Angepasste Abwassertechnik für die wachsende Stadt

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TU DarmstadtDie Versuchsanlage des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes „Lösungen für semizentrale Ver- und Entsorgungssysteme urbaner Räume am Beispiel von Hanoi, Vietnam“ wurde am 30. März 2009 vom Parlamentarischen Staatssekretär im BMBF, Andreas Storm auf dem Versuchsgelände der Technischen Universität Darmstadt eingeweiht.

Ziel des interdisziplinären Kooperationsprojekts der Technischen Universität Darmstadt, der Hanoi University of Civil Engineering und der Passavant Roediger GmbH ist es, am Beispiel eines Teilgebietes von Hanoi eine Lösung zu entwickeln, die zur Sanierung bestehender Wasserver- und Entsorgungsstrukturen beiträgt und gleichzeitig den Bau von angepassten und integrierten Infrastruktursystemen in Neubaugebieten Hanois ermöglicht.

Prof. Dr. Peter Cornel, Leiter des Fachgebiets Abwassertechnik an der TU Darmstadt, erläuterte die Ziele: „Die anhaltende Urbanisierung in vielen Teilen der Welt führt auch in Hanoi zu einem rasanten, unkontrollierbaren Stadtwachstum, das nach einem flexiblen Infrastruktursystem verlangt. Der semizentrale Ansatz soll eine Möglichkeit aufzeigen, wie die angespannte Abwasserentsorgungssituation im Bestand verbessert werden kann. Gleichzeitig bietet der Ansatz eine integrierte Ver- und Entsorgungsinfrastruktur, die flexibel und nachhaltig an Neubauvorhaben angepasst werden kann.“

Staatssekretär Andreas Storm verdeutlichte die Bedeutung des Kooperationsprojekts: „An der TU Darmstadt hat sich ein Schwerpunkt der Wasserforschung in Deutschland entwickelt. Die hier in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern entwickelten Konzepte und Systeme werden dazu beitragen, weltweit den nachhaltigen und zukunftsfähigen Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser zu fördern.“

Mit den Forschungsergebnissen soll die optimale Größe eines Ver- und Entsorgungszentrums (VEZ) ermittelt werden, die an die sich ständig verändernden Bedingungen in schnell wachsenden Städten optimal angepasst werden kann. Zentrale Systeme technischer Ver- und Entsorgung stoßen bei schnellem urbanen Wachstum, wie es in ostasiatischen Ländern vielfach zu finden ist, schnell an ihre Grenzen, da sie nur eingeschränkt an die sich ändernden Bedingungen angepasst werden können.

Gleichzeitig ergibt sich die Notwendigkeit, in dicht besiedelten urbanen Räumen einen professionellen Betrieb der technischen Ver- und Entsorgung anzubieten, der eine hohe Versorgungssicherheit und verlässliche Hygienestandards ermöglicht. Dezentrale Lösungen auf Gebäude- oder Wohnblockebene scheiden in (zukünftigen) Millionenstädten daher aus der Betrachtung. Der „semizentrale“ Ansatz bewegt sich zwischen den klassischen Ebenen „zentral“ und „dezentral“. Er soll die Vorteile beider Systeme verbinden, während deren Nachteile minimiert bzw. vermieden werden.

Das in der Versuchsanlage umgesetzte Konzept sieht eine kombinierte Behandlung von Abwasserschlämmen aus bestehenden Klärgruben mit Abwässern aus der Kanalisation neuer Siedlungsgebiete sowie Bioabfällen von Haushalten, Märkten oder Restaurants vor. Durch die Entwicklung eines modularen Baukastensystems soll eine dynamische Anpassungsfähigkeit entsprechend dem jeweiligen Bedarf der wachsenden Stadt ermöglicht werden.

Der Container der Versuchsanlage ist in drei Bereiche unterteilt: Aufbereitung, Faulung und Steuerung. In der Aufbereitung werden Schlämme aus Faulgruben und Bioabfälle vorbehandelt und anschließend im Vorlagebehälter mit kommunalem Klärschlamm vermischt. Die aus den Inputmaterialien erstellten Mischungen werden in die benachbarten Faulbehälter gepumpt und unter Luftabschluss bei erhöhter Temperatur stabilisiert. Der Maschinenbetrieb sowie die Messtechnik werden hierbei über die Regeltechnik gesteuert.

Eines der Forschungsziele ist, durch die Variation der Mischungsverhältnisse der Inputmaterialien, die durch die Faulung entstehende Biogasmenge zu maximieren. Des Weiteren wird durch die Behandlung bei erhöhter Temperatur eine weitgehende Hygienisierung des Faulschlamms angestrebt, der für die Produktion eines nährstoffreichen Düngers geeignet ist.

Quelle: TU Darmstadt


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