Über fünfzig Prozent der heimischen Wildbienen und Schmetterlinge und fast vierzig Prozent der heimischen Farn- und Blütenpflanzen gelten in ihrer Existenz als gefährdet. Dass dieser Entwicklung nicht nur in Naturschutzgebieten oder in der Feldflur, sondern auch auf innerstädtischen Flächen entgegengewirkt werden kann, zeigt ab kommender Woche das Umweltamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt in größerer Dimension.
„Entlang der Dieburger Straße wird Darmstadts älteste Platanenallee auf einer Länge von gut einem Kilometer einen neuen, artenreichen Unterwuchs erhalten“, beschreibt Umweltdezernentin Barbara Akdeniz das Vorhaben. „Die Allee besteht aus 145 Platanen und wurde bereits im Jahr 1586 angelegt. Unter ihren Kronen soll es demnächst wieder so blühen wie zu Zeiten, als das Artensterben noch kein Thema war“, so Akdeniz.
Zum Einsatz kommt eine standortgerechte Saatgutmischung der ortsansässigen Firma Appels Wilde Samen. Diese besteht aus blühfreudigen und überwiegend einheimischen Arten wie Nelken, Salbei und Thymian, die gleichzeitig gut mit langen Trockenphasen und dem durchwurzelten Boden zurechtkommen. Rund 1500 Quadratmeter groß wird diese neue Nahrungsquelle für Insekten und Vögel künftig sein.
„Für die Ansaat wird zunächst die verfilzte Grasnarbe abgetragen und der Boden leicht gefräst“, erklärt Karin Lübbe, Leiterin des Umweltamts. „Anschließend wird das Saatgut aufgebracht und angewalzt. Bis Ende 2022 erfolgt dann die Entwicklungspflege, die vor allem aus Bewässerung und Mahd besteht. Über eine in 2021 zunächst häufigere Mahd darf man sich dabei nicht wundern, es handelt sich um den sogenannten Schröpfschnitt, der die anfangs schneller wachsenden, artenarmen und unerwünschten Gräser zurückdrängt, die ebenfalls noch in der Fläche keimen“. Alle Arbeitsschritte werden professionell und ohne die Baumwurzeln zu schädigen von einer erfahrenen Garten- und Landschaftsbaufirma durchgeführt. Nachdem sich die Ansaat etabliert hat, wird das neue Straßenbegleitgrün um eine Auswahl heimischer Blumenzwiebeln ergänzt werden.
Von der ökologischen Aufwertung des Straßenbegleitgrüns erhofft sich die Stadt gleichzeitig eine Nachahmungswirkung. „Was wir hier in größerem Maßstab tun, können Bürgerinnen und Bürger auch auf kleinen Flächen im eigenen Garten umsetzen“, betont Umweltdezernentin Akdeniz. „Einen Wiesenstreifen anlegen, eine ,wilde Ecke‘ belassen oder Blumenzwiebeln in den Rasen setzen sind Möglichkeiten, um der Natur wieder mehr Raum zu geben.“
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt