„Amphibische Stadträume“ gegen den Klimawandel – Kurt-Ruths-Preis 2020 geht an Dr.-Ing. Inga Bolik

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Dr.-Ing. Inga Bolik ist mit dem [[Kurt Ruths|Kurt-Ruths-Preis]] 2020 ausgezeichnet worden. Die Architektin und TU-Wissenschaftlerin erhält die mit 12.000 Euro dotierte Ehrung für ihre Dissertation zu amphibischen Stadträumen. Mit dem von ihr entwickelten Planungsansätzen sollen hoch verdichtete Stadträume Wetterextremen künftig besser standhalten.

Klimatische Veränderungen sind zunehmend auch in Deutschland zu spüren. Lange Trockenperioden, Überhitzung und extreme Niederschläge machen sich besonders in verdichteten innerstädtischen Bereichen negativ bemerkbar. Die Bewältigung solcher Ereignisse stellt für die Planung und Verwaltung von städtischen Infrastrukturen eine große Herausforderung dar.

Im städtischen Raum zeigen sich die Auswirkungen der Versiegelung von Oberflächen besonders stark: Niederschlagswasser kann nicht in ausreichender Menge versickern, sondern muss in die Kanalisation abgeführt werden. Da immer weitere Flächen versiegelt werden und gleichzeitig extreme Niederschläge zunehmen, wird die Kanalisation immer häufiger an ihre Kapazitätsgrenze gelangen, und es stellt sich die Frage, wie Niederschlagswasser zukünftig sicher abgeleitet werden kann. Das Kanalnetz durch immer größere Leitungen zu erweitern ist teuer und aufwendig und vielerorts auch problematisch. Stattdessen bietet es sich an, das Regenwasser vor Ort zwischenzuspeichern und diese Speicherräume multifunktional zu nutzen.

Städte resilienter machen

Inga Bolik beschreibt in ihrer Arbeit, wie die Resilienz von Städten durch ein dezentrales Regenwassermanagement erhöht werden kann und sich gleichzeitig für die Bewohner und Bewohnerinnen der Mehrwert des öffentlichen Freiraums erhöht. Die größte Herausforderung besteht dabei in der Anpassung und Umwandlung bestehender Strukturen. Durch den kontinuierlichen Aufbau einer sogenannten blau-grünen Infrastruktur sollen hydrologische Anforderungen mit naturnaher Stadtgestaltung verbunden werden.

Dazu hat Bolik ein Planungstool in Form eines Modells entwickelt, das auf öffentliche städtische Freiräume, insbesondere Plätze und Straßen in bereits bestehenden hoch verdichteten Stadtzonen ausgerichtet ist, und die wichtigsten Themen und Aspekte für die Entwicklung und Gestaltung von amphibischen Freiräumen zusammenfasst.

Die Preisträgerin
Inga Bolik ist Architektin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Entwerfen und Freiraumplanung der TU Darmstadt. Sie studierte Architektur an der TH Köln und der UPM Madrid, absolvierte den postgradualen „Master of Human Settlements“ an der KU Leuven und promovierte an der TU Darmstadt. Sie arbeitete viele Jahre als projektleitende Architektin. Seit 2012 betreut sie städtebauliche Entwürfe sowie Seminare im Bereich der Stadtökologie, Klimaanpassung und wassersensiblen Stadtplanung. Ihre Dissertation „Amphibische Stadträume“ widmet sich insbesondere dem Umgang mit Starkregenereignissen in der verdichteten Stadt.

Kurt-Ruths-Preis
Der seit 1989 jährlich verliehene Kurt-Ruths-Preis würdigt herausragende wissenschaftliche Leistungen aus den Fachbereichen Architektur, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften sowie Chemie und wird an Nachwuchswissenschaftler der TU Darmstadt verliehen. Der Preis geht zurück auf Kurt Ruths, den langjährigen Sprecher der Geschäftsführung der Braas-Gruppe.

Quelle: TU Darmstadt


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