ist für das Frühjahr 2024 geplant. Ziele sind die verkehrliche Beruhigung und damit einhergehend eine höhere Verkehrssicherheit sowie Aufenthaltsqualität. Die Grundlage bildet ein integriertes Verkehrskonzept, das alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer berücksichtigt“, erklärte Mobilitätsdezernent Paul Georg Wandrey.
Das Verkehrskonzept wird von einem Verkehrsplanungsbüro erstellt. Es enthält eine umfassende Analyse des Ist-Zustandes (u.a. fließender und ruhender motorisierter Individualverkehr, Angebote des Umweltverbunds) als Grundlage für die Konzepterstellung, anschließende Evaluation und die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und Neuordnung des Straßenraums. Es legt den Rahmen und die Maßnahmen fest, wie der Lichtenbergblock verkehrlich beruhigt und die Verkehrssicherheit sowie die Aufenthaltsqualität erhöht werden sollen. Die Umsetzung dieses Konzepts trägt der fehlenden Flächenverfügbarkeit im Stadtteil und den Nutzungsansprüchen unterschiedlicher Zielgruppen im öffentlichen Raum Rechnung. Dazu zählen auch Belange der Feuerwehr, der Ver- und Entsorgungsverkehre, Ladezonen, Fahrradabstellanlagen und die Begrünung im öffentlichen Raum.
„Die Maßnahmen werden schrittweise umgesetzt, damit sie erprobt und bei Bedarf angepasst werden können. Diese Vorgehensweise garantiert, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner an die Veränderungen gewöhnen können und es ihnen leichter fällt, die Maßnahmen und Umgestaltung des Lichtenbergblocks zu akzeptieren“, führte Wandrey weiter aus.
Die Umsetzung des Verkehrskonzepts wird in drei Phasen erfolgen: In der ersten Stufe sind keine baulichen Maßnahmen enthalten. Die Erhöhung der Verkehrssicherheit auf der Schulwegachse Lichtenberg-/Müllerstraße sowie das Unterbinden des Kfz-Durchgangsverkehrs in der Liebfrauenstraße stehen im Fokus. Dafür vorgesehene Maßnahmen sind die Beseitigung des illegalen Gehwegparkens, Einbahnregelungen, Ausweitung des verkehrsberuhigten Bereichs, Sperrung der Durchfahrt für den Kfz-Verkehr des Lichtenbergplatzes und der Ausbau von Mobilitätsalternativen bzw. die Förderung des Umweltverbunds (Carsharing, Abstellflächen Shared Mobility, Ausbau Fahrradabstellanlagen). Durch die Erprobung der Maßnahmen in Stufe 1 werden etwa 62 Kfz-Stellplätze entfallen, hiervon sind derzeit rund 58 ordnungswidrig geduldetes Gehwegparken mit Restbreiten unter 1,50 Meter. Durch die Einführung der Parkraumbewirtschaftung Martinsviertel-Ost im Dezember 2023 und dem Ausbau von Mobilitätsangeboten wird von einer Reduzierung der Parkraumnachfrage ausgegangen. Dies konnte durch Einführung der Parkraumbewirtschaftung in anderen Quartieren beobachtet werden.
In den Maßnahmenkonzepten der Stufe 2 (exemplarischer Zwischenstand) und Stufe 3 (Zielkonzept) werden die Verkehrsführung und die Stellplatzbilanz schrittweise zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität sowie die verkehrliche Beruhigung des Blocks angepasst. Mit dem Zielkonzept wird das illegale Gehwegparken unterbunden und damit einhergehend die Neuordnung des Straßenraums, teils durch Einbahnregelungen, in allen Straßen des Lichtenbergblocks schrittweise erreicht. Außerdem sollen Mobilitätsangebote (s.o.) weiter ausgebaut werden, so dass den Anwohnerinnen und Anwohnern Alternativen zur Nutzung eines motorisierten Fahrzeugs zur Verfügung stehen. Ebenso soll die Verkehrsberuhigung durch die Sperrung der Liebfrauenstraße auf Höhe des Lichtenbergplatzes und auf die Schulwegachse (Lichtenberg-/Müllerstraße) ausgeweitet werden. Weitere Prüfaufträge, die im Verkehrskonzept enthalten sind, werden dann bearbeitet. Aufgrund der zunächst durchzuführenden Erprobung und der zu verstetigenden Maßnahmen aus Stufe 1, ist die Umsetzung des Zielkonzeptes nicht terminiert. Bevor das Maßnahmenkonzept der ersten Stufe verstetigt und das Zielkonzept (Stufe 3) umgesetzt wird, werden die bisherigen Maßnahmen und Auswirkungen auf das Verkehrsgeschehen analysiert. Die Ergebnisse werden dann in eine weitere Beschlussvorlage einfließen.
Evaluation Während die Maßnahmen aus Stufe 1 erprobt werden, sind weitere Verkehrszählungen, Erhebungen und die Befragung/Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger geplant; ebenso wird eine Analyse der Ergebnisse (wissenschaftliche Begleitung) erfolgen. Diese Evaluation wird es ermöglichen, dass bereits während der Erprobung Maßnahmen angepasst und bei Bedarf einzelne Maßnahmen zur Erreichung des Zielkonzepts vorgezogen werden können.
Beteiligung Im Rahmen der bisherigen Öffentlichkeitsbeteiligung wurde den Bürgerinnen und Bürgern das Verkehrskonzept vorgestellt und erläutert. Anregungen, Hinweise und Wünsche seitens der Bevölkerung wurden beurteilt und geprüft. Rückmeldungen, die für den Lichtenbergblock aus fachlicher und rechtlicher Sicht als umsetzbar eingestuft wurden und die mit den verfolgten Zielen des Projekts übereinstimmten, sind in das Verkehrskonzept eingeflossen. Auch während der Erprobung werden die Anwohnerinnen und Anwohner eingebunden und beteiligt.
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt