Das Hessische Landesmuseum Darmstadt präsentiert bis 11. August 2019 die Ausstellung »Alltagstauglich! Schmuck von Jugendstil bis Art Déco. Die Sammlung Ratz-Coradazzi«.
Von einfach bis extravagant, immer aber originell und kreativ – so gestaltete sich der modische, vorwiegend für den alltäglichen Gebrauch konzipierte Schmuck in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Noch stärker als heute wurde zwischen Tagesschmuck und repräsentativem Abendschmuck unterschieden. Prunkte man abends mit Brillanten und kostbaren Edelsteinen, so galt für den Tagesschmuck meist »No diamonds before 6pm«. Unzählige Variationen entstanden zu diesem Thema. Lieblingsmaterial war oft Silber, manchmal vergoldet, besetzt mit weniger edlen Schmucksteinen. Dementsprechend preisgünstiger in der Herstellung und Anschaffung, boten die tagsüber von der Damenwelt getragenen Anhänger, Broschen oder Armbänder besonders viel Spielfläche für innovative Lösungen und die Umsetzung neuer stilistischer Einflüsse wie Jugendstil oder Art Déco .
Ein imaginierter Schmucksalon mit prächtigen Kronleuchtern und Schaukästen auf gedrechselten Tischen bildet den Rahmen für die 450, vor allem aus Deutschland und Österreich stammenden Exponate. Am Anfang steht eine große Überblicksvitrine, die die vielfältigen Strömungen in der Schmuckgestaltung von 1900 bis 1930 vor Augen führt. Mehrere kleine Vitrinen stehen für bestimmte Themen wie den Pariser, Darmstädter oder Wiener Einfluss auf den Schmuck und behandeln Kriegs- sowie Filigranschmuck. Präsentiert werden die großen Zentren der Schmuckherstellung wie Pforzheim, Schwäbisch Gmünd sowie zahlreiche kleinere Werkstätten in München und anderen Orten. Einen eigenen Bereich nimmt Österreich mit seiner Schmuckproduktion ein. Überall erkennt man den Einfallsreichtum und die gestalterische Fantasie. Bei vielen Schmuckstücken stellt man erstaunt fest, wie modern und modisch sie erscheinen. Verliehen sie vor über 100 Jahren den Kleidern und Kostümen unserer Urahninnen den letzten Schliff, so kann man sich heute vorstellen, sie ebenso gut mit Pulli und Jeans zu kombinieren. Designgeschichte, die nichts an Frische verloren hat!
Alle Exponate stammen aus der bisher nicht gezeigten Privatsammlung Ratz-Coradazzi. Die Sammlerin investierte schon im Alter von sieben Jahren ihr Taschengeld für ihr erstes Jugendstilschmuckstück. Diese Begeisterung hält bis heute an, nur dass die Objekte immer qualitätvoller wurden und die Sammlung seit Jahren internationalen Rang erreicht hat. Aber es ist nicht nur das Sammeln, sondern auch das Erforschen, das Astrid Ratz-Coradazzi interessiert und beschäftigt. Seit langem durch ihren Mann unterstützt, arbeitet sie sich erfolgreich durch Archive und Bibliotheken, um die Schmuckstücke zu identifizieren und ihnen einen Hersteller zuzuweisen. Somit ist die Ausstellung, ebenso wie der begleitende Katalog, ein »Who is Who« des deutschen und österreichischen Schmuckdesigns.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Schnell & Steiner. Umrahmt wird die Ausstellung von einem umfangreichen Begleitprogramm.
Quelle: Hessisches Landesmuseum Darmstadt