Neuinstallation der Arbeit »Raum 19« von Imi Knoebel im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

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Carmen und Imi Knoebel 2018 HLMD / Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMDAls [[Imi Knoebel]] (1942 in Dessau geboren) 1964 von der Darmstädter Hochschule für Gestaltung an die Düsseldorfer Akademie in die Klasse für Gebrauchsgraphik von Walter Breker und kurz darauf in die Klasse von Joseph Beuys wechselte, stellte dieser ihm das Atelier neben seiner Klasse, Raum 19, zum Arbeiten zur Verfügung. Beuys propagierte die radikale Veränderung von Kunstbegriff und Gesellschaft. lmi Knoebel setzt sich mit der Befreiung der Kunst von jeglichen Inhalten und Funktionen auseinander. Zum Ausgangspunkt seiner künstlerischen ‚Selbstreinigung‘ nahm er das legendäre »Schwarze Quadrat auf weißem Grund« des russischen Avantgardisten Kasimir Malewitsch aus dem Jahr 1913.

Knoebel entwickelte ein Arsenal an Keilrahmen und geometrischen Formen aus Holzfaserplatten: Kuben, Bogenelemente, Kreissegmente oder Rechtecke. Die erste 1968 entstandene Installation »Raum 19« gilt heute als Schlüsselwerk des international renommierten Minimalisten.

Alle Elemente zusammen bilden ein räumliches Grundvokabular, das aus sich selbst heraus wirken und dessen Struktur die Besucher*innen wahrnehmen und sinnlichen erfahren sollen. Auf den ersten Blick wirkt die monumentale Installation unfertig, verlassen, auf seine Vollendung wartend. »Raum 19« fordert zu genauem Wahrnehmen auf: Formen, Winkel, Proportionen aber auch Material und Farbe sind die Fixpunkte, die das Verhältnis der Betrachter*innen zum Raum prägen: Kreissegmente, Kuben und Platten sind gestapelt, gehängt oder nebeneinander angeordnet. Nackte Keilrahmen lehnen wie irgendwo an der Wand. Quader stehen mal meterhoch im Raum, lehnen mal flach an der Wand oder hängen als monochrome ‚Tafelbilder‘. Kleinere Dreiecksfiguren liegen wie Spielzeug am Rand. Zufall oder System?

Knoebel geht über die herkömmlichen Vorstellungen von einem Gemälde hinaus. Bilder bilden hier nichts mehr ab. Sie sind penibel präzise gefertigte Körper. Er erweitert die Malerei in den Raum, löst sie aus überkommenen Bezügen. Zwischen dem Material der Bilder und dem Objekt im eigentlichen Sinn macht Knoebel keinen Unterschied mehr.

Im Hessischen Landesmuseum Darmstadt suchte die 1992 entstandene zweite Version von Knoebels »Raum 19« anlässlich seiner ersten Präsentation die unmittelbare Nachbarschaft zu Joseph Beuys‘ Block Beuys, so dass Schüler und Lehrer im übertragenen Sinne wieder benachbart sind wie zu Hochschulzeiten.

Bild: Imi Knoebel, Raum 19/II, 1968/92, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD
Quelle: Hessisches Lamdesmuseum Darmstadt


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