Tomate, Gurke oder Geranie: Wegen hoher Energiekosten wird in Hessen erst später gepflanzt

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Gartenbaubetriebe mit Gewächshausanbau kämpfen aktuell mit hohen Energiekosten. Das zwingt einige Betriebe, ihre Produktion umzustellen. Aber nicht nur die hohen Energiepreise sind eine Herausforderung.

Da die ersten drei Monate des Jahres besonders heizintensiv sind, wurde in den hessischen Gewächshäusern dieses Jahr die Heizung später angestellt: Tomate, Geranie und Co. kamen zwei bis drei Wochen später als gewöhnlich in die Erde. Die Gartenbaubetriebe reagieren damit auf die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise. „Während eines sonnigen Frühjahrs können die Pflanzen den Rückstand wieder aufholen. Bleibt das Frühjahr hingegen trüb und kalt, dürften Geranien, Begonien und viele weitere Beet- und Balkonblumen kleiner sein und regional angebautes Fruchtgemüse – wie Gurke und Tomate – etwas später auf den Markt kommen, als die Kunden es gewöhnt sind“, erklärt Günter Wilde, Zierpflanzenexperte beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH).


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Sein Kollege Christian Fetzer, Fachberater für Gemüsebau, fasst zusammen: „Die Betriebe haben verschiedene Möglichkeiten, Heizkosten zu senken: Entweder beginnen sie später mit der Anzucht, wie wir es derzeit vielerorts sehen, oder kultivieren unter leicht gesenkten Temperaturen.“ Wilde ergänzt: „Die meisten hessischen Gartenbaubetriebe heizen mit fossilen Brennstoffen. Einige wenige heizen mit Holzhackschnitzeln oder Holzpellets. Ein spontaner Umstieg auf alternative Energieträger ist oftmals nicht möglich.“

Betriebe, die die Temperaturen in den Gewächshäusern senken, müssen ein größeres Augenmerk auf die Pflanzengesundheit legen. „Werden die Pflanzen unter suboptimalen Bedingungen gezogen, sind sie auch anfälliger. Gleichzeitig können sich manche Pilzkrankheiten leichter vermehren und die Bekämpfung gestaltet sich schwieriger“, sagt Fetzer.
Dass es eine leichte Sortimentsbereinigung geben wird, davon geht Wilde aus. Kulturen, die sehr warm kultiviert werden müssen, z.B. Edellieschen und Wandelröschen, treffe es vermutlich zuerst. Dennoch stehe weiterhin ein breites Beet- und Balkonpflanzensortiment aus regionalem Anbau für die Kundschaft bereit, versichert der Experte.

Neben hohen Energiepreisen sorgen auch gestiegene Lohnkosten in Kombination mit höheren Preisen für Pflanzsubstrate, Dünger und Kulturtöpfe für Kostendruck.

In den Läden werden die Preise nach Meinung der Experten nicht stärker steigen. „In der Vermarktung sind höhere Preise nicht durchzusetzen, weil die Kunden die Ware dann meiden“, sagt Fetzer. Ähnlich schätzt auch Wilde die Lage ein: „Blumen sind ein Luxusgut, und wenn dieses zu teuer ist, kaufen Kunden weniger.“

„Wegen hoher Energiekosten haben bisher nur wenige Betriebe die Produktion eingestellt. Wer ohnehin aus Altersgründen aufhören wollte, weil die Nachfolge fehlte, schloss dann halt etwas früher. Aber ein großes Betriebesterben hat es bislang in Hessen nicht gegeben“, ergänzt Wilde abschließend.

Quelle & Bild: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen


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