Vom Bund Gottes mit den Menschen: Wolfgang Klebers Oratorium „Tefilla“ in der Pauluskirche Darmstadt

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Das Oratorium „Tefilla“ des Darmstädter Dekanatskantors und Komponisten Wolfgang Kleber wird am Samstag, 8. Oktober 2022, um 20 Uhr, in der Pauluskirche, Niebergallweg 20, in Darmstadt aufgeführt. Das Werk bezieht sich auf die Doppelstele „Bindung und Kreuzigung“ des israelischen Künstlers Igael Tumarkin, die 1993 auf dem Paulusplatz in Darmstadt vor dem Sitz der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau aufgestellt wurde. Unter der Leitung des Komponisten selbst spielt das Südhessische Kammerensemble, es singen der gemischte Chor „Coroncina Paulina“ sowie die Sopranistin Barbara Meszaros und der Bass Thomas Fleischmann. Joachim Enders ist an der Orgel zu hören. Karten für 15 bis 30 Euro, ermäßigt 8 bis 20 Euro, gibt es online beim Ticketservice ztix, an den üblichen Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.

Am Donnerstag, 29. September 2022, um 19 Uhr findet zuvor eine Einführungsveranstaltung statt. Unter dem Titel „Schreie zum Himmel. Zwei Stelen des israelischen Künstlers Igael Tumarkin“ erläutert der Frankfurter Theologe Dr. Dietrich Neuhaus zunächst auf dem Paulusplatz, anschließend in der Pauluskirche das Kunstwerk. Danach führt Wolfgang Kleber in seine Komposition ein. Die Veranstaltung wird moderiert von Pfarrerin i.R. Ulrike Schmidt-Hesse, der evangelischen Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt, die gemeinsam mit der Evangelischen Pauluskirche Darmstadt Veranstalterin ist. Der Eintritt ist frei.

Zum Inhalt des Oratoriums:

Igael Tumarkins Stelen stehen aufgerichtet nebeneinander und blicken in Richtung der für Christentum und Judentum (wie auch für den Islam) heiligen Stadt Jerusalem. Diese Stellung entspricht einer bestimmten Gebetshaltung. Daher kommt der Name der Komposition: Das hebräische Wort „Tefilla“ bedeutet Gebet, Hinwendung zu Gott. Das, was die Stelen darstellen, sind die wahrlich skandalösen Vorkommnisse, welche für die jüdische und christliche Religion von grundlegender Bedeutung sind: die eine Stele erinnert daran, wie Isaak von seinem Vater Abraham geopfert werden sollte (Bibel, 1. Mose 22). Die andere Stele erinnert an den Tod Jesu von Nazareth am Kreuz.

In dem andauernden Versuch, diese unfassbaren Vorkommnisse zu verstehen und zu deuten, ist Theologie gewachsen. So wurden Isaak und Jesus Bürgen für den Bund Gottes mit allen Menschen. In der Liturgie, in jüdischen Festen und im christlichen Kirchenjahr werden diese Geschichten nach-erlebt. Die überaus vielfältige Thematik spiegelt sich in der Textzusammenstellung von Wolfgang Kleber wider: Biblische Texte in verschiedenen Übersetzungen (Martin Buber, Martin Luther u.a.), Texte von Goethe, Lessing, Lasker-Schüler, Elie Wiesel, Fritz Deppert, Gedichte aus Auschwitz – und anderes mehr. Im Zentrum des Librettos steht die Parallelführung der biblischen Erzählungen von Isaak und Jesus.

Quelle: Evangelisches Dekanat Darmstadt


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