Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat beschlossen, den Radverkehr in der mittleren Rheinstraße neu zu ordnen. Vorausgegangen war dort ein mehrmonatiger Verkehrsversuch. „Mit der Umgestaltung wollen wir in der Rheinstraße – also auf einer der Hauptachsen des Radverkehrs in West-Ost-Richtung – eine deutlich verbesserte, sicherere Radwegeführung erreichen“, begründet Bau- und Verkehrsdezernentin Barbara Boczek diesen Schritt. „Aber nicht nur für die Radfahrer soll die Rheinstraße ein sicherer und angenehmerer Verkehrsraum werden. In einem zweiten Schritt ist auch die Aufwertung des Fußgängerbereiches in der mittleren Rheinstraße geplant.“
Neben ihrer Bedeutung für Autos, Lieferwagen, Busse und Straßenbahnen ist die Rheinstraße auch eine zentrale Verbindung für den Radverkehr vom Westen ins Stadtzentrum, die im mittleren Abschnitt von bis zu 200 Radlern in der Stunde genutzt wird. Zwischen Neckarstraße und Grafenstraße besteht bislang eine hohe Konfliktdichte durch die Führung des Radverkehrs auf dem Gehweg. Auch die Führung für den Kfz-Verkehr ist unbefriedigend. Mit einem Verkehrsversuch sollte 2018 geprüft werden, ob eine regelkonforme Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn geschaffen werden kann, indem die beiden zu schmalen Autospuren zu einer einzigen breiteren Fahrspur zusammengeführt werden. Radler konnten zwischen der Nutzung des Radstreifens auf dem Gehweg und eines provisorisch gelb markierten Radschutzstreifens auf der Fahrbahn wählen. Auch wenn vor allem werktags die Nutzung der Fahrbahn überwog, wählten viele weiterhin den Gehwegstreifen (samstags etwa die Hälfte aller Radfahrer). Der Radschutzstreifen geriet zudem in die Kritik, da das Radfahren zwischen parkendem und fließendem Kfz-Verkehr als unsicher erlebt wurde, zumal überholende Autofahrende den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,50 Meter nicht einhielten.
Durch den Verkehrsversuch reduzierte sich der Autoverkehr auf der mittleren Rheinstraße stadteinwärts um etwa ein Viertel. Diese Verringerung und die eindeutige Führung auf einer breiteren Spur haben dort zu einer allgemeinen Entspannung und ruhigeren Verkehrsabwicklung geführt. Die erwarteten Verlagerungseffekte (Alternativstrecke über Hindenburgstraße und Hügelstraße) sind zwar eingetreten, aber nicht um das Maß der reduzierten Verkehrsströme. Die Ausweichstrecke wird somit etwas weniger angenommen als erwartet.
An den Einmündungen der Hindenburgstraße und der Neckarstraße wird die Situation künftig sowohl für die Radfahrer als auch für die rechtsabbiegenden Autofahrer verbessert. Von der Neckarstraße bis zur Grafenstraße erhalten Radfahrerinnen und Radfahrer künftig einen 2,30 Meter breiten geschützten Radstreifen, der ohne bauliche Eingriffe entlang der Fahrbahn auf der Fläche der bisherigen Ladezone entsteht und mit Pollern von der restlichen Fahrbahn getrennt und gesichert wird. Das Trottoir wird in seiner ganzen Breite den Fußgängerinnen und Fußgängern zur Verfügung stehen. Daraus ergibt sich zudem Potenzial für Außengastronomie, auch für eine vielfach gewünschte Begrünung. Etwa 150 Meter vor der Grafenstraße schwenkt der Radstreifen in den Seitenraum. Davor entsteht am Fahrbahnrand eine rund 30 Meter lange Kfz-Ladezone zur Andienung der Geschäfte. „Insgesamt gewinnt die Rheinstraße durch die klarere Aufteilung der Verkehrsflächen an Attraktivität und Aufenthaltsqualität“, versichert Boczek.
Die Planung wurde persönlich mit vielen Anliegern, als auch intensiv mit den Radverbänden besprochen. Mit dem geschützten Radstreifen greift die Wissenschaftsstadt Darmstadt eine Anregung der unter anderem der Initiatoren des Radentscheids auf. Das derzeitige durch den Verkehrsversuch entstandene Provisorium soll aufgelöst und der neue Radstreifen noch 2019 angelegt werden; zuvor muss in diesem Abschnitt die Fahrbahn oberflächlich abgefräst und neu asphaltiert werden.
Die Gesamtkosten für den 1. Bauabschnitt betragen 350 000 Euro.
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt