Gemeindegebäude und zwei überregionale Zentren werden in Darmstadt neu gebaut

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Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) baut mit der Darmstädter Südostgemeinde gemeinsam ein neues evangelisches Zentrum. Unter einem Dach werden in Darmstadt künftig die evangelische Südostgemeinde und zwei gesamtkirchliche Arbeitszentren ein neues Zuhause finden. Dabei wird auch ein markanter Sakralraum samt Kirchturm neu entstehen. Der Standort für den wegweisenden Neubau wird im Woogsviertel in der Heinrichstraße, Ecke Theodor-Heuss-Straße sein. Das Bauwerk mit fast 4000 Quadratmetern Fläche wird die alten Räume der Südostgemeinde ersetzen. Zugleich werden dort zwei gesamtkirchliche Einrichtungen aus verschiedenen Standorten zusammengeführt. Das „Zentrum Bildung“ war bisher in der Erbacher Straße in Darmstadt beheimatet. Das Zentrum „Seelsorge und Beratung“ hatte seinen Sitz in Friedberg.

Baubeginn im Mai 2020
Der Baubeginn ist bereits für den Mai vorgesehen. Mit vorbereitenden Arbeiten wird im März begonnen. Im ersten Schritt wird ein Pfarrhaus neu errichtet, das die Kirchengemeinde dann als Zwischenunterkunft nutzt, während der Altbestand zurückgebaut und die Neubauten erstellt werden. Dabei werden für die wegfallenden Gehölze entsprechend den Naturschutzvorgaben auch etwa 18 neue Bäume gepflanzt. Die Gesamtfertigstellung des Gebäudekomplexes ist für das zweite Quartal 2022 geplant. Die Gesamtbaukosten betragen für die Arbeitszentren 8,3 Millionen Euro und für die Gebäude der Kirchengemeinde 3,6 Millionen Euro.

Mutiger Schritt
Für die Südostgemeinde in Darmstadt bedeutet das Projekt einen mutigen Schritt. Pfarrerin Renate Kluck: „Wir möchten eine kleine, aber lebendige und eigenständige Gemeinde bleiben, die ins Viertel hineinwirkt. Auch wenn der Abschied vom Christophorushaus schwer fällt – unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist der Neubau ökologisch und ökonomisch die beste realistische Alternative.“ Finanziert wird der Bau durch Eigenmittel, Zuschüsse von Dekanat und Landeskirche sowie durch die Einnahmen aus der Verpachtung des Grundstücks an die Landeskirche, mit denen die Kredite abbezahlt werden. „Wenn der Bau nach 20 Jahren abbezahlt ist, steht die Gemeinde dank der Erbpachteinnahmen gut da, notfalls auch mit weniger Kirchensteuerzuweisung. Und schon ab der Einweihung sparen wir erhebliche Betriebskosten und können Geld für andere Dinge als die Heizung ausgeben“, sagt Renate Kluck.

Variables Gebäude
Nach Worten der für das EKHN-Projekt verantwortlichen hessen-nassauischen Kirchenbaudirektorin Margrit Schulz hatten „großer Sanierungsbedarf und hohe Betriebskosten die Idee befördert“. Schulz: „Es ist ein wegweisender Neubau für die evangelische Kirche, weil er finanzielle Herausforderungen, ökologische Belange, ein variables Gebäudekonzept und zeitgemäße Architektur vereint. Wir haben hier auch die seltene Möglichkeit, einen neugestalteten Sakralraum für das 21. Jahrhundert und die Bedürfnisse der Menschen zu konzipieren. Das Projekt ist auch richtungsweisend für den eingeleiteten qualitativen Konzentrationsprozess des Gebäudebestandes innerhalb der EKHN. Ich freue mich deshalb sehr, dass das über mehrere Jahre hinweg entwickelte Konzept jetzt vor der Realisierung steht. Auch für die Kirchengemeinde geht damit eine lange Durststrecke zu Ende.“

Energetischer Bau
Das Konzept sieht vor, die Räume der Kirchengemeinde komplett zu erneuern. Die energetisch nicht mehr zu ertüchtigenden Bestandsbauten werden ersetzt durch wesentlich kompaktere Neubauten. Ihre Energieeffizienz wird deutlich über den Standard der heute gültigen Energieeinsparverordnung hinausgehen, was künftig zu erheblich reduzierten Betriebskosten für die Südostgemeinde führt. Neben einem Pfarrhaus in Holzbauweise, das fast Passivhausstandard erreicht, entsteht ein Gemeindezentrum mit einem Kirchturm. Er wird sich am Eckpunkt der Heinrichstraße durch eine vertikale Betonung im Stadtraum bewusst deutlich bemerkbar machen. Die Südostgemeinde zeigt also künftig trotz reduziertem Bauvolumen am Standort mehr Präsenz, was der Rolle im Quartier als eines der wenigen sozialen Zentren im Darmstädter Woogsviertel gerecht werden soll.

Neuer Kirchturm 
Der Standort des Gemeindehauses mit Sakralraum wird von einem Kirchturm an der Ecke Heinrichstraße/Theodor-Heuss-Straße unmissverständlich markiert und betont. Das Gebäude erstreckt sich zweigeschossig entlang der Theodor-Heuss-Straße und bietet auf beiden Ebenen Platz für Gottesdienst- und Versammlungsräume, verbunden durch ein Foyer, durch das der Sakralraum erweitert werden kann. Durch die Hanglage wird eine separate barrierefreie Erschließung der Einheit mit Gemeindebüro und Amtszimmer vom Herdweg aus möglich.

Räume teilen
Im mittleren Grundstücksteil errichtet die EKHN ein überregionales Zentrum für zwei der wichtigsten kirchlichen Handlungsfelder, die Zentren „Bildung“ sowie „Seelsorge und Beratung“. Beide Einrichtungen befinden sich zurzeit an getrennten Standorten mit teilweise ebenfalls stark sanierungsbedürftigen Gebäuden. Mit der Bündelung und Vernetzung sollen Synergien für die Zentren und die Gemeinde entstehen. So bietet sich die Möglichkeit, gemeinsam Räume zu nutzen oder sich Parkplätze zu teilen. Ein architektonisch markanter „Kirchvorplatz“, wird außerdem ein attraktives Entree an der Heinrichstraße markieren und einen Übergang von der hektischen Heinrichstraße in eine auf Begegnung und Besinnung gerichtete Umgebung herstellen. Im Innenbereich der U-förmigen Gebäudeanlage entsteht zudem ein ruhiger Innenhof, der sich nach Süden zum Herdweg öffnet.

Gemeinsamer Kraftakt
Das Projekt ist ein gemeinsamer Kraftakt. Das Evangelische Dekanat Darmstadt-Stadt unterstützt und fördert die Maßnahme sowohl finanziell als auch inhaltlich. „Wir setzen auf nachhaltige Entwicklung“, sagt Darmstadts Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse, „dazu gehören Konzentration und Innovation sowie Präsenz in den Stadtteilen und verstärkte Kooperation zwischen Gemeinden und von Gemeinden und anderen Akteuren.“ Geld, das in den kommenden Jahren in umfangreiche Sanierungsmaßnahmen  des bestehenden Gemeinde-Gebäudes gesteckt werden müsste, wird nun in einen Neubau investiert. Der gesamte Planungsprozess wurde von den Ämtern der Stadt Darmstadt konstruktiv begleitet, die Baugenehmigung wurde im August 2019 erteilt. Für die Entwurfsplanung zeichnet das Büro soan Architekten aus Bochum mit Niederlassung in Darmstadt verantwortlich. Mit der baulichen Umsetzung wurde als Generalübernehmer nach einem entsprechenden Ausschreibungsverfahren das Unternehmen C+P aus Angelburg beauftragt. Die Organisation des gesamten Vorhabens erfolgt durch das Referat Gesamtkirchliches Bauen innerhalb der EKHN, Referatsleiter Wolfgang Steinborn und Projektkoordinatorin Stefanie Wilsch. Für die Kirchengemeinde wird die Maßnahme baulich durch den Darmstädter Dekanatsarchitekten Daniel Jünger betreut.

Quelle: Evangelisches Dekanat Darmstadt-Stadt


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