Spielzeug oder eine geöffnete Fernbedienung: dass Kleinkinder Knopfzell-Batterien verschlucken ist schnell passiert. Die Fälle der so genannten „Batterie-Ingestionen“ nehmen immer mehr zu. Das zeigen aktuelle Zahlen der Fachgesellschaft der Kindergastroenterologen (GPGE) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Auch die Darmstädter Kinderkliniken bemerken einen Anstieg der Fälle: Innerhalb einer Woche waren im Januar 2025 allein 5 Kinder in der Klinik, die eine Knopfzellbatterie verschluckt hatten. Im Durchschnitt war es bis dato etwa ein Kind pro Monat.
Starker Anstieg bei (Klein-)Kindern
Wird eine Knopfzelle verschluckt, bleibt sie in den meisten Fällen in der Speiseröhre (Ösophagus) stecken. An der feuchten Schleimhaut der Speiseröhre kommt es dann zu einer starken Reaktion: die Batterie entlädt sich und es fließen elektrische Ströme. Das Gewebe wird dadurch zerstört, wie bei einer Verätzung. „Wird eine Knopfzelle dabei nicht rechtzeitig entfernt, frisst sie regelrecht ein Loch in die Speiseröhre des Kindes“, erklärt Dr. Andreas Busch, Oberarzt und Leiter der Kindergastroenterologie und -Hepatologie in den Darmstädter Kinderkliniken. Das kann gefährlich sein und langfristige Folgen haben: von einer verengten Speiseröhre (durch Narbenbildung) über Schluckstörungen bis hin zu lebensbedrohlichen Infektionen im Brust- und Bauchraum. Und auch Todesfälle gibt es, etwa wenn große Blutgefäße wie die Aorta oder die Schilddrüsenarterie betroffen sind.
Nachvollziehbar, denn im Familienalltag kommen die kleinen Batterien immer häufiger vor: in Spielzeugen, Fernbedienungen, Uhren, Fieberthermometern, Büchern mit Ton oder LED-Lichtern etwa. Auch in Autoschlüsseln, Waagen, kleinen Taschenlampen oder blinkendem Haarschmuck sind sie versteckt. Meist sind sie gut verschlossen und nur mit Werkzeug zu öffnen. Ist das jedoch nicht der Fall, gilt besondere Vorsicht. Ein Vergleich von 65.000 Fällen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin zeigt: besonders gefährdet sind Kinder unter 6 Jahren, die eine Knopfzellbatterie mit einem Durchmesser von 20-25mm verschluckt hatten.
Versteckte Gefahr in Spielzeug – Darauf müssen Eltern achten
„Wir appellieren vor allem an das Bewusstsein der Eltern: gerade Kleinkinder erkunden ihre Umgebung häufig oral. Sie stecken kleine oder große Gegenstände in den Mund – oft schneller, als man reagieren kann“, so Dr. Busch. Bezugspersonen sollten deswegen darauf achten, Knopfzellen außer Reich- und Sichtweite von Kindern zu lagern. Am Besten in verschlossenen Behältern oder einer abschließbaren Schublade. Auch lose Batterien niemals herumliegen lassen und nach einem Batteriewechsel die alte Batterie sofort entsorgen.
„Wichtig zu wissen: eine verschluckte Knopfzelle ist wirklich ein medizinischer Notfall. Verletzungen können schon nach 15 Minuten bis zu 2 Stunden auftreten. Deswegen gilt: sofort ärztliche Hilfe holen und in eine Klinik kommen, in der eine Endoskopie gemacht werden kann“, ergänzt der Ärztliche Direktor der Klinik, Dr. Sebastian Becker. Auch wenn man unsicher sei, ob es wirklich eine Batterie war.
Betroffene Kinder zeigen in der Regel Anzeichen wie Husten, Würgen, Schluckbeschwerden oder Speichelfluss. Eltern sollten ihrem Kind dann kein Wasser mehr zu trinken geben, das verstärkt die schädigende Reaktion. Akut helfen können zwei Teelöffel Honig – etwa alle 10 Minuten auf dem Weg in die Klinik und nur bei Kindern über einem Jahr. Er wirkt wie eine Art Barriere zwischen Gewebe und Batterie und kann die gewebsschädigende Wirkung abmildern. Den „Honig-Trick“ empfiehlt auch die aktuelle offizielle ärztliche Leitlinie. (S2k – Leitlinie 001/031)
Quelle: Darmstädter gemeinnützige Kinderklinikenbetriebs-GmbH