Das Hessische Landesmuseum Darmstadt lädt zum Joseph Beuys gewidmeten Konzert »ROTFÄRBUNG DES FLUSSES« ein

Teilen

1990-Cord_Meijering_komponiert - Foto: Hans Jürgen Nickel, HLMDIm Dezember 1989 erhielt Cord Meijering vom Arbeitskreis »Block Beuys« im Verein der Freunde des Landesmuseums Darmstadt den Auftrag, eine Komposition zu dessen Gründungsveranstaltung zu komponieren. Der Komponist bat darum, das beauftragte Werk im Darmstädter »Block Beuys« komponieren zu dürfen, da er von der Aura, Schönheit und Spiritualität dieses außerordentlichen Kunst-Ortes Energie für das neu zu erschaffene Werk erwartete. So wurde ihm im Januar 1990 exklusiv ein Arbeitstisch in Raum 3 von »Block Beuys« eingerichtet.

Ein außergewöhnlicher Kompositionsprozess hatte begonnen: Über mehrere Wochen hinweg ging der Komponist jeden Morgen – quasi wie zur Arbeit – ins Darmstädter Landesmuseum. Dort komponierte er, traf sich regelmäßig in der spontan ersehnten Kaffeepause mit dem Restaurator des Museums, Günther Schott, der – im Gegensatz zum Komponisten – Joseph Beuys selbst kennengelernt hatte und daher vieles zu berichten wusste, was als Energie in die neu entstehende Musik eingehen sollte.

Komponieren bedeutet nicht nur das Schreiben von Musik. Es bedeutet – so Cord Meijering – das Öffnen aller Sinne, für einen imaginären Raum, in dem Tönendes, Denkendes, Verzückt-Betrachtendes und daher Tief-Empfindendes sich miteinander vereint. Ole Johns Film »Transsibirische Bahn« und Mircea Eliades »Der Mythos der ewigen Wiederkehr«, begleitet von James Georg Frazer’s umstrittenem Werk »The Golden Bow« sowie Filme über Joseph Beuys, über Schamanismus, Vegetationsmythen und archaischer Ekstase wurden inspirierende Quellen Meijerings.

Mit direktem Blick auf das tonnenschwere Werk »FOND 0 + Eisenplatte«, auf »Stuhl mit Fett«, »Val«, »Bergkönig«, »Jungfrau«, »Sibylla« und »Hörner« wurden Meijering im Januar die Objekte vertraut wie Einrichtungsgegenstände des eigenen Heims. Viele Elemente sind Relikte schamanischer Rituale, die Beuys in seine persönliche Bildwelt übertrug: Luftpumpen, Schlitten, Filzdecken, Dinge, die eine Notstandsatmosphäre erzeugen und auf Beuys Erleben der Vergänglichkeit (Krieg, Flugzeugabsturz etc.) verweisen, so Meijering.

Seine in »Block Beuys« entstandene Komposition »ROTFÄRBUNG DES FLUSSES« führte Cord Meijering zu der Geschichte von Adonis und Aphrodite bzw. Attis und Cybele, zwei Göttergestalten, die das ewige Sterben und Wiedergeborenwerden symbolisieren. Assoziationen an seine Spiekerooger Kindheit, das dortige Leben mit seinem Werden und Vergehen, gesellten sich hinzu. Es gibt eine Singstimme, die sich selbst auf schamanischer Trommel begleite. Außerdem eine Klarinette, ein Violoncello und ein Klavier, die zentrale Instrumente im Beuysschen Schaffen etwa in den Aktionen »Infiltration-Homogen für Cello« und »Hirschdenkmal für George Maciunas« waren. Die Klarinette steht für das ewig und stetig dahinfließende Wasser.

Zu Ehren des 100. Geburtstages von Joseph Beuys lassen das Hessische Landesmuseum Darmstadt und der Verein der Freunde des Landesmuseums »ROTFÄRBUNG DES FLUSSES« – nach der Premiere am 13. Mai 1990 – erneut im HLMD erklingen.

->Weiterführende Informationen zur Komposition

->Link zum Live-Stream

Es besteht eine begrenzte Platzzahl für Live-Publikum nach aktuellen Vorgaben des Infektionsschutzes. Bitte beachten Sie aktuelle Hinweise auf unserer Webseite www.hlmd.de. Die Kartenreservierung ist online ab 6. Juni 2021 auf www.hlmd.de möglich.

Sonntag, 4. Juli, 11.30 Uhr

CORD MEIJERING
ROTFÄRBUNG DES FLUSSES, 1990
für Sopran, Klarinette, Violoncello und Klavier

Yeree Suh – Sopran
Thomas Löffler – Klarinette
Wolfgang Lessing – Violoncello
Holger Groschopp – Klavier
Masahiro Nishio – Audio- und Video-Design, Live-Stream

Zur Einführung ein Gespräch von Dr. Gabriele Mackert, Sammlungsleitung Kunst 18.-21. Jahrhundert, und Cord Meijering.

Foto: Hans Jürgen Nickel, HLMD
Quelle: Hessisches Landesmuseum Darmstadt (HLMD)


Teilen