Weltweit gilt der Handel mit wildlebenden Tieren und ihren „Produkten“ wie Häuten oder Fellen als enormer Wirtschaftsfaktor. Im Jahre 2005 wurde ein geschätztes Volumen von 118 Millionen Euro „Wert“ an lebenden wilden Tieren in die Europäische Union (EU) verbracht. Davon entfiel der größte Teil auf Fische (89 Mio.), Reptilien wurden für etwa sieben Millionen Euro „Warenwert“ importiert. Weltweit lag die Summe für Reptilien bei 31 Millionen Euro. Damit gilt Europa als der zweitgrößte Markt für Reptilien nach den USA im Vergleich. Innerhalb Europas gilt wiederum Deutschland als der größte Markt.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden in den Jahren 2005 bis 2015 etwa mehr als fünf Millionen Reptilien nach Deutschland importiert. Darüber hinaus wurden Fische, Amphibien, Insekten und Spinnen sowie Säugetiere und Vögel nach Deutschland eingeführt (Universität Leipzig 2017).
Besonders problematisch aus Artenschutzsicht sind dabei Importe von Tierarten, die in ihren Herkunftsländern bereits unter Schutz stehen, allerdings noch nicht international geschützt sind.
Die umfangreichen Importe nach Deutschland, aber auch die zunehmend im Inland nachgezüchteten Tiere bestätigen die große Nachfrage nach exotischen Tieren. Der Verkauf dieser Wildtiere und Exoten erfolgt über Zoofachhändler, Baumärkte, Gartencenter, Tierbörsen und Internethändler sowie über private Tierhalter. Bei der anschließenden Haltung und Betreuung kommt es nicht selten zu Tierschutzdefiziten, wie die im Jahr 2018 veröffentlichte Studie zur Haltung exotischer Tiere und Wildtiere in Privathand (EXOPET) belegt. Die Probleme werden danach vor allem durch fehlende Sachkunde der Halter verursacht.
Grundlegend sollte deshalb vor dem Kauf jedes Tieres eine ausführliche Beratung seitens des Verkäufers erfolgen. Die aber gibt es auf Tierbörsen sowie beim Tierkauf im Internet nicht oder nicht ausreichend. Auch im stationären Handel gibt es Mängel. Nicht alle Angestellten im Verkauf müssen derzeit über einen Sachkundenachweis verfügen, so dass interessierte Käufer nicht vollumfänglich fachlich beraten werden können.
Darüber hinaus verleitet gerade das vielfältige Angebot im Internet und auf Tierbörsen häufig zu Spontankäufen. Die Folge: Unerfahrene Tierhalter werden nicht ausreichend beraten, sind überfordert und die Haltung der Tiere erfolgt nicht artgerecht. Tiere sterben frühzeitig, werden ausgesetzt oder abgegeben. Dies stellt auch die Tierheime, die nicht für die Unterbringung von exotischen Tieren oder Wildtieren ausgestattet sind, vor große Herausforderungen. Die Tiere sorgen nämlich für einen hohen Aufwand und kosten die Heime viel Geld. Zudem können sie meist nur schwer wieder vermittelt werden.
Vize-Landrat Lutz Köhler, als Erster Kreisbeigeordneter auch für den Tierschutz im Landkreis Darmstadt-Dieburg verantwortlich, begrüßt deshalb den Vorstoß von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Tier- und Artenschutz bei exotischen Tieren und Wildtieren im Handel und in Privathand zu verbessern und die Nachfrage zu reduzieren.
Bundesminister Özdemir plant eine Positivliste mit Tieren, deren Haltung erlaubt ist. Jedes Tier, das nicht auf dieser Positivliste steht, dürfte dann nicht mehr privat gehalten werden. Länder wie Frankreich, Belgien und die Niederlande haben bereits eine solche Regelung, andere arbeiten daran.
„Manche Menschen legen sich Tiere zu, die aus meiner Sicht in privaten Haushalten nichts zu suchen haben“, sagt Vize-Landrat Köhler. „Bis auf wenige Ausnahmen dürfen alle Tiere in Deutschland auch privat gehalten werden – also zum Beispiel auch Vogelspinnen, Äffchen oder Warane. Da muss sich dringend etwas ändern. Bei unserem Veterinäramt kriegen wir das nur mit wenn etwas schief läuft, etwa wenn sich die Nachbarn beschweren.“
Köhler würdigte in diesem Zusammenhang bei einem Besuch vor Ort das Engagement des Tierhilfevereins Keller-Ranch in Weiterstadt: Zwar habe die Einrichtung keine Möglichkeiten, um Reptilien wie etwa Schlangen, Spinnen und Frösche aufzunehmen – dennoch sorgt der Verein dafür, sichergestellte Tiere in fachkundige Hände weitergeben zu können.
„Dafür ist der Keller-Ranch einmal mehr zu danken“, lobte der Erste Kreisbeigeordnete den Einsatz des mehrfach ausgezeichneten Tierhilfevereins.
Quelle & Bild: Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg