Ein Juwel für die Architekturgeschichte des Landes Hessen – Erwerbung des Klebebandes mit Werken des Architekten Georg Moller und seines Umkreises

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Dank der Großzügigkeit von Dr. Michael Moller, Ururenkel des berühmten hessischen Architekten, Stadtplaners und Denkmalschützers Georg Moller (1784-1852), konnte das Hessische Landesmuseum Darmstadt einen Klebeband aus dem Nachlass von Helene Moller (1810-1873), der zweiten Ehefrau von Georg Moller, erwerben. Er enthält rund 240 eingeklebte Handzeichnungen von Georg Moller und seinem Umkreis.

Dr. Michael Moller spendete dem Hessischem Landesmuseum Darmstadt die Hälfte des Objektwertes, wofür wir ihm mehr als dankbar sind. Der verbleibende Ankaufspreis wurde von der Hessischen Kulturstiftung und den Freunden des HLMD finanziert. Die Ernst von Siemens Kunststiftung sorgte mit einer großzügigen Förderzusage dafür, dass die aufwändige Restaurierung von 200 Handzeichnungen sichergestellt werden konnte.

Bei dem mit Leder bezogenem Album aus dem Jahr 1848 handelt es sich um einmaliges künstlerisches Vermächtnis. Der »Klebeband« enthält 238 eingeklebte Handzeichnungen und Aquarelle – die meisten von Georg Moller selbst angefertigt.
Der Architekt und Stadtplaner Georg Moller (1784-1852) hat den Klassizismus in Hessen maßgeblich geprägt. Nach seinen Entwürfen entstanden die wichtigsten Beispiele der klassizistischen Architektur, darunter das Stadtschloss in Wiesbaden und das Staatstheater in Mainz.

Die Mehrzahl der Zeichnungen bezieht sich auf Mollers bauhistorische Untersuchungen, seine Umbau- und Sanierungsprojekte, seine ausgeführten architektonischen Werke wie auch seine nicht ausgeführten Entwürfe. Hinzu kommen Porträtzeichnungen bekannter Künstler der Romantik, etwa Carl Friedrich Sandhaas (1801-1859), August Lucas (1803-1863); außerdem Zeichnungen von Johann Heinrich Schilbach (1798-1851), Ludwig von Schwanthaler (1802-1848) und einiger Deutsch-Römer wie Joseph Anton Koch (1768-1839), Franz Riepenhausen (1786-1831) und Johannes Riepenhausen (1768-1839) sowie Christian Daniel Rauch (1777-1852).

In Anbetracht der Quellenlage zu Georg Mollers erhaltenem Œuvre ist der Klebeband eine kleine Sensation: Die Darmstädter Brandnacht vom 11. auf den 12. September 1944 hat nicht nur nahezu alle Darmstädter Bauten Georg Mollers in Schutt und Asche gelegt, sondern auch die Mollerakten und den Mollernachlass, seine Vorarbeiten und Verzeichnisse sowie alle Originale weitgehend vernichtet.

Dr. Martin Faass: »Ein einmaliges Dokument der deutschen Romantik, das für die Architekturgeschichte Darmstadts und Hessens grundlegend ist und den Bestand der Graphischen Sammlung des Landesmuseums einmalig ergänzt.«

Wie geht es nach der Erwerbung weiter?
Aktuell erfolgt die Digitalisierung des Bandes, so dass sein ursprünglicher Zustand virtuell erhalten bleibt und rekonstruierbar ist.

Danach werden die eingeklebten Zeichnungen aus dem holzhaltigen Album gelöst. Denn unterschiedliche Alterungsprozesse des Klebers und des stark holzhaltigen Albumpapiers haben zu Schrumpfungen geführt. Dadurch gerieten die eingeklebten Zeichnungsblätter unter Spannungen, sie wölben sich, haben Spanngirlanden und Knicke und drohen einzureißen. Für den Erhalt der Zeichnungen ist ihr Ablösen aus dem Klebeband unabdingbar. Diese aufwändige Arbeit wird freundlicherweise durch die Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert.

»Wie so häufig führen unterschiedliche Alterungsprozesse der verwendeten Materialien zu Schäden und Veränderungen am Objekt. So auch beim sogenannten »Klebealbum« des hessischen Architekten Georg Moller, das mit rund 240 eingeklebten Handzeichnungen von ihm und seinem Umkreis ein besonderes Dokument der deutschen Romantik ist. Mit den nötigen Restaurierungsarbeiten kann das Album erhalten und vor weiteren Schäden geschützt werden.«, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Die Digitalisierung bietet die Voraussetzung für die wissenschaftliche Bearbeitung der Zeichnungen, die parallel erfolgt. Hierbei geht es neben dem technischen Befund der Zeichnungen um die Diskussion der Autorschaft, den Funktionszusammenhang, die Kontextualisierung mit historischen und aktuellen Fotografien, Planzeichnungen, 3-D-Modellen etc. Das Ziel und Schlusspunkt des Projekts ist eine Ausstellung zu Georg Mollers Werk und dem Klebeband, der zusätzlich als Datenbank online präsentiert werden wird.

Bild: A. S. Ebert
Quelle: Hessisches Landesmuseum Darmstadt


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